Essen/Dortmund. Wenn es brennt im Wald, setzt die Feuerwehr auch auf Löschrucksäcke. Obwohl sie nur 20 Liter Inhalt haben, können sie eine große Hilfe sein.

Kaum sind sie am Einsatzort, schnallen sie sich Rucksäcke um, um das Feuer zu löschen. Rucksäcke? „Das funktioniert“ sagt Christoph Riße, Sprecher der Feuerwehr Essen. Denn in den Rucksäcken ist Wasser. 20 Liter. Und am Schlauch, der herausführt ist eine Löschlanze. Die speziellen Rucksäcke sind nur eine der relativ neuen Methoden, mit denen die Feuerwehren im Revier arbeiten, wenn es brennt im Wald.

Viel zu wenig Regen, um Trockenheit zu lindern

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Und es kann überall brennen zurzeit, trotz des Regens der vergangenen Tage. Viel zu wenig ist da gefallen, um die Trockenheit der letzten Monate zu lindern. Tief im Forst kann es losgehen, auf dem Feld, an einer Böschung an der Autobahn oder dem Bahndamm. „Vegetationsbrände“, nennt die Feuerwehr das. Und was passieren kann, wenn man diese Feuer nicht so schnell wie möglich in den Griff bekommt, hat sich vor zwei Jahren in Essen gezeigt, als es im Schellenberger Wald brannte. Anfangs waren es etwa 250 Quadratmeter, am Ende – angefacht durch den Wind – 5000 Quadratmeter. Auch in diesem Jahr hat es schon wieder draußen gebrannt in Essen. Dieses Mal zum Glück aber nicht so großflächig, wie 2020.

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© dpa | Die Waldbrandgefahr ist zur Zeit in ganz Deutschland hoch.Robert Michael

Auch die Dortmunder Feuerwehr hat Erfahrung mit diesen Einsätzen, vor einiger Zeit etwa unterhalb der Hohensyburg in Dortmund. „Schwer zugängiges Gelände“, erinnert sich André Lüddecke, Sprecher der Dortmunder Feuerwehr. In beiden Fällen verhinderte nicht zuletzt durch Einsatz der Rucksäcke Schlimmeres. Aber nur 20 Liter? Wenn das Feuer noch klein ist, ein „Entstehungsbrand“ ist, wie die Fachleute es dann nennen, und wenn gleich mehrere Löschrucksäcke zum Einsatz kommen, „dann kann auch diese Wassermenge schon helfen“, sagt Riße.

Je kleiner die Tropfen desto größer die Wirkung

Denn Feuer braucht, vereinfacht gesagt, bestimmte Dinge, um zu brennen. Einen brennbaren Stoff, Energie sowie Sauerstoff, den es in der Luft gibt. Um eine Flamme zu löschen, muss man ihr mindestens eins davon entziehen. Deshalb wird das Wasser aus dem Rucksack nicht als schmaler, starker Strahl, sondern eher als Sprühstrahl in kleinen Tropfen versprüht.

„Das hat mit dem Wärmebindungsvermögen zu tun“, erklärt Riße. Bei seiner Verdampfung steigt das Volumen des Wassers nämlich stark an, verdrängt so die Luft um das Feuer und verringert damit die Sauerstoffkonzentration. Und je kleiner die Tropfen, desto größer ist die so genannte Reaktionsoberfläche und desto mehr Wasser nimmt aktiv am Löschprozess teil. Das funktioniert allerdings nur bis zu einer gewissen Grenze.

Experte: „Das System hat sich bewährt“

Das System der Löschrucksäcke habe sich bewährt, sagt Ulrich Cimolino, Branddirektor bei der Feuerwehr Düsseldorf und Vorsitzender des Arbeitskreises Waldbrand im Deutschen Feuerwehrverband (DFV). Lüddecke und Riße können das nur bestätigen. „Damit kommt man meist schnell und gezielt ans Feuer ran und muss nicht die ganze Zeit einen Schlauch hinter sich her ziehen“, sagt der Bochumer Feuerwehrsprecher.

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Ein Zuckerschlecken ist die Arbeit dennoch nicht. 20 Liter sind 20 Kilo „und wenn man die bei 35 Grad durch den Wald geschleppt hat, dann weiß man, was man getan hat“, erzählt Riße.

Hubschrauber können helfen, Flugzeuge nicht

Bei größeren Einsätze kommen Löschhubschrauber zur Hilfe
Bei größeren Einsätze kommen Löschhubschrauber zur Hilfe © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ob Rucksäcke oder neuartige Kreisregner – beides hilft nicht mehr, wenn aus dem Bodenfeuer ein Stamm- oder Gipfelfeuer geworden ist. „Dann benötigen die Einsatzkräfte am Boden Unterstützung aus der Luft“, stellt Cimolino klar. Drei von sechs Polizeihubschraubern in NRW seien mittlerweile technisch so aufgerüstet, dass sie dank spezieller Tanks Wasser aus der Luft abwerfen können, weiß der Experte. Es dauere nur leider oft noch zu lange, bis ihr Einsatz von den zuständigen Stellen genehmigt werde. „Dabei kommt es gerade bei Waldbränden darauf an, möglichst schnell zu sein.“

Den Einsatz von Löschflugzeugen hält Cimolino dagegen schon allein aus geografischen Gründen für fast unmöglich. Kilometerlange freie Flugstrecke über Wasser gebe es in NRW so gut wie gar nicht. Das sieht Lüddecke ähnlich. „Am Phönixsee würde das wohl nicht funktionieren.“