Essen. In der Hitzewoche musste die Feuerwehr Essen allein zehn Flächen- und Waldbrände löschen. Wie entstehen die? Ein populärer Mythos ist falsch.
Allein zehn Flächen- und Waldbrände hat die Feuerwehr Essen in der vergangenen Hitze-Woche löschen müssen. Die Temperaturen stiegen bis Dienstag, 19. Juli, auf 37 Grad im Stadtgebiet, erst am Donnerstag kühlte es ab.
An der Korte Klippe im Schellenberger Wald gab es Anfang der vergangenen Woche einen Großeinsatz, an der Bahnlinie nach Oberhausen brannte trockenes Gras, in Kettwig stand Getreide in Flammen – die Feuerwehr Essen hat in der vergangenen Woche noch weitere Einsätze verzeichnet. Auch der Lösch-Einsatz in Frillendorf, bei dem die Feuerwehr einen Altpapier-Laster der Entsorgungsbetriebe löschen müsste, könnte auf die starke Hitze zurückzuführen sein.
Die Zahl dieser Flächen- oder so genannten Vegetationsbrände ist nach Angaben von Feuerwehr-Sprecher Christoph Riße ungewöhnlich hoch. In allen Fällen, so viel steht fest, hat sich das Feuer nicht von selbst entfacht. Die Vermutung liegt nahe, dass es immer Menschen sind, die – beabsichtigt oder nicht – Schuld sind an der Entstehung eines Flächen- oder Waldbrandes. „Im Fall des brennenden Kornfeldes in Kettwig war es die heiß gelaufene Bremse eines Mähdreschers, ansonsten gehen wir davon aus, dass vermutlich die achtlos weggeschnippte Zigarette als Brand-Ursache in Frage kommt“, sagt Feuerwehr-Sprecher Christoph Riße.
Warum eine Lupe nicht das gleiche ist wie eine Glasscherbe
Der Fachmann räumt mit einem populären Mythos auf: Flächen-, Wald- oder Vegetationsbrände entstehen nicht durch Glasscherben, die auf trockenem Gras liegen und von der Sonne beschienen werden. „Das denken viele Leute immer noch, weil man ja theoretisch mit einer Lupe ein Feuer entfachen kann“, sagt Riße. Nur: Die Lupe funktioniert als Anzünder, weil das Glas nach innen gewölbt (konkav) geschliffen ist und somit Lichtstrahlen bündelt. „Doch auch bei der Lupe muss der Einfallswinkel exakt ausgerichtet sein.“
Fazit: Scherben von Flaschen oder Gläser können keine Glut auslösen, egal wie intensiv sie von der Sonne beschienen werden. „Trockenes Gras benötigt als Anzündtemperatur rund 300 Grad Celsius“, gibt Christoph Riße zu bedenken. Er verweist auf mehrere wissenschaftliche Studien, die nachgewiesen haben, dass die Gefahr eines Flächenbrandes durch herumliegende Glasscherben nahezu ausgeschlossen ist. In Feuerwehr-Kreisen ist das selbstverständlich bekannt, doch im Volk hält sich hartnäckig die Vorstellung davon, dass einfache Scherben bei Hitze und Trockenheit eine Brandgefahr darstellen.
Brand an der Korte Klippe hielt zwei Löschzüge eine Nacht lang in Atem
Entsprechend ernst zu nehmen sind die Hinweise von Behörden nach langen Trocken- und Hitzeperioden, dass man im Freien keinesfalls Zigaretten achtlos wegschnippen soll oder nach dem Grillen im öffentlichen Raum sehr sorgsam die Glut löscht. „Letztendlich können wir in fast allen Fällen der letzten Woche Brandstiftung nicht ausschließen“, betont Riße. Das heißt: Womöglich war zum Beispiel das Feuer an der Korte Klippe, das zwei Löschzüge eine ganze Nacht lang in Atem hielt, vorsätzlich ausgelöst. Die Korte Klippe ist bekanntlich ein populärer Treffpunkt – vor allem in den warmen Sommermonaten.