Düsseldorf. Erst gab es Zeugnisse – und dann Ferien! NRW setzte sich am Freitag in Bewegung, zu Flug- und Bahnhöfen, auf Autobahnen. Eine erste Bilanz.
Freitag, letzter Schultag – am 24. Juni erhalten die rund zweieinhalb Millionen Schülerinnen und Schüler in NRW ihre Zeugnisse. Und dann: große Ferien! Als erstes Bundesland startet Nordrhein-Westfalen in die Sommerferien.
Wer mit dem Flugzeug in den Urlaub starten will, muss mit langen Warteschlangen am Check-in und an den Sicherheitskontrollen rechnen. Der aktuelle Personalmangel in vielen Bereichen wird zum Ferienbeginn für die Flughäfen zur Belastungsprobe.
Özay Tarim von der Gewerkschaft Verdi kritisiert, dass die Folgen des Personalmangels lange abzusehen waren. „Das ist ein Desaster mit Ansage“, sagt der Gewerkschaftssekretär unserer Redaktion. Die letzten Wochen hätten gezeigt, dass sich selbst an gewöhnlichen Wochentagen lange Warteschlangen vor der Sicherheitskontrolle bildeten, weil Mitarbeitende fehlten. „Die Situation ist vollkommen unterschätzt worden“, so Tarim.
Er erwartet, dass sich die Lage am Wochenende weiter verschärft. Allein am Düsseldorf Flughafen sollen am Samstagmorgen innerhalb von nur drei Stunden rund 11.000 Reisende abgefertigt werden – dass dort nun eine zweite Firma Sicherheitskontrollen durchführt, könne da nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein.
Ferienstart: So ist die Lage am Flughafen Düsseldorf
Am Freitagmorgen ist NRWs größter Flughafen, der Airport Düsseldorf, zwar voll, die Stimmung wirkt aber zunächst relativ entspannt. Annullierungen gibt es keine, nur einzelne Flüge sind etwas verspätet. An die scheinbar unendlichen Warteschlangen durchs Terminal, vor allem vor Check-In und den Sicherheitskontrollen, hat man sich in Düsseldorf in den vergangenen Wochen gewöhnt. Nordrhein-Westfalens größter Flughafen erwartet allein am ersten Ferienwochenende mehr als 200.000 Passagiere.
Wo beginnt die Warteschlange, wo endet sie? Das ist auch am Freitag nicht unbedingt erkennbar. Die Wartenden für die Sicherheitskontrolle stehen einmal quer durchs Terminal, wie Reporter Sinan Sat festgehalten hat:
Eine Momentaufnahme am Freitag zwischen 7 und 8 Uhr: Während man bei den Eingängen zu den Sicherheitschecks an den Flugsteigen A und C eine halbe Stunde bis Stunde einplanen muss, ist an der Kontrollstelle bei Flugsteig B keine Schlange zu sehen. Gut zu wissen: Alle Gates lassen sich erreichen, egal an welcher Kontrollstelle man beim Sicherheitscheck war.
Flughafen Düsseldorf: Reisende gut vorbereitet
Die Menschen, die am Freitagmorgen in Düsseldorf in ihren Urlaub starten wollen, scheinen überwiegend gut vorbereitet auf die mitunter angespannte Situation: Viele haben die Möglichkeiten des Online- oder Vorabend-Check-In genutzt, die allermeisten sind mit viel Vorlauf gekommen. Nur für die Kleingruppe, die „nur“ zwei Stunden vor dem geplanten Boarding am Airport auflief, ist die Reise beendet, bevor sie begann – Flug verpasst.
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Viele Urlauber waren nach eigenen Angaben schon mehrere Stunden vor dem geplanten Abflug gekommen, um rechtzeitig am Gate zu sein, berichtet die Deutsche Presse Agentur. „Wir fliegen um 13.00 Uhr, sind aber schon um 9.00 Uhr hergekommen“, sagte etwa ein Passagier, der mit seiner Frau nach Fuerteventura fliegen wollte. Seit über einer Stunde warte er bereits darauf, die Koffer abgeben zu können. Er sei aber noch entspannt. Auch eine Familie mit zwei kleinen Kindern mit Ziel Mallorca ist vorsichtshalber schon drei Stunden früher zum Flughafen gefahren, wie der Vater sagte.
Düsseldorfer Flughafen: unterschiedlich lange Wartezeiten
Die Erfahrungen, die die Reisenden machen, sind jedoch uneinheitlich: Die einen sind nach anderthalb Stunden mit Check-In und Sicherheitskontrolle durch, andere berichten von viereinhalb Stunden Warten. Nachdem am Morgen der erste Schwung Urlaubsflieger gestartet ist, hat sich die Lage gegen Mittag entspannt – alle Warteschlangen auf flughafenüblichem „Normalmaß“.
„Heute haben wir eine neue extreme Situation, weil es sich bereits mittags staut – und das wo die meisten Kinder noch gar nicht aus der Schule sind“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. Er rechne damit, dass es am Nachmittag noch deutlich voller wird.
Pech hatten Reisende dann ab Mittags – zumindest wenn sie mit Eurowings abfliegen wollten. Gleich 15 Flüge strich die Fluggesellschaft, und das mehr als kurzfristig. Zur Meldung geht es hier: Wut am Flughafen Düsseldorf – Eurowings streicht 15 Flüge
Am Flughafen Köln/Bonn mussten Reisende am frühen Nachmittag allein an den Sicherheitskontrollen bis zu zwei Stunden warten, wie ein Sprecher der Bundespolizei sagte. Die Schlange reiche vom Terminal 1 bis ins Terminal 2 hinein. „Wir versuchen natürlich alles Mögliche, um die Wartezeiten möglichst gering zu halten“, sagte der Sprecher. Der Sicherheitsdienstleister habe zusätzliches Personal akquiriert. Die Schlange vor den Sicherheitskontrollen war auch am frühen Abend laut Augenzeugen noch mehrere hundert Meter lang.
Der Flughafenverband ADV empfiehlt Urlaubern, mindestens zweieinhalb Stunden vor dem Abflug am Flughafen zu sein und möglichst einen Vorabend-Check-in zu nutzen.
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Sommerferien in NRW: Staugefahr ab Freitagnachmittag
Die Staus auf den Autobahnen addierten sich laut ADAC zwischen 16.30 Uhr und 17.00 Uhr auf knapp 200 Kilometer. Am Abend kamen Autofahrer dann wieder deutlich besser durch, wie ein Sprecher sagte. Betroffen waren vor allem die klassischen Staustrecken wie die A1 Köln-Dortmund-Osnabrück in Richtung Norden sowie die A3 Oberhausen-Köln-Frankfurt in beiden Richtungen. Auch auf der A61 war viel los.
Ein Stauchaos zum Ferienstart habe es nicht gegeben, sagte der ADAC-Sprecher. „Man hat Geduld gebraucht, aber ist besser durchgekommen als die Kurzurlauber vor Himmelfahrt.“ Am Mittwoch vor dem langen Himmelfahrts-Wochenende habe sich der Verkehr in NRW auf knapp 400 Kilometern gestaut. Am Samstag rechnete der Sprecher in NRW nochmal mit erhöhter Staugefahr zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr.
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Ferienstart in NRW: Volle Züge bei der Bahn erwartet
Im Bahn-Nahverkehr kam es am Freitagnachmittag zu mehreren Zugausfällen wegen kurzfristigen Personalausfalls, wie die Infoseite zuginfo.nrw berichtete. Vor dem ersten Ferienwochenende hatten die Eisenbahnverkehrsunternehmen bereits darauf hingewiesen, dass es bis einschließlich Sonntag auf den Regionalbahn- und Regionalexpresslinien in NRW zu zu einer außergewöhnlich hohen Auslastung kommen kann. „Es sind hohe Verspätungen möglich“, hieß es.
NRW, das bevölkerungsreichste der 16 deutschen Bundesländer, macht bei den Sommerferien den Anfang. Eine Woche später folgen die Küstenländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, am Mittwoch danach (6.7.) Hamburg, Berlin und Brandenburg. Als letzte sind wieder die südlichen Länder Baden-Württemberg und Bayern an der Reihe – erst Ende Juli beziehungsweise zum 1. August. (dpa/stew/a.b./sat)
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