An Rhein und Ruhr. In Düsseldorf wurden erste Flüge gestrichen, weil das Nachtflugverbot griff. Die Stimmung war aufgeheizt. Wie sieht es in Weeze und Köln aus?
Mit einer „Atmosphäre wie in einem Fußballstadion“ vergleichen viele Fluggäste die Situation am Düsseldorfer Flughafen: Seit Monaten kommt es zu Stoßzeiten zu chaotischen Szenen an den Sicherheitskontrollen, weil der für die Bundespolizei tätige Sicherheitsdienstleister DSW nicht genügend Personal für die Kontrolle der abfliegenden Passagiere und ihr Handgepäck hat. Mittwochabend eskalierte die Situation: Aufgrund der extrem langen Warteschlangen kam es zu lautstarken Auseinandersetzungen und Handgreiflichkeiten unter den in Massen wartenden Passagieren. Videos und Fotos zeigen, dass sich eine Vielzahl von Bundespolizisten vor die Menschenmenge stellen musste, um die aufgeheizte Stimmung zu entschärfen. Einige trugen, so Beobachter gegenüber unserer Redaktion, Maschinenpistolen.
Reisende konnten beschwichtigt werden
Eine Flughafen-Sprecherin spricht von einer „gereizten Stimmung“, die sie auf die Wärme, die stickige Luft und die langen Wartezeiten zurückführt. Von Tumulten will sie nicht sprechen: „Wir konnten die Situation schnell beruhigen und die Reisenden beschwichtigen. Es gab keine Körperverletzungen und es wurden auch keine Strafanzeigen gestellt“.
„Die Mitarbeiter des Flughafens waren völlig überfordert und wären ohne den Einsatz der Bundespolizisten von den Fluggästen überrannt worden“, sagt dagegen Verdi-Sekretär Özay Tarim. Viele Passagiere hätten sich vordrängeln wollen aus Angst, ihre Flugzeuge zu verpassen. Tarim sieht dem heutigen Ferienstart mit Angst entgegen: „Wie soll laufen, wenn am Wochenende noch mehr Menschen kommen, darunter viele Familien mit Kinder?“, fragt er besorgt. Der Flughafen hatte bereits angekündigt, dass von Freitag bis Sonntag 200.000 Passagiere am Düsseldorfer Airport erwartet werden. Der angekündigte zweite Sicherheitsdienst zur Unterstützung der völlig überforderten DSW werde da kaum Abhilfe schaffen.
Aber nicht nur am Düsseldorfer Flughafen gibt es Personalengpässe bei der Abfertigung. Auch am Köln/Bonner, wo schon zahlreiche Flüge gestrichen wurden. Dort wird unter anderem im Terminal ein zusätzlicher Dienstleister eingesetzt, der bei der Bordkartenkontrolle hilft. Und der Flughafen hat zusätzliches Personal für die Abfertigung eingestellt. „Wir tun alles, um die Abläufe bestmöglich zu steuern“, sagt Flughafenchef Thilo Schmid, weiß aber dass sich Wartezeiten nicht vermeiden lassen. „Frühzeitig und gut vorbereitet zum Flughafen kommen“, rät er und empfiehlt 2,5 bis 3 Stunden vor dem Abflug da zu sein.
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Auch der Airport Weeze erwartet regen Betrieb in kommenden sechs Wochen. Laut des Flughafens werden fast 200.000 Passagiere in der Ferienzeit erwartet – genausoviele wie vor Corona, allein am heutigen Freitag 12.000. Im vergangenen flogen ab Weeze rund 151.000 Passagiere in die großen Ferien. Da sich die NRW-Sommerferien und die „Vakanties“ in den niederländischen Provinzen überschneiden, verlängert sich die Feriensaison am Airport Weeze in diesem Jahr auf rund neun Wochen, in denen dann mehr als 280.000 Passagiere in Weeze erwartet werden.
Im Gegensatz zu den Problemen an den Großflughäfen sehen sich die Betreiber des Airports im Kreis Kleve aber gut aufgestellt. Längere Wartezeiten sollen auch in Spitzenzeiten die Ausnahme bleiben. Airport-Pressesprecher Holger Terhorst erklärt, dass man zu Spitzenzeiten auf jeden Fall auch noch zusätzliches Personal gebrauchen könne, die Abfertigung aber trotzdem gut laufe. „Es wird bestimmt Warteschlangen geben, aber wenige und wenn dann Schlangen, die sich schnell bewegen“, so der Sprecher. Da sei der regionale Flughafen im Vergleich zu den großen Flughäfen im Vorteil.
Drei bis sechs Stunden vor Abflug vor Ort sein
Bereits die erste Hochsaison des Jahres - die Osterferien und die niederländischen Meivakanties - habe der Airport mit den Partnerfirmen und Behörden problemlos bewältigen können. Von Weeze aus können 29 Ziele in diesem Sommer angeflogen werden. Wöchentlich starten mehr als 80 Jets. Ryanair steuert dabei zahlreiche Urlaubsdestinationen rund um das Mittelmeer an: Palma de Mallorca, Palermo, Faro, Malaga, Zadar, oder auch Marrakesch. Corendon Airlines fliegt zudem zwei Mal nach Antalya.
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Viele Fluggesellschaften raten ihren Gästen, den Voabend-Check-In zu nutzen und das Gepäck bereits am Tag vor der Flugreise aufzugeben, um so am Reisetag gleich zur Sicherheitskontrolle gehen zu können. Als Stoßzeiten gelten zwar die Morgenstunden zwischen 4 und 7 Uhr. Allerdings sei dies kein Grund, sich entspannt zurück zu lehnen, wenn der Flug erst gegen Mittag oder nachmittags geht. In den letzten Wochen ist es auch in Düsseldorf später am Tag immer wieder zu Problemen gekommen. Wer ganz sicher gehen will, sollte drei bis sechs Stunden vor dem Start vor Ort sein.
Wer mit dem Zug anreisen will, sollte beachten, dass es durch das 9-Euro-Ticket auch hier zu Verzögerungen kommen kann. Schon zu Pfingsten und am Fronleichnamswochenende kam es – auch wegen des Ansturms auf das 9-Euro-Ticket - vermehrt zu großen Verspätungen und kurzfristigen Zugausfällen.
Folgen hatten die Verzögerungen bei der Abfertigung am Mittwochabend für Fluggäste, die in die Türkei wollten. Zwei Flüge, einer nach Ankara und einer nach Antalya, wurden wegen des Nachtflugverbots gestrichen. Eine Passagierin berichtet, dass sie 19.30 Uhr am Check-In stand, diesen aber erst nach 21 Uhr absolviert hatte. Danach mussten die Passagiere noch lange an der Sicherheitskontrolle warten. Bis sie in der Maschine saßen, war es nach 22 Uhr. Dann greift in Düsseldorf das Nachtflugverbot. Alle mussten die Maschine wieder verlassen – und sich um einen anderen Flieger am nächsten Tag bemühen. –