Ruhrgebiet. Die Kassenärzte geben bei Long Covid vorsichtig Entwarnung: Im Bereich Nordrhein klagen nur sehr wenige Patienten über schwere Corona-Folgen.

Am schlimmsten ist die Müdigkeit: Viele Corona-Patienten fürchten sich in der Pandemie mehr vor den Folgen einer Infektion als vor der Erkrankung selbst. Doch nun geben Ärzte vorsichtig Entwarnung: Long und Post Covid, sagt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO), seien „ein seltenes bis sehr seltenes Ereignis“.

Knapp 75.000 von fast zehn Millionen Einwohnern, rechnete die KVNO am Dienstag vor, hätten sich im vergangenen Jahr zwischen Oberhausen und Köln an ihre Arztpraxen gewandt: mit Symptomen, die sie auch Wochen später einer Covid-19-Erkrankung zuordneten. Über neurologische aber auch psychosomatische Beschwerden klagten die Menschen – Konzentrationsprobleme, Herz- und Lungenbeschwerden, Depressionen. Am häufigsten, so Vorstandschef Dr. Frank Bergmann, selbst Neurologe und Psychiater, seien sie mit dem sogenannten Fatigue-Syndrom gekommen: anhaltender Müdigkeit, Erschöpfung, Antriebslosigkeit.

Schwerste Symptome nur „in verschwindend geringer Zahl“

Und doch waren es „viel weniger als gedacht“, so Bergmann: Mindestens 95 Prozent hätten in den Hausarzt-Praxen versorgt werden können und keine der eigens eingerichteten Ambulanzen gebraucht. Höchstens ein bis zwei Prozent seien zudem „schwer betroffen“, schwerste Symptome seien nur „in verschwindend geringer Zahl“ aufgetreten. Bei den meisten Patienten seien die Corona-Folgen relativ einfach zu behandeln gewesen – vielen Menschen sei es sogar weniger um eine Behandlung gegangen als um Beratung und eine Einordnung ihrer Symptome.

Nach zwei Jahren Erfahrung mit dem Virus ordnen Ärzte die Covid-Folgen inzwischen so ein: Bei Beschwerden bis zu vier Wochen nach dem Abklingen einer Infektion sprechen sie von Long Covid; halten diese auch mehr als drei Monate danach an, von Post Covid (von Lateinisch „post“ gleich „nach“). Der Großteil der von Post Covid Betroffenen sei aber spätestens nach wenigen Monaten symptomfrei, sagt Bergmann: „Wir können den Menschen ihre Sorgen nehmen.“ Langwierige Corona-Folgen kämen „viel selten vor als vor einem Jahr befürchtet“.