Ruhrgebiet. „Familienkost“-Bloggerin Jenny Böhme erreicht mit ihren Rezepten Millionen. Ein Schwerpunkt: Backen für Babys und Kleinkinder.

Wer im Netz Rezepte für Babys sucht, kommt um Jenny Böhme kaum herum. Mit sieben Kochbüchern, rund 150.000 Social-Media-Abonnenten und etwa zwei Millionen Seitenaufrufen im Monat für ihre Blogs www.breirezept.de und www.familienkost.de, ist um die Ernährungsberaterin aus Sachsen ein kleines Medienunternehmen gewachsen. „Backen für kleine Hände“ ist weiterhin ein Schwerpunkt.

Was ist die Herausforderung, wenn man für Babys backt?

Auch interessant

Böhme: Die richtigen Zutaten zu finden. Es gibt recht wenig, von dem man unbedingt die Finger lassen sollte: Zucker auf jeden Fall, und auch Salz eignet sich gar nicht gut. Die Nieren sind noch in der Entwicklung und können so viel Salz noch nicht verarbeiten. Und die Geschmacksknospen der Babys sind auch noch ganz empfindlich. Ein natürliches Lebensmittel schmeckt schon richtig süß, was wir Erwachsenen gar nicht mehr merken. Wenn wir dann mit Zucker süßen, überfordert das das Baby. Durch die Muttermilch oder natürliche Lebensmittel nehmen Babys schon ausreichend Salz und Zucker auf. Man sollte ab Beikostreife auch immer Ceylon-Zimt nehmen statt den günstigeren Cassia-Zimt. Das sind die Produkte, auf denen meist nichts weiter angegeben ist. Diese Sorten enthalten deutlich mehr Cumarin, was schlecht ist für die Leber der Babys.

Schokolade ist auch tabu?

Unter einem Jahr in jedem Fall, und auch sonst würde ich es so lange hinauszögern, so lange es geht. Das Baby verpasst nichts, wenn es keine Schokolade bekommt, es gibt so viele andere tolle Lebensmittel, die auch süß schmecken.

Wie ersetzt man denn Zucker?

Form folgt Geschmack: Apfelmuffins.
Form folgt Geschmack: Apfelmuffins. © www.breirezept.de | Jenny Böhme

Mit Süße aus Früchten, mit Apfel- oder Birnenmark zum Beispiel (hier das Rezept für Apfelmuffins). Ich kann natürlich auch selber Bananen zerdrücken (Rezept: Bananenbrot) oder Datteln oder Trockenaprikosen einweichen und pürieren. Am Ende ist diese Süße natürlich auch Zucker, aber Industriezucker enthält nur leere Kalorien, die uns nicht weiterbringen im gesunden Wachstum. Der Fruchtzucker kommt dagegen mit Balast- und Mineralstoffen. Aber auch hier macht die Dosis das Gift.

Ohne Zucker, kann das auch Erwachsenen schmecken?

Die Zunge ist trainiert auf Industriezucker, aber man kann sich das genauso wieder abtrainieren. Sicher ist das für viele eine größere Umstellung. Wobei man auch schnell begeistert sein kann, wenn man mal ein paar Tage den normalen Zucker weglässt. Ich habe angefangen für meine Kinder zu backen, als sie klein waren. Heute sind sie sieben, neun und elf Jahre alt. Und sie finden immer noch die Waffeln toll, die mit Apfelmark gesüßt sind. Erst gestern habe ich ihnen welche in die Brotdose getan. Und ich esse sie auch wirklich gern. Es ist ja gerade ein Vorteil des Selberbackens, dass ich selbst bestimmen kann, wie süß ich es mag.

Das Salz lässt man einfach weg?

Auch interessant

Ja, die Grenze liegt für Babys unter einem Jahr bei einem Gramm Salz pro Tag – rund ein Teelöffel. Wenn ich Brot beim Bäcker kaufe, ist da schon recht viel drin. Darum empfiehlt sich auch hier das Selberbacken. Wenn ich als Erwachsener mitesse, kann ich ja gesalzene Butter nehmen oder mir etwas darauf streuen. Man kann auch Gemüse mitverbacken, das bringt noch mal einen eigenen Geschmack.

Und das viele Fett?

Es kommt, darauf an, was man verwendet. Fertigprodukte aus dem Supermarkt würde ich nie empfehlen. Da sind Fette drin, die sind zum Teil gehärtet. Beim Bäcker bin ich schon besser beraten, weil dort die Fettauswahl gesünder ist. Aber wenn ich selbst backe, kann ich es eben beeinflussen. Butter ist völlig in Ordnung. Rapsöl ist auch eine sehr gute Wahl, da es viele Omega-3-Fettsäuren enthält – ist aber wegen seines Eigengeschmacks eher für herzhafte Backwaren geeignet.

Mit Baby schläft man zu wenig, hat alle Hände voll zu tun – wie hat man da noch Lust auf Backen?

Bananenbrot, eine „prima Resteverwertung“.
Bananenbrot, eine „prima Resteverwertung“. © www.breirezept.de | Jenny Böhme

Ich bin manchmal schneller, als wenn ich extra einkaufen gehe. Vieles kann ich auf Vorrat einfrieren. Bananenpancakes zum Beispiel. Dafür brauche ich eine pürierte oder zerdrückte Banane, zwei Esslöffel Milch und ein paar Haferflocken. Das mixe ich, backe es zwei Minuten in der Pfanne, und fertig. Für Quarkbrötchen braucht man Quark, Mehl und ein paar Haferflocken, und wenn man mag, ein paar Rosinen zum Süßen. Ich mische das alles, forme Brötchen, die gehen dann zwanzig Minuten in den Ofen.

Kann man Kleinkinder auch beteiligen am Backen?

Das ist sogar empfehlenswert. Ab etwa einem Jahr können sie schon Teig kneten oder mit Hilfe ausstechen. Dann sollte man aber darauf achten, dass kein rohes Ei drin ist. Eier kann man prima ersetzen durch pürierte Banane oder eingeweichte Chiasamen. Und Kinder lernen von klein auf, dass aus natürlichen Lebensmitteln etwas anderes entsteht.

>> Jenny Böhmes erste Geburtstagstorte

Zutaten für den Kuchenboden: 280 g Hafermehl (oder Weizenmehl); 1 EL Backpulver; 3 große reife Bananen; 60 ml Rapsöl; 1 Ei; 1 Apfel

Zutaten für Creme und Belag: 300 g Frischkäse oder Mascarpone; 1 Banane; 500 g Erdbeeren; 1 Päckchen Sofortgelatine; 1 Becher Schlagsahne

Jenny Böhmes erste Geburtstagstorte.
Jenny Böhmes erste Geburtstagstorte. © www.breirezept.de | Jenny Böhme

Backe den Boden: 1. Rühre das Ei mit dem Öl schaumig. 2. Zerdrücke die Bananen, reibe den Apfel und füge sie hinzu. 3. Mische nun Mehl und Backpulver unter, so dass ein zäher Teig entsteht. Ist er zu trocken, füge noch etwas Milch hinzu. 4. Gib den Teig in eine mit Backpapier ausgelegte Springform á 20 cm und backe ihn bei 170°C Ober- und Unterhitze für eine Stunde.

Nun die Tortencreme: 5. Püriere für die Creme den Frischkäse mit einer halben Banane, einer Handvoll Erdbeeren und der Gelatine. 6. Schlage die Sahne steif und hebe sie unter die Tortencreme.

Verziere die Torte: 7. Teile den abgekühlten Bananenkuchen in zwei Teile und bestreiche sie mit Creme. 8. Belege den unteren Boden mit Erdbeer- und Bananenscheiben. 9. Verteile Creme per Spritzbeutel gleichmäßig auf den Früchten. 10. Lege nun den zweiten Teil darüber und verteile die restliche Creme. Tupfen sehen besonders schön aus. 11. Stelle die Babytorte jetzt für mindestens zwei Stunden in den Kühlschrank. 12. Sobald die Torte abgekühlt ist, kannst du sie noch verzieren. Es eignen sich zuckerfreie Kekse oder Früchte.