Essen. Die 17-Jährige spielte mit Sex den Lockvogel, ihre Freunde nahmen die reichen Männer danach aus. Jetzt stehen die Essener vor Gericht.

Die beiden Frauen boten sich reichen Männern an, ihre beiden männlichen Mitangeklagten nahmen diese aus. Seit Dienstag müssen sich vier junge Essener vor dem Landgericht Essen verantworten, weil sie mit der "Sugar-Daddy-Masche" ans große Geld kommen wollten.

Einer richtigen Arbeit ist keiner der 17 bis 24 Jahre alten Angeklagten nachgegangen. Dafür investierten sie viel Zeit, wohlhabende Männer auszukundschaften. Laut Anklage erbeuteten sie so Schmuck, Bargeld, Gold und Uhren im Wert von rund 125.000 Euro. Immerhin genug Geld, damit der 24-Jährige sich von einem Teil einen zehn Jahre alten Porsche Cayenne anschaffen konnte.

Geständnisse zum Prozessauftakt

Zum Prozessauftakt vor der XXIV. Jugendstrafkammer legten alle Angeklagte ein Geständnis ab. Allerdings belastete jeder die früheren Komplizen als treibende Kraft.

Lockvogel der mutmaßlichen Bande soll die Jüngste gewesen sein. Die vor der für alle verhängten U-Haft im Essener Ostviertel wohnende 17-Jährige hatte sich auf Sex-Plattformen im Internet wohlhabenden Herren, den "Sugar Daddys", recht freizügig angeboten.

Auskundschaftenn und ausnehmen

Der Plan des Quartetts: Die Frauen trafen sich mit den Männern in deren Wohnungen und kundschafteten aus, ob dort eine lohnenswerte Beute zu erwarten sei. Falls sie das bejahten, sollten die in der nördlichen Innenstadt wohnenden Männer zum Diebstahl einsteigen.

Bei der ersten Tat, die Staatsanwältin Alexandra Rott am Dienstagmorgen vorliest, funktionierte das noch ganz ordentlich. Die 17-Jährige hatte im Internet als "Bunny2810" Kontakt bekommen zu einem Mann aus Bergisch-Gladbach. Anfang Mai vergangenen Jahres hatte sie ihn erstmals besucht und von ihm auch 500 Euro auf ihr Konto bei der Sparkasse Essen überwiesen bekommen.

Den Komplizen das Fenster geöffnet

"Celina" ließ sie sich von ihm nennen. Er sagte später zur Polizei, er habe sie auf 19 Jahre geschätzt. Am 21. Mai kam sie erneut, brachte ihre Mitangeklagte, eine 22-Jährige aus dem Essener Stadtteil Kupferdreh, mit in seine Wohnung. Dann ging alles schnell. Eine der beiden lenkte recht intensiv das Opfer ab, die andere verschwand in einem anderen Zimmer, öffnete das Fenster und ließ die beiden Männer hinein.

Als die Damen das Opfer verließen, hielt seine vorherige Freude nicht lange an. Mit seinem Schlüssel hatten die Männer den Tresor geöffnet und ausgeräumt. Die wertvollsten Beutestücke: Goldbarren für 33.000 Euro, ein Damenbrillantring für 50.000 Euro, zwei Rolex-Uhren und 3000 Euro Bargeld.

Kontakt lief über "bunny0101"

Es blieb ihre einzige wirklich ertragreiche Tat. Sie setzten auch auf Gewalt, wenn sich keine Gelegenheit zum Trickdiebstahl ergab. Etwa am 24. Juni im noblen Essener Stadtteil Bredeney. Diesmal hatte die 17-Jährige das Opfer als "bunny0101" ausgespäht. Am Tattag schellte sie unter einem Vorwand bei ihm an. Als er öffnete drängten auch schon die Komplizen mit in die Wohnung.

Die männlichen Angeklagten schlugen den Hausherrn, sprühten ihm Pfefferspray ins Gesicht und fesselten ihn an einen Stuhl. Dann durchsuchten sie seine Wohnung, bedrohten ihn mit einem Messer. Ihre Beute betrug lediglich 80 Euro aus dem Portemonnaie des Opfers.

Aufbruchversuch in Koblenz

Bei einer weiteren Tat in Koblenz versuchten sie, in der Nacht auf den 10. September bei einem Mann die Terrassentür aufzubrechen. Das gelang ihnen nicht. Diesen Mann hatte die 17-Jährige im Internet als "Barbieeee28" kennengelernt und zweimal in dessen Wohnung getroffen.

Eine vierte Tat wurde der Polizei nach Festnahme des Quartetts nur durch die Aussage der 17-Jährigen bekannt. Wiederum hatte sie einen Mann über die Sex-Plattform kennengelernt. Durch einen Besuch in seiner Wohnung in Essen-Frohnhausen hatte sie seinen Tresor gesehen. Und so stiegen ihre Komplizen am 8. Juli in die Wohnung ein, luden den Safe auf einen Rollwagen und brachten ihn vor die Tür ins Auto. Rund 10.000 Euro betrug die Beute.

Wo das Geld geblieben ist, darüber gaben die Angeklagten am Dienstag auch Auskunft: Teure Kleidung auf der Düsseldorfer Kö gekauft, Essen im Restaurant, Übernachten in Hotels. Drei weitere Prozesstage sind geplant.