Ruhrgebiet. Die Autobahn Westfalen GmbH investiert in diesem Jahr 530 Millionen Euro in die Strecken. Die Hälfte des Geldes fließt in die alternden Brücken.
Wenn man mit einer Baustelle Neuland betreten kann, dann passiert das am nächsten Montag an der A2 zwischen Kamen und dem Kamener Kreuz: Die „Autobahn Westfalen GmbH“ verlegt routiniert Fahrspuren für eine neu zu bauende, kleine Brücke. Was kein Autofahrer sieht: Wegen der Fertigteile, die sie verbauen lässt, soll die Bauzeit von 465 auf 195 Tage sinken.
So weit, so gut. Allerdings ist die Gmbh zwischen Nordsee und Nordhessen zuständig für 2330 Brücken. Die Hälfte der 530 Millionen Euro, die die „Autobahn Westfalen“ in diesem Jahr ausgibt für Erhaltung und Neubau an Autobahnen, fließt in sie. Die 530 Millionen sind 25 Millionen mehr als 2021.
Die Brücken sind die „Achillesferse unserer Infrastruktur“
Die Brücken seien die „Achillesferse unserer Infrastruktur“, sagt die Leiterin Elfriede Sauerwein-Braksiek. Sie stammen alle aus derselben Zeit und schwächeln alle zugleich. Deshalb sind allein an der Sauerlandlinie A45 zehn neue im Bau, die alte ersetzen sollen; ein weiterer Neubau beginnt 2022. Und die Talbrücke Saßmicke (bei Olpe) wird gerade verstärkt, damit sie länger durchhält. Nur kein zweites Lüdenscheid: Die Brücke über Lüdenscheid musste im Winter gesperrt werden, die Stadt erstickt nun im Verkehr und die märkische Wirtschaft an Transportproblemen.
Das größte laufende Projekt in Nordrhein-Westfalen ist der Umbau des Kreuzes Herne (A42/A43) und der sechsspurige Ausbau der 43 darum herum: Dorthin fließen in diesem Jahr allein 38 Millionen Euro. Zwölf Millionen Euro werden nochmals investiert in die Bochumer Verknüpfung von Stadtautobahn, A448 und A44.
Der größte Einzelposten ist der Ausbau der A1 auf sechs Spuren
Weit mehr Geld, 106 Millionen, kostet 2022 der weitere sechsspurige Ausbau der A1 bei Osnabrück: Auf dieser Autobahn fährt das Ruhrgebiet zur Nordsee, aber an langen Wochenenden und zu Ferienbeginn fährt da nichts mehr.
Über 370 Baustellen plant die Autobahnniederlassung Westfalen für 2022 - dazu kommen noch spontane, wenn etwa größere Straßenschäden auftreten. Begonnen hat inzwischen auch der Ausbau des Autobahnkreuzes Dortmund/Unna (A1/A44). 370 Baustellen? Es hilft ein typisches Wort des früheren Landes-Verkehrsministers Michael Groschek (SPD): „Eine Baustelle ist immer auch ein Versprechen.“