Ruhrgebiet. Nach einer kurzen Winterpause geht es nun weiter auf allen großen Autobahn-Baustellen im Ruhrgebiet. Im Frühjahr beginnen aber auch neue.

Am Freitag setzt sich bei Hagen eine Brücke in Bewegung, aber das ist Absicht, Gott sei Dank. Auf speziell eingefetteten Teflonplatten wird das letzte neue Teilstück der Lennetalbrücke der A45 mit der Kraft der Hydraulik um 20 Meter verschoben und nimmt dann Platz auf seinen endgültigen Pfeilern. Das Stück Brücke ist 984 Meter lang und 30000 Tonnen schwer, es zu verschieben, dauert also viele zähe Stunden. Doch im Sommer 2021 ist die Brücke nach Abschlussarbeiten dann wieder komplett befahrbar. Baustelle ade!

Doch freuen Sie sich nicht zu früh: Die komplette A 45, die Sauerlandlinie, auf der zumindest das östliche Ruhrgebiet auch gern nach Frankfurt oder Bayern fährt, ist noch für Jahre in der Sanierung. Sie wird sechsspurig, und all die hohen Talbrücken müssen neu gebaut werden: Allein in NRW arbeiten sie bis 2030 daran.

„Normalerweise laufen unsere großen Autobahn-Baustellen auch im Winter durch“

Der linke, nicht befahrene Teil der Lennetalbrücke wird am heutigen Freitag (5.3.21) mit ihrem rechten, bereits befahrenen Teil zusammengefügt.
Der linke, nicht befahrene Teil der Lennetalbrücke wird am heutigen Freitag (5.3.21) mit ihrem rechten, bereits befahrenen Teil zusammengefügt. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Und das ist nicht die einzige Großbaustelle, mit der sich Autofahrer aus dem Ruhrgebiet in den nächsten Jahren herumschlagen müssen. Elfriede Sauerwein-Braksiek drückt es natürlich lieber positiv aus: „Wir haben viel vor mit den Autobahnen in der Region“, sagt die Direktorin der Niederlassung Westfalen der bundesdeutschen „Autobahn GmbH“.

„Normalerweise laufen unsere großen Autobahnbaustellen auch im Winter durch“, sagt Sprecherin Susanne Schlenga; aber Schnee und Eis von Mitte Februar haben auf der A43 zwei Wochen für Stillstand gesorgt. Jetzt arbeiten die Männer wieder in der Höhe des Kreuzes Herne, Autos schieben sich an ihnen vorbei, ach, es ist und bleibt zäh.

Bis die A43 zur Ruhe kommt, ist das Jahrzehnt herum

Also: Sie arbeiten von Nord nach Süd am sechsspurigen Ausbau der Autobahn 43. Gestartet ist die Baustelle in Höhe Recklinghausen/Herten, wandert jetzt durch Herne, danach durch Bochum. Enden wird der Ausbau in Witten-Heven, und bis er da ankommt, ist das Jahrzehnt herum.

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Die Autobahn 1 ist die drittlängste in Deutschland (nach A3 und A7), aber gefühlt auch die langweiligste und die schmalste. Generationen von Nordseeurlaubern aus dem Ruhrgebiet haben stundenlang bei Orten wie Lohne gestanden, die man eigentlich nur aus dem Verkehrsfunk kennt.

Größter Engpass überhaupt ist zwischen Wetter und Unna

Ein erheblicher Teil der Strecke in die Sommerferien ist noch immer vierspurig. Mit dem Abbruch von Brücken beginnt in diesem Frühjahr ihr Ausbau auf sechs Spuren: Im Süden zwischen dem Dortmund-Ems-Kanal und Münster, im Norden zwischen Lohne/Dinklage und Bramsche. „Damit machen wir die A1 leistungsstark“, sagt Sauerwein-Braksiek. Die Engstelle zwischen Münster und Osnabrück kommt von 2023 an dran. Einige Jahre wird man also noch hören von Lotte/Osnabrück.

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Als stauanfälligster Engpass überhaupt gilt aber ein Abschnitt der A1 im Ruhrgebiet, wie könnte es anders sein. Zwischen Volmarstein und Dortmund-Unna ist der Verkehr eingeschränkt, 22 Brücken sind neu zu errichten. Zu Ende geht dagegen die Arbeit an der „Bochumer Lösung“: Wenn 44 und 448 verknüpft sind, hat die Stadt einen Autobahnring. Eine Idee des damaligen Ministerpräsidenten und Bochumers Wolfgang „Seine Effizienz“ Clement.

A31-Fahrbahn ist „dem gestiegenen Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen“

Die Sanierungsarbeiten auf der A42 schieben sich schon seit einigen Jahren durch den Duisburger Norden.
Die Sanierungsarbeiten auf der A42 schieben sich schon seit einigen Jahren durch den Duisburger Norden. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Eine Reihe von Dauerbaustellen im Ruhrgebiet begleitet uns zuverlässig auch durch dieses Jahr. Sogar noch bis 2023 dauert die Sanierung der A52 zwischen dem Kreuz Essen-Ost und Essen-Rüttenscheid. Und auf der A31 wird in diesem Jahr die Fahrbahn zwischen Bottrop und Dorsten praktisch neu gebaut: Sie ist von 1987 und „dem gestiegenen Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen“, barmt die Autobahn GmbH.

Auch die 42 im Duisburger Norden bleibt eine Baustelle bis 2023: Zwischen Beeck und Neumühl werden Fahrbahn und Brücken instandgesetzt. Am Dauerthema Lärmschutz wird ebenfalls weitergearbeitet, in den letzten Jahren war er an der 42 in Essen verbessert worden.

Östlich von Dortmund bis zum Kreuz Dortmund/Unna bauen sie weiter daran, dass die A44 sechsspurig und dann der A40 zugeschlagen wird. Am anderen Ende des Ruhrgebiets bleibt der Dauerstau auf der A40 rund um den Neubau der Rheinbrücke erhalten. Um es mit dem früheren Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) zu sagen: „Jede Baustelle ist auch ein Versprechen.“ Auf Jahre.