Essen. Ohne Internetzugang ist das Leben oft schwieriger. Aber ältere Menschen fühlen sich auf dem Weg ins Netz allein gelassen.
Ob Online-Banking oder Terminvergabe bei Behörden nur noch über das Internet: Viele ältere Menschen fühlen sich immer häufiger hilflos und den Anforderungen der digitalen Welt nicht mehr gewachsen. Experten und Verbände fordern deshalb neben mehr „digitaler Assistenz“, dass in Bereichen der kritischen Infrastruktur analoge Angebote nicht gestrichen werden.
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Es sei zwar richtig, dass auch Ältere in der Pandemie das Internet stärker nutzten, sagt Katharina Kunze, Projektleiterin der „Digitalen Engel“, die Senioren das Netz erklären. Sehr viele Senioren seien aber durch die Verlagerung des öffentlichen und privaten Lebens ins Internet abgehängt worden. „Corona hat da eine große Kluft sichtbar gemacht.“
8,5 Millionen Menschen in Deutschland sind offline
Diese Kluft gebe es aber nicht nur zwischen Jung und Alt, sagt Daniel Hoffmann vom Forum Seniorenarbeit NRW. Auch unter den Senioren hat sich die „digitale Schere“ weiter geöffnet, denn es gebe Ältere, „die sich gut zu Recht finden in der digitalen Welt“. Aus Sicht von Kunze sind das vor allem diejenigen, „die beruflich noch mit dem Internet in Berührung gekommen sind.“
Der Digital-Index der Initiative D21 bestätigt das: Sind bei den 50- bis 59-jährigen bundesweit 94 Prozent online, nutzen nur 52 Prozent der über 70-Jährigen das Internet – und knapp 8,5 Millionen Menschen, die Mehrzahl davon Senioren, sind dauerhaft „offline“.
Nicht jeder kann sich ein Smartphone leisten
Das hat auch finanzielle Gründe. „150 Euro für ein Smart-Phone und zehn Euro im Monat für Internetzugang sind für manche Rentner sehr viel Geld“, betont Daniel Hoffmann. Grundsätzlich fordert er mehr „aufsuchende Strukturen“ mit Experten, die Senioren besuchen und ihnen den Weg ins Netz ebnen. „Ohne Ehrenamtliche wird das aber nicht funktionieren.“
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„Viele ältere Menschen drohen von der digitalen Welt abgekoppelt zu werden, obwohl gerade sie von den vielfältigen Angeboten profitieren könnten“, warnt Gerhard Fieberg, Vorsitzender der Deutschen Seniorenliga. Eine Sorge, die viele Experten teilen.
„Analoge Angebote nicht abschaffen“
Deshalb sei es umso wichtiger, sagt Katharina Kunze, analoge Angebote wie den persönlichen Kontakt bei Banken oder Ämtern nicht abzuschaffen. Die Digitalisierung lasse sich nicht aufhalten, weiß auch Daniel Hoffmann. „Aber zumindest für eine Übergangszeit müssen solche Angebot parallel erhalten bleiben.“