Ruhrgebiet. Wenn die Zahl offener Stellen die der Fachkräfte übersteigt, entsteht ein „Arbeitnehmermarkt“: Vor allem erfahrene Kräfte haben dann die Auswahl.

Qualifizierte Fachkräfte finden heutzutage in vielen Branchen selbst einen Arbeitsplatz. Die Hilfe des Arbeitsamtes oder eines Personalvermittlers haben sie nicht mehr nötig. Das ist die Erfahrung von Albert Landsberger, Obermeister der Innung Sanitär/Heizung/Klima in Bochum.

Wenn es mehr offene Stellen gibt als Menschen, die sie besetzen können, sprechen Experten von einem „Arbeitnehmermarkt“ oder „Bewerbermarkt“. Denn die Firmen müssen sich mehr anstrengen, die Stellen besetzt zu bekommen.

„Wenn einer nicht mehr passt, wartet schon der nächste auf die Bewerbung“

Die „demografische Verknappung“ soll später auch Arbeitslosen und Ungelernten zugute kommen, etwa in der Gastronomie.
Die „demografische Verknappung“ soll später auch Arbeitslosen und Ungelernten zugute kommen, etwa in der Gastronomie. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

„Zwar hatten Berufserfahrene schon immer viele Wünsche, inzwischen aber haben sie die Macht, deren Erfüllung auch einzufordern“, heißt es im Gutachten einer Personalvermittlung. Die Wünsche kreisen klassischerweise um Gehalt, Karriere, Arbeitszeit, Arbeitsklima und Wertschätzung. Vor allem erfahrenen Arbeitskräften stünden heute „viele Arbeitgeber zur Verfügung“, heißt es in demselben Gutachten.

„Wenn ihnen einer nicht mehr passt, wartet schon der nächste freudig auf ihre Bewerbung.“ Nach einer Umfrage sind 45 Prozent aller Fachkräfte dafür offen, den Arbeitgeber zu wechseln, 38 Prozent sind auf der Suche oder schauen sich wenigstens um, und nur 17 Prozent wollen ihrem Betrieb in jedem Fall treu bleiben.

Auch Ungelernte und Arbeitslose profitieren vom demografischen Wandel

Der frühere Wirtschaftsweise Lars Feld rechnet damit, dass es wegen der Konkurrenz um die Arbeitskräfte „deutlich höhere Lohnsteigerungen“ als in der Vergangenheit geben wird. Erwartet wird, dass der Arbeitsmarkt in Richtung Vollbeschäftigung tendiert. Die erkennen Expertinnen bei einer Arbeitslosenquote von zwei Prozent, weil ein bestimmter Anteil der Beschäftigten immer gerade den Arbeitsplatz wechselt.

Auch für Ungelernte ergäben sich damit neue Möglichkeiten, etwa in der Gastronomie oder beim Fahren. „Arbeitslose können von der demografischen Verknappung profitieren, weil die Marktkräfte ihre Job-Chancen tendenziell verbessern“, heißt es in einer Studie der Bundesagentur für Arbeit.