Essen. Eine ausgeglichene Work-Life-Balance, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind entscheidend, wenn man junge Fachkräfte gewinnen will. Ein Beispiel
Mitunter entstehe gar der Eindruck, dass Berufseinsteiger einen „tollen Job mit einer erfüllenden Tätigkeit suchen, der überdurchschnittlich bezahlt wird, aber nicht überdurchschnittlichen Arbeitseinsatz erfordert. Die Vorstellung junger Leute vom Arbeitsleben entfernt sich immer weiter von der Realität.“ Diese deutlichen Worte zur Generation Z (ab dem Jahr 2000) fand Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes, kürzlich im Gespräch mit unserer Redaktion.
Obgleich sich die Prioritäten junger Menschen geändert hätten, machten einige Unternehmen auch andere Erfahrungen, sagt Burkhard Röhrig, Geschäftsführer der Essener GFOS (Gesellschaft für Organisationsberatung und Softwareentwicklung mbH).
„Wir schätzen Herrn Kanders und seine Einschätzung sehr und arbeiten in vielen Bereichen eng mit dem Essener Unternehmensverband zusammen, sind aber sehr froh, dass wir andere Erfahrungen machen. Ja, es stimmt: Heute wollen Mitarbeiter nicht einfach einen Job, mit dem sie Geld verdienen. Andere Dinge wie Work-Life-Balance, Sinnhaftigkeit der Tätigkeit, Flexibilität, Digitalisierung u. ä. spielen eine wichtige Rolle“, so Röhrig.
Investitionen ins Recruting zahle sich für Essener Unternehmen aus
Investiere ein Unternehmen aber auf diesen Feldern, um der Belegschaft und insbesondere der jungen Arbeitnehmer-Generation entgegenzukommen, zahle sich das aus. „Unsere Mitarbeiter sind überaus engagiert und mit Herzblut bei der Sache. Bei uns macht niemand Überstunden, nur um Überstunden zu machen. Aber wenn es ein wichtiges Projekt gibt, eine Deadline oder eine besondere Herausforderung, lässt bei uns niemand den Stift fallen und geht“, betont Röhrig.
Seit 1988 bietet das mittelständische Unternehmen mit Hauptsitz in Essen unter anderem Softwarelösungen in den Bereichen Zeiterfassung, Personalbedarfsermittlung, Personaleinsatzplanung, Security (Zutrittskontrolle, Besucherverwaltung u. ä.) an. Daran arbeiten aktuell 200 Mitarbeiter.
Die Wohlfühlatmosphäre gewährleiste das IT-Unternehmen nach Angaben seines Geschäftsführers vor allem durch eine „moderne Ausstattung und Kommunikationskultur, Flexibilität im Arbeitsalltag und Sicherheit“.
„Will man als Arbeitgeber attraktiv bleiben, sollte man versuchen, folgende Punkte für die junge Generation anzubieten“, so Röhrig:
Sicherheit im Job
„Sicherheit ist ein Faktor, in dem sich die Generation Z nicht von vorherigen Altersgruppen unterscheidet. Früher waren Weltkriege der Ausschlaggeber, heute sind es politische und wirtschaftliche Unruhen, die dazu führen, dass sie ihr Privatleben in sicheren Händen wissen wollen – das setzt einen sicheren Job und einen Arbeitgeber voraus, auf den man sich verlassen kann“, berichtet Gfos-Geschäftsführer Röhrig.
Das bedeute allerdings, dass Entscheidungen des Arbeitgebers nicht willkürlich erscheinen dürften: „Transparenz in sämtlichen Entscheidungsprozessen und damit verbundene Aufstiegschancen sowie flache Hierarchien stehen oben auf der Wunschliste“, so Röhrig.
Flexibilität im Arbeitsalltag
Durch zeitliche Einschränkungen oder andere Barrieren, fühle sich die Generation Z in ihrer Kreativität eingeschränkt. Unflexible Arbeitsweisen führten demnach zu verminderter Produktivität bei dieser Altersgruppe. „Das betrifft ebenfalls Arbeitszeiten und -orte. Hier ist von Arbeitgebern vor allem ein Umdenken gefragt hin zu mehr Flexibilität und Mobilität.
Moderne Ausstattung und Kommunikationskultur
Auch interessant
Im Alltag der Generation Z laufen viele Prozesse digital ab. „Also ist es nicht befremdlich, dass sie sich das Gleiche für ihren Arbeitgeber wünschen. Die Mitglieder achten auf moderne Technologien, die im Unternehmen Einsatz finden, wie z. B. Mitarbeiter Self-Service-Tools oder aktuelle Hardware – das spricht für einen dynamischen Arbeitgeber, der sich nicht von Neuerungen einschüchtern lässt“, so Röhrig.
Darüber hinaus sei jedoch eins ganz wichtig: „Die Kommunikationskultur im Team und gegenüber Vorgesetzten. Die Generation Z erwartet flache Hierarchien und eine aktive Beteiligung an Entscheidungen. Das heißt aber auch, dass der Arbeitgeber darauf eingestellt sein muss, auch Kritik ,von unten’ zu bekommen.“
Zusatzleistungen um den Wohlfühl-Faktor zu steigern
Auch interessant
Zusatzleistungen, wie sie die Gfos etwa auch für ihre Mitarbeiter bietet, gehören dabei schon fast zur Grundvoraussetzung im Wettbewerb um geeignete Fachkräfte. Dazu zählen beispielsweise ein Zuschuss zur betrieblichen Altersvorsorge, eine Unfallversicherung, die Möglichkeit der Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeitmodelle, Dienstwagen und Diensthandy, subventionierte Getränke und frisches Obst und subventionierte ÖPNV-Tickets.
„Eins ist klar – der aktuelle Arbeitsmarkt ist ein Arbeitnehmermarkt. Gerade im Bereich IT sind Fachkräfte gefragt wie noch nie und der Wettbewerb um die Talente ist groß. Wir tun wir einiges, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, bei dem sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen – mit allen Konsequenzen“, sagt Röhrig mit Blick auf die Investitionen seines Unternehmens.