Düsseldorf/Iserlohn. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will mehr POC-PCR-Tests. Manche Testzentren bekommen aber seit kurzem gar kein Geld mehr dafür.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will ein größeres Angebot an Tests ermöglichen. Dabei geht es laut Lauterbach um sogenannte PoC-NAT-Tests, die „ähnlich sichere Ergebnisse“ lieferten wie PCR-Tests, jedoch innerhalb von 15 bis 30 Minuten. Durch eine bessere Vergütung hoffe er auf ein besseres Angebot dieser Tests. Doch die jüngste Testverordnung des Bundes hat genau diese Vergütung gerade erst von knapp 49 Euro auf 30 Euro gekappt. Und erste Zentren, die solche Tests anbieten, bekommen sie gar nicht mehr erstattet.

Abstriche werden vor Ort ausgewertet

Christoph Panne und Sven Teschner verstehen die Welt nicht mehr. Seit Monaten schon bieten die Betreiber mehrerer Testzentren in Iserlohn, Soest und Werl die so genannten PoC-Nat-Tests an, bei denen die Abstriche nicht in ein Labor gehen, sondern zeitnah mit einem speziellen Gerät vor Ort ausgewertet werden.

Ein Wegweiser vor dem POC Schnelltestzentrum auf einem Parkplatz neben der geschlossenen Rhein Ruhr Halle in Duisburg
Ein Wegweiser vor dem POC Schnelltestzentrum auf einem Parkplatz neben der geschlossenen Rhein Ruhr Halle in Duisburg © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Bis zur zweiten Januarwoche bekamen sie diese Tests auch von der für sie zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) erstattet. Dann allerdings trat die neue Testverordnung (TestV) in Kraft. „Seitdem dürfen wir diese Tests zwar noch machen, können sie aber nicht mehr abrechnen“, ärgert sich Panne. „Und keiner kann mir erklären, warum das so ist.“

Nach 30 Minuten liegt das Ergebnis vor

Natürlich, sagt Panne, habe er auch wirtschaftliche Interessen. „Wir sitzen ja nicht zum Spaß hier.“ Aber es mache doch keinen Sinn, wenn ich jemanden nach einem positiven Antigen-Schnelltest zum seinem Hausarzt schicke. Überhaupt sei doch gerade Schnelligkeit beim Testen so wichtig wie noch nie. Allein schon, um unnötige Quarantänen zu vermeiden.

„Da ist ein POC-NAT-Test ideal. Nach spätestens 30 Minuten haben sie das Ergebnis.“ Und das sei ein Ergebnis, auf das man sich verlassen könne. Die Spezifität, also die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, reiche bei PoC-NAT-Tests im Allgemeinen „fast an die Spezifität von PCR-Tests heran“, bestätigt auch das Bundesgesundheitsministerium.

POC-Tests werden überall anerkannt

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An mangelnder Qualifikation könne es auch nicht liegen. „Das Auswertungsgerät ist einfacher zu bedienen als ein Thermomix“, behauptet Panne. „Da kann man nichts falschen machen. Im Übrigen werden unsere POC-NAT-Tests ja auch überall anerkannt, wenn der Kunde sie selber zahlt.“ Nur scheuten viele Kunden die 79 Euro, die sie dafür zahlen müssen.

KVWL-Pressesprecher Stefan Kuster verweist auf die aktuell gültige Testverordnung Sie beschränke die Abrechenbarkeit von PCR-Tests „ausdrücklich auf Gesundheitsämter, Arztpraxen, Zahnarztpraxen, Apotheken, Labore, sowie Rettungs- und Hilfsorganisationen“.

Kapazitäten lassen sich zügig erweitern

In diesem Automaten werden PCR-Tests ausgewertet. Doch die Kapazitäten reichen nicht mehr.
In diesem Automaten werden PCR-Tests ausgewertet. Doch die Kapazitäten reichen nicht mehr. © dpa | Sebastian Gollnow

Im Landesgesundheitsministerium in Düsseldorf bestätigt ein Sprecher diese Regelung, verweist zur Begründung aber auf das Bundesgesundheitsministerium in Berlin. Auch dort allerdings kommt auf Nachfrage nur der Hinweis auf den Gesetzestext.

Warum private Testlabore, die zu den von „den zuständigen Stellen des öffentlichen Gesundheitsdienstes“ beauftragten Dritten zählen, kein Geld mehr dafür bekommen, bleibt unklar. Dabei gehe es, gibt Unternehmer Panne zu bedenken, allein bei diesen beauftragen Dritten um mehrere Tausend POC-NAT-Tests am Tag. Außerdem ließen sich die Kapazitäten relativ einfach erweitern. „Wir könnten innerhalb einer Woche verdoppeln.“

Apotheken wollen höhere Erstattung

Auch der Deutsche Städtetag schlägt mittlerweile vor, auf POC-Tests zu setzen. „Dafür müsste dann aber auch die Finanzierung für diese Test verbessert werden“, sagt Städtetagspräsident Markus Lewe. Eine Forderung, bei der viele Apotheker nicken dürften.

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Die meisten von ihnen halten nach Einschätzung des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) die 30 Euro, die sie derzeit abrechnen dürfen, für „viel zu wenig“. „Mit dieser Summe lässt sich das nicht darstellen“, sagt auch Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein. „Manche Testkits kosten ja schon mehr.“ Und da habe man von den teils fünfstelligen Preisen für das eigentliche Testgerät noch gar nicht gesprochen.

„Das stimmt“, bestätigt Panne. Er würde aber dennoch – zumindest für kurze Zeit – wieder testen, wenn er zumindest die 30 Euro abrechnen könnte. „Auf Dauer kann man natürlich nicht drauf zahlen, aber jetzt kommt es darauf an, Gas zu geben beim Testen.“