Dortmund. Farbige Bändchen sollen die Kontrolle der 2G-Regel im Einzelhandel erleichtern. Doch längst nicht alle Städte und Händler ziehen an einem Strang.

„Es ist sehr erleichternd“, sagt Jutta Delker und zuppelt das neongrüne Armband an ihrem Handgelenk zurecht. Einmal kontrolliert, bleiben Impfpass und Personalausweis in der Tasche. Mit dem bunten Band am Arm haben Kundinnen und Kunden in Dortmund Zugang zu rund 260 Geschäften. Das ewige Kramen und Schlangestehen bleibt ihnen erspart. Und auch für die Händler bedeutet der Verweis aufs Bändchen weniger Zeit- und Personalaufwand.

„Für uns ist die Bändchen-Lösung eine Hilfe“, sagt Markus Haas, Centermanager der Thier-Galerie in Dortmund. Im Eingangsbereich bekommen Kundinnen und Kunden den Kontrollnachweis. Die 2G-Regelung im Einzelhandel allerdings sei „wenig verkaufsfördernd“, bedauert er mit Blick auf das schwache Weihnachtsgeschäft. Die Menschen kauften gezielter, schlenderten weniger. „Die Bändchen sind kein Allheilmittel“, sagt Tobias Heitmann, Vorsitzender der Dortmunder Standortgemeinschaft Cityring. 1,2 Millionen Papierstreifen hat er in der Schublade. „Aber sie sind eine Erleichterung.“

Vorbild für die Idee waren die Schaustellerinnen und Schausteller auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt. Für jedes Tütchen gebrannte Mandeln müssten Besucherinnen und Besucher dort ihren Impfpass vorzeigen, sagt Kai Hornig, der einen Süßwarenstand betreibt. „Wir bieten die Bändchen jedem Kunden an.“

„Wir kontrollieren, aber wer fälschen will, fälscht auch Impfausweise“

Unterschiedliche Armbänder fürs Shoppen und Glühweintrinken gibt es in Dortmund nicht. Neben der Thier-Galerie und den Buden auf dem Weihnachtsmarkt bekommen Interessierte die Armbänder bei Peek & Cloppenburg, Appelrath & Küpper und Saturn. „Wir arbeiten mit größeren Händlern zusammen und solchen, die wir schon lange kennen“, sagt Tobias Heitmann. „Das ist ein Impfpass für einen Tag. Damit kann man jede Menge Schindluder treiben.“

Schausteller Kai Hornig verteilt die 2G-Bändchen nach der Impfpass-Kontrolle an seinem Süßwarenstand auf dem Weihnachtsmarkt in Dortmund.
Schausteller Kai Hornig verteilt die 2G-Bändchen nach der Impfpass-Kontrolle an seinem Süßwarenstand auf dem Weihnachtsmarkt in Dortmund. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Im Ruhr Park in Bochum bekommen Bummelnde nach der Impfausweis-Kontrolle einen Stempel, der in allen Shops gültig ist. In der Essener City gibt es die 2G-Bändchen im Limbecker Platz, in der Rathaus Galerie und an den Glühweinständen des Weihnachtsmarktes.

Auch in Duisburg vereinfachen bunte Bändchen den Bummel in der Innenstadt. Aber sind die Streifen aus Papier fälschungssicher? „Ja“, heißt es von der Duisburg Business & Innovation, die die Bändchen beschafft. So wechselten die Armbänder mit dem Aufdruck „Duisburg ist echt“ und einer sechsstelligen Nummer täglich die Farbe. Auszuschließen sind Fälschungen aber nicht: „Wir kontrollieren, aber wer fälschen will, fälscht auch Impfausweise“, ist Boris Roskothen überzeugt, der in seinem Spielwarengeschäft die Armbänder ausgibt.

„Das Bändchen ist kein Freifahrtschein!“

Laut dem NRW-Gesundheitsministerium müssen die Bändchen vor der Weitergabe gesichert sein, „zum Beispiel durch ein ohne Zerstörung nicht ablösbares Armband“, sagt Sprecher Heiko Haffmans. Die Ordnungsbehörden kontrollierten weiterhin stichprobenartig Nachweise und Ausweispapiere.

In den allermeisten Städten sind die 2G-Bändchen nur einen Tag gültig. Die Behörden vor Ort könnten aber auch längere Gültigkeiten genehmigen, heißt es vom NRW-Gesundheitsministerium. So sind etwa die pinken Bändchen für Einzelhandel und Gastronomie in Velbert bis zum 21. Dezember gültig. „Wichtig ist, dass die Behörde entscheidet und dabei die Missbrauchsgefahr angemessen prüft und bewertet“, so Haffmans.

In Witten hatte das Ordnungsamt die Bändchen-Regelung zunächst gekippt. So gab es laut Stadtverwaltung keine offizielle Genehmigung für das Verfahren. Ab Donnerstag (16.12.) soll es nun ein einheitliches türkisfarbenes Armband für Handel und Budenzauber geben.

Einige Händler in der örtlichen Stadtgalerie hatten die Papierstreifen jedoch bereits im Vorfeld nicht akzeptiert. Das Problem: Sie sind verantwortlich für die Prüfung der 2G-Regel. Gerade größere Konzerne mit mehreren Filialen sicherten sich lieber mit eigenen Kontrollen ab, sagt Center-Managerin Babett Arnold und warnt: „Das Bändchen ist kein Freifahrtschein!“

2G-Kontrolle: Handelsverband fordert Erleichterungen für Händler

Die Händlerinnen und Händler berichten derweil von „schweren Umsatzeinbrüchen“ aufgrund der 2G-Regelung im Einzelhandel. „Das Weihnachtsgeschäft ist in diesem Jahr für viele Händler eine Katastrophe. Was eigentlich der positive Höhepunkt des Jahres sein sollte, ist jetzt oft ein Loch ohne Boden“, so Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE). „Die aktuellen Regelungen schrecken zu viele Kunden ab und erfordern einen enorm hohen Personaleinsatz.“

Der Einkauf mit Maske, Abstand und Hygienekonzept sei eine sichere Angelegenheit, sagt Genth. Bestehe die Politik weiterhin auf die 2G-Regelung, müsse es zumindest schnelle Erleichterungen für die Händler geben. Aktuell gebe es „ein buntes Durcheinander bei den Regelungen zur Kontrolle von 2G“, so Genth. Er fordert, dass die Bändchen-Regelung bundesweit zugelassen wird, damit nicht jeder Kunde an jeder Ladentür erneut kontrolliert werden müsse.

In Castrop-Rauxel dagegen sieht der Vorsitzende der Standortgemeinschaft Casconcept, Matthias Zimmer, keine Notwendigkeit für ein solches System. So würden die 2G-Kontrollen für die meisten Händler kein Problem darstellen. „Die Leute sind kooperativ und aufgeklärt“, sagt Zimmer. Zu langen Schlangen vor den Einkaufsläden käme es daher aktuell nicht.