Ruhrgebiet. Schwimmen lernen unter erschwerten Bedingungen: Beim Deutschen Schwimmverband gibt es Tipps, wie Eltern das denn zuhause vorbereiten können.

Lange Wartelisten, ausgebuchte Kurse, geschlossene Bäder: Schwimmen zu lernen, war auch schon mal leichter. Jetzt will der Schwimmverband den Weg ins Wasser auch online bahnen. Doch was nach Trockenschwimmen klingt, ist eher ein Angebot an Mütter und Väter: „Schwimmen lernen leicht gemacht“ setzt bei den Eltern an.

Denn der „Schwimmverband Nordrhein-Westfalen“ mit Sitz in Duisburg bietet nun Online-Seminare an, die ihnen „Möglichkeiten der Unterstützung des Prozesses des Schwimmenlernens“ aufzeigen. Den Sattelzug an Superlativen aus der Pressemitteilung bringt Generalsekretär Frank Rabe im Gespräch auf einen verständlicheren Punkt: Es gehe um „Wassergewöhnung, darum, ihnen die Angst vor Wasser zu nehmen.“ Spaßeshalber spritzen. Merke: Schwimmen zu lernen, beginnt in der Badewanne.

Fachleute sprechen bereits von einer ,Generation Nichtschwimmer’

In den letzten Monaten haben viele Städte sich bemüht, zusätzliche Angebote etwa in den Ferien zu schaffen. 
In den letzten Monaten haben viele Städte sich bemüht, zusätzliche Angebote etwa in den Ferien zu schaffen.  © FUNKE Foto Services | Joerg Krauthoefer

Man wolle ausdrücklich „Eltern nicht empfehlen, selbst Schwimmen zu unterrichten. Es gibt solche Angebote im Netz, die halten wir für nicht seriös“. Stattdessen verbreite man Tipps für alle, die dem Anfängerschwimmen nahestehen: neben Eltern auch Lehrerinnen und Erzieher.

Der Hintergrund ist schon seit Jahren derselbe. Fachleute sprechen bereits von einer ,Generation Nichtschwimmer’: Unter Corona-Bedingungen fielen ungezählte Schwimmkurse aus, Schwimmbäder waren lange geschlossen und die Schulen mit ihren Becken auch.

Wartelisten für Schwimmkurse haben sich teilweise verdoppelt

Beispiel Mülheim: Dort habe sich die Warteliste für Schwimmkurse auf 500 Kinder verdoppelt, sagt Frauke Jerabeck von der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG), die überall in Deutschland Kurse anbietet. Auch sie verweist auf eine fehlende Gewöhnung an Wasser: „Viele Kursteilnehmer sehen aus dem Anlass zum ersten Mal ein Schwimmbad von innen.“

Beispiele überall: In Essen schätzt der Stadtsportbund (Espo), dass - verglichen mit normalen Jahren - 8000 bis 9000 Mädchen und Jungen seit dem Jahr 2020 verpasst haben, schwimmen zu lernen. Nun sucht der Espo freiwillige Schwimmlehrer, die von 2022 an am Beckenrand stehen könnte.

„Überrascht und froh, wie viele Eltern das annehmen“

Und nebenan in Bottrop meldet die DLRG einen Rückgang von 70 Prozent bei den Seepferdchen; das ist ein erstes Zertifikat für kleinere Kinder, wenn sie 25 Meter Brust oder Rücken schwimmen können. Die Bottroper „Schwimmvereinigung 1924“ rät, direkt nach der Geburt mit einem Schwimmverein in Kontakt zu treten; und der benachbarte „Schwimmverein 1911“ spricht von Wartezeiten „ein Jahr plus X“.

Das Land unterstützt das Projekt des Schwimmverbandes mit 17600 Euro als „Anschubfinanzierung“ Wie weit das Programm 2022 weiterlaufen kann, ist zunächst unklar. Statt geplanter vier gibt es nun mindestens neun kostenfreie Online-Seminare (www.schwimmausbildung.nrw). Man sei, sagt Generalsekretär Frank Rabe, „überrascht und froh, wie viele Eltern das annehmen nach den verloren gegangenen letzten Jahren“.