Essen/Duisburg/Bochum. Die Zahl der E-Autos im Ruhrgebiet wächst stark. Aber noch immer ist das Löschen eines solchen Autos, das in Brand gerät, eine Herausforderung.

Letztes Wochenende erst ist ein E-Auto im Bochumer Stadtteil Weitmar ausgebrannt. Für die Feuerwehr war es ein „relativ langer Einsatz“. Es war aber auch ein äußerst seltener Einsatz. Auf „unter zehn“, schätzt der Leiter der Bochumer Berufsfeuerwehr, Simon Heußen, die Zahl der elektrischen Autos, die in den letzten Jahren im Stadtgebiet ein Raub der Flammen wurden. „Verschwindend gering“ seien Einsätze wegen brennender E-Autos, sagt auch Mike Filzen, Pressesprecher der Feuerwehr Essen. Und Jörg Theilenberg, Sachgebietsleiter Baulicher Brandschutz bei der Duisburger Feuerwehr spricht von „relativ wenig“ Fällen.

Zahl der Zulassungen stark gestiegen

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Das könnte sich bald ändern. Wurden im gesamten Jahr 2018 in Deutschland rund 35.000 Elektroautos zugelassen, waren es allein im Juli 2021 genau 33.655. „Der Anteil wird zunehmen“, weiß Filzen. Das liegt nicht etwa daran, dass E-Autos öfter in Flammen stehen als solche mit Verbrennungsmotor. Das tun sie nämlich laut ADAC nicht. „Das Problem ist die Batterie“, erklärt Theilenberg.

Hat sich eine ihrer Zellen – meist durch Material- oder Montagefehler, seltener nach einem Unfall – einmal entzündet, heizt sie ihre Nachbarzellen auf, bis diese ebenfalls anfangen zu brennen. „Thermisches Durchgehen“ (Thermal Runaway) nennen Fachleute das. Um dieses Phänomen in den Griff zu bekommen, reicht es nicht, die sichtbaren Flammen zu ersticken. Denn selbst wenn eine Zelle gelöscht ist, kann sie von einer benachbarten Zelle wieder entzündet werden.

Dichtes Netz von Hydranten im Ruhrgebiet

Wenn nichts mehr geht, kommt die Mulde zum Einsatz. Ein Kranwagen der Feuerwehr hebt ein ausgebranntes E-Auto hinein.
Wenn nichts mehr geht, kommt die Mulde zum Einsatz. Ein Kranwagen der Feuerwehr hebt ein ausgebranntes E-Auto hinein. © dpa | -dpa

„Kühlen“ lautet deshalb die Devise. Dafür brauche man mehr Wasser als bei einem normalen Fahrzeugbrand, weiß nicht nur Heußen. Aber das stellt die Wehren im Revier in der Regel nicht vor größere Probleme. „Wir haben hier ein sehr dichtes Netz von Hydranten“, sagt Filzen. Und in fast allen großen Städten verfügt die Feuerwehr mittlerweile über Mulden, in die – wenn nichts anderes mehr hilft – das Wrack mit Hilfe eines Krans getaucht wird. „Tür zu, Auto rein, Wasser rein – fertig“, fasst Filzen die Methode zusammen. „Aber das ist längst nicht bei jedem Brand eines E-Autos nötig“, stellt Heußen klar.

Grundsätzlich, so der Bochumer Feuerwehrchef weiter, „sind brennende E-Autos beherrschbar.“ Das sind sie auch in den anderen Städten. „Am Ende“, sagt Filzen, „kriegen wir alles gelöscht.“

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In Bayern haben das einige Parkhausbetreiber Anfang des Jahres anscheinend nicht geglaubt und ihre Parkhäuser kurzzeitig für E-Autos gesperrt. Und auch im Ruhrgebiet gibt es mittlerweile einige wenige, in die elektrisch angetriebene Autos zumindest nicht in den unterirdischen Geschossen abgestellt werden dürfen.

PKW-Brand in Tiefgarage „ist immer schlecht“

„Ein PKW-Brand in einer Tiefgarage ist immer schlecht“, sagt Simon Heußen, „denn da gibt es unendlich viel Rauch.“ Die Antriebsart mache dabei keinen Unterschied. „Wenn bei einem Benziner der Tank ausläuft, dann kriegen sie als Feuerwehrmann auch viel Freude“, betont Mike Filzen. Davon ab seien immer auch die vielen in einem Auto verbauten Kunststoffteile ein großes Problem. Das treibe die Brandlast in die Höhe, bestätigen Experten, außerdem seien die Rauchgase hoch giftig.

„In Tiefgaragen parkende E-Autos stellen kein größeres Sicherheitsrisiko dar als Benziner oder Diesel“, heißt es auch beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Tiefgaragen für Elektrofahrzeuge zu sperren, wäre ein Rückschritt beim Ausbau der Elektro-Mobilität“, findet Alexander Küsel, Leiter der Schadenverhütung beim GDV. Die Sicherheit hänge von der Qualität des Brandschutzes ab und nicht davon, welche Autos geparkt sind.

Neuartige Batterien in der Entwicklung

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Das sieht man bei vielen großen Parkhausbetreibern im Revier ähnlich. „Deshalb wollen wir die Zahl der Ladepunkte in unseren Parkhäusern in den kommenden Jahren gemeinsam mit den Stadtwerken Bochum auf 150 erhöhen. sagt etwa Sven Frohwein, Sprecher der Bochum Wirtschaftsentwicklung, die die meisten Parkhäuser in der Stadt betreibt. Platziert werden die Ladesäulen so nah wie möglich an den Ausfahrten. „So ist es für die Rettungskräfte im Fall der Fälle einfacher, brennende Fahrzeuge auf schnellstem Wege aus dem Parkhaus herauszubekommen.“

Ein Feuerwehrmann misst mit einer Wärmebildkamera  die Temperatur der Batterie eines verbrannten Elektroautos.
Ein Feuerwehrmann misst mit einer Wärmebildkamera die Temperatur der Batterie eines verbrannten Elektroautos. © dpa | Christoph Soeder

Mittelfristig könnte sich das Problem ohnehin erledigen. Nahezu alle großen Autokonzerne investieren derzeit Milliarden in die Entwicklung von so genannten Festkörperbatterien, die ein Elektrolyt aus festem Material anstelle des üblicherweise flüssigen Elektrolyts verwenden. Sie liefern mehr Reichweite, lassen sich schneller laden und sind nicht in entzündbar. Nach Marktreife der Akkus, so wird in Expertenforen bereits gescherzt, gebe es nur noch eine Möglichkeit, ein Elektroauto in Brand zu setzen: „Mit Benzin übergießen.“