Dortmund. Die Hoffnung steht auf dem Bürgersteig: In Dortmund darf Laura Micolucci im „Taormina“ endlich wieder Gäste bedienen – an ganzen vier Tischen.

Vier Tische. Ganze vier Tische auf dem Bürgersteig im vollgeparkten Dortmunder Kreuzviertel, vom Staub befreit, mit weißen Margeriten geschmückt: Das ist der erste Schritt. Ein kleiner Schritt, ein bisschen knapp für die Umsätze, ahnt Laura Micolucci, aber „ein großer Schritt für die Gäste“: In Dortmunds „Taormina“ darf wieder gespeist werden, also noch nicht „in“, aber „vor“, und die Gastronomin ist „total aufgeregt“, erleichtert, froh und voller Hoffnung und alles gleichzeitig.

Dabei muss Laura Micolucci, 34, an so viel denken in diesen Tagen und so viel erledigen. Alle Gläser spülen, die Bierleitungen reinigen, literweise abgelaufene Getränke wegkippen, alles neu bestellen, einsortieren. Personal organisieren, anlernen, die 450-Euro-Kräfte sind weg, die neuen kennen die Karte nicht. Im Gartencenter die Tischdeko besorgen, putzen, auch noch die Fenster! Sie lacht. Ach ja, von der großen Tafel die Herbstgerichte wischen, da stehen noch „Fettuccine mit Kürbis“ drauf. QR-Code programmieren, Listen ausdrucken, eine Art „Check-in“ bauen. Und wie ging noch mal das Licht im Gastraum an? Aber den braucht sie ja noch nicht.

Sie hatten jetzt mehr als ein halbes Jahr zu.

Das „Taormina“ hat auf Außenverkauf gesetzt, aber das lohnte sich nicht

Nicht ganz zwar, sie hatten einen Außenverkauf, Pizza to go, aber das war „eher symbolisch“, das Taormina sollte am Ball bleiben: „Wir wollten nicht vergessen werden.“ Sie sind nicht vergessen worden, „die Stammgäste sind treu geblieben“, was haben sie angerufen, um einen der vier Tische zu bestellen! „Jetzt zu sehen, wie die Gäste sich freuen“, sagt Laura Micolucci, „ist cool.“

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Mehrmals hat sie im vergangenen Jahr gedacht, wir schaffen das nicht. Und ohne staatliche Hilfen hätte der Familienbetrieb es auch nicht geschafft. So oft hat die 34-Jährige, die gerade dabei war, das Restaurant von ihrem Vater zu übernehmen, hin- und hergerechnet, immer wieder den Gedanken gehabt: „Reicht das Geld?“ Die Existenz war bedroht, sie empfand das als „riesengroße Belastung“. Laura Micolucci hat selbst Pizza gebacken in der Zeit, sie hat selbst geputzt, „man muss sparen, wo man kann“. Auch jetzt, da es wieder losgeht, kann sie sich nicht gleich viel Personal leisten, es wird vielleicht ein bisschen dauern, bis das Essen auf dem Tisch steht. „Man braucht etwas Geduld.“

Bis alles wieder normal ist, wird es Zeit brauchen

Sie selbst auch. Umso besser, sagt die 34-jährige Mutter eines Kindes, „dass es jetzt so schnell geht“: ein paar Tage noch, dann werden sie wohl auch den Innenbereich öffnen dürfen, auch nur vier Tische statt zehn im Raum, in dem sie gerade sitzt. Und dann brauchen sie wohl Oberlichter, darüber reden sie gerade mit dem Vermieter, die Lüftung ist ziemlich laut. Sie macht das nicht zuallererst, weil sie es muss nach dem Gesetz, „die Leute sollen sich hier nicht anstecken“, sie will Sicherheit für ihre Gäste.

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Über den Sommer, da ist sie „sehr optimistisch“, wird sich die Lage weiter beruhigen. An „bald vorbei“ glaubt Laura Micolucci nicht wirklich, „das wird uns noch eine Weile begleiten“, das Wort „Corona“ sagt sie nicht ein einziges Mal. Die Bauchschmerzen gehen nicht so schnell weg, den großen werden auch wieder kleine Schritte folgen. „Bis wir alles wieder aufgeholt haben“, ahnt sie, wird es bis nächstes Jahr dauern „oder noch länger“. Es brauche alles „ein bisschen Zeit“. Aber sie wird sie sich nehmen. Auch Laura Micolucci kann nicht in die Zukunft sehen. Aber sie geht entschlossen und guten Mutes hinein. „Wenn sich alles halbwegs trägt, bin ich wirklich, wirklich froh.“