Essen. Irrtümlich stach der Duisburger in Bottrop auf den falschen Nebenbuhler ein. Jetzt steht er in Essen vor dem Landgericht.

Eifersucht ist laut Anklage das Motiv, aus dem der Duisburger Konstantinos K. am 2. November vergangenen Jahres in Bottrop auf seinen vermeintlichen Nebenbuhler einstach. Wegen gefährlicher Körperverletzung muss der 40-Jährige sich seit Donnerstag vor dem Landgericht Essen verantworten.

Inbrünstig bat der Angeklagte zum Prozessauftakt beim Opfer der Messerstiche um Verzeihung: "Ich möchte mich herzlich bei dir entschuldigen, tausendmal." Mittlerweile wird er wohl eingesehen haben, dass der 39-Jährige gar kein Verhältnis mit der Frau hatte, um die es dem Angeklagten ging. Offenbar eifersüchtig hatte er sich schlicht geirrt, als er zugestochen haben soll.

Außereheliches Verhältnis flog auf

Er ist ein wenig kompliziert, dieser Fall vor der XVI. Essener Strafkammer. Der Angeklagte und das Opfer sind Ende vergangenen Jahres beide verheiratet und haben Ärger mit ihren Frauen. Der Angeklagte, weil seine Ehefrau hinter das Verhältnis ihres Mannes mit einer 29-Jährigen gekommen war.

So trafen die beiden Männer, die befreundet waren, am 1. November zusammen, redeten miteinander. "Wir sprachen über unsere Probleme", erzählt das Opfer, "er über seine, ich über meine". Dann trennten sich ihre Wege wieder.

Die Ex-Geliebte beschimpft

Das Opfer kennt die 29-Jährige allerdings, die wenige Tage vor der Tat ihr außereheliches Verhältnis mit dem Angeklagten beendet hatte. Wegen dieser Trennung soll Konstantinos K. sie beschimpft und ihre "Zerstörung" angedroht haben.

An der Harkortstraße im Bottroper Stadtteil Fuhlenbrock unterhielten sich die Frau und das spätere Opfer nachts gegen 1.20 Uhr darüber auf einem Parkplatz. Auf einmal soll der Duisburger Angeklagte mit quietschenden Reifen vorgefahren sein. Er stieg aus, soll die Frau gegen eine Wand gestoßen haben. Dann sei der 39-Jährige dazwischen gegangen. Unvermittelt habe der Angeklagte aber mit einem "scharfkantigen Gegenstand" zugestochen, seinen Kontrahenten am Kopf und im Bauch schwer verletzt haben.

Zuerst von einem Unbekannten gesprochen

Die 29-Jährige ging jetzt dazwischen, das Opfer setzte sich erst einmal hin. Es dauerte nicht lange, da soll der Angeklagte seinen Irrtum eingesehen haben. Laut Anklage ging er auf sein Opfer zu, küsste ihn und entschuldigte sich mehrfach. Bevor Rettungswagen und Polizei eintrafen, sollen sich auch alle drei geeinigt haben, den Ermittlern die Geschichte von einem großen Unbekannten aufzutischen.

Tatsächlich bekam die Polizei zunächst zu hören, wie aus dem Nichts sei ein Fremder aufgetaucht. Dieser habe auf den 39-Jährigen eingestochen. Der jetzt Angeklagte soll sogar mannhaft weitere Stiche verhindert und den Fremden in die Flucht geschlagen haben.

Angeklagter will volltrunken gewesen sein

Die weiteren Ermittlungen deckten Widersprüche in den Aussagen auf, schließlich erzählten die Frau und das Opfer die Version, die in der Anklage wiedergegeben wird. Vor Gericht bestreitet Konstantinos K. seine Tat nicht, schwächt seine Schuld aber stark ab und will sich an vieles nicht erinnern. Volltrunken sei er gewesen, habe auch Kokain konsumiert. Die Verletzungen seien für ihn unerklärlich. Erklären kann er allerdings auch nicht, wie er es geschafft hat, in der Tatnacht mit dem Auto in diesem Zustand unfallfrei von Herten nach Bottrop gefahren zu sein.

An zwei weiteren Tagen wird die Kammer versuchen, die Hintergründe der Tat aufzuklären. Und sie muss über den Schmerzensgeldantrag beraten, den Rechtsanwalt Hans Reinhardt, der das Opfer vertritt, am Donnerstag vorlas. Mindestens 25.000 Euro fordert er.