Essen. Erst tranken sie, dann kam es zur Messerstecherei. Jetzt stehen drei junge Gladbecker vor dem Landgericht Essen: versuchter Totschlag.

Zuerst hatten sie im Gladbecker Nordpark nahe der Innenstadt getrunken, dann zogen sie weiter in den Ortskern von Zweckel. Zum Schluss kamen drei Menschen ins Krankenhaus. Einer, der nicht zu der Clique gehörte, sogar mit lebensgefährlichen Verletzungen. Seit Dienstag müssen sich drei junge Gladbecker vor dem Landgericht Essen verantworten. Versuchten Totschlag wirft Staatsanwalt Shamgar Owusu-Ankomah ihnen vor.

Die drei Angeklagten sind zwischen 17 und 19 Jahre alt, hatten sich am Abend des 17. Oktober 2020 im Nordpark verabredet. Irgendwann, Mitternacht war gerade vorbei, rief der Vater des 17 Jahre alten Hauptangeklagten an. Er soll die Gruppe gebeten haben, seinen Sohn nach Hause zu begleiten. Denn ein Mann, mit dem der 17-Jährige seit längerer Zeit Streit habe, lungere vor dem Haus herum. Das könne sicher Ärger geben.

Schlägerei auf dem Heimweg

Laut Anklage traf die Gruppe auf dem Heimweg tatsächlich auf den Mann. Sofort soll der 17-Jährige auf den 35-Jährigen zugelaufen sein und ihn angegriffen haben. Der wehrte sich, die anderen beteiligten sich und irgendwann soll der 17-Jährige dem Mann ein Messer in den Bauch gestochen haben.

Mittlerweile hatten sich Anwohner eingeschaltet. Einer rief vom Fenster laut herunter: "Jetzt ist Schluss." Zwei Brüder aus einer anderen Familie waren sogar auf die Straße gelaufen und hatten den blutigen Streit beendet.

Zuerst das mutmaßliche Opfer als Täter geführt

Kurz danach traf auch die Polizei ein. Der schwer verletzte Mann hatte sich bereits vom Tatort entfernt. Zwei aus der "Nordpark-Gruppe" bluteten, sie alle beschuldigten den anderen Mann, der eigentliche Täter zu sein. So kam es, dass die Polizisten zunächst den 35-Jährigen als Beschuldigten führten.

Von ihm fehlte zunächst jede Spur. Wie es später hieß, hatte er sich auf Hinterhöfen versteckt und war erst gegen 7.30 Uhr ins Krankenhaus gegangen. Die Ärzte operierten ihn sofort und alarmierten die Polizei. Ohne ärztliche Hilfe, sagen die Mediziner, wäre die Wunde tödlich gewesen.

Widersprüchliche Geschichten

Die V. Essener Jugendstrafkammer wird jetzt versuchen, die Hintergründe aufzuklären. Es kursieren verschiedene, sich zum Teil widersprechende Geschichten, aus welchem Grund es zum Streit zwischen den Kontrahenten kam. Eigentlich geht es immer um Frauen, Mädchen.

Die Angeklagten sind dem Gericht keine große Hilfe. Der 17-Jährige schweigt zunächst. Der 18-Jährige gibt zu, die Tatwaffe mit nach Hause genommen und gereinigt zu haben. Der 19-Jährige räumt den Ablauf grob ein und erwähnt, dass der 17-Jährige oft lüge. Alle haben bereits Einträge in ihrem Strafregister, der 17-Jährige, so wird erzählt, wird bei der Polizei sogar als Intensivtäter geführt. Zehn weitere Prozesstage hat die Kammer angesetzt.