Düsseldorf. Zu Beginn der Osterferien ist am Flughafen Düsseldorf nichts wie früher. Nur sechs Maschinen fliegen Mallorca an. Die Urlauber haben ihre Gründe.
In drei Stunden fliegt Familie Schnitzler nach Mallorca, am Flughafen ist sie schon, aber nach Urlaub sieht es überhaupt nicht aus. Die vier sitzen Freitagmorgen ziemlich allein in der Ladenzeile, Brötchen und Zeitung haben sie kaufen können, aber sonst? Die Nordsee-Filiale hinter ihnen ist dunkel, die Elbenwald-Filiale zur Linken sozusagen verrammelt, und „Pizza e Pasta“ rechts hat irgendwann ausgehängt: „Wir schließen vorübergehend.“ Aber es geht ja nichts vorüber.
„Wir hatten gar keine Reise mehr erwartet dieses Jahr. Aber als das Risikogebiet Mallorca zurückgenommen wurde, haben wir uns entschlossen“, sagt der Familienvater. Aber Mallorca? „Warum soll ich meine Familie nicht mitnehmen in ein Land, wo es ungefährlicher ist? Während es hier drunter und drüber geht.“
„Dass man sich heute rechtfertigen muss, nur weil man in Urlaub fliegen will“
Die Schnitzlers heißen nicht so, sie heißen anders. Aber an diesem Morgen holt man sich als Reporter auffällig viele Zurückweisungen von Mallorca-Reisenden. Nach der mit Moralfragen in Brand gesetzten Diskussion der letzten Tage haben viele nicht die geringste Lust darauf, erkannt zu werden. Das geht dann so: „Entschuldigung, darf ich Sie etwas fragen?“ „Nein, am liebsten nicht.“ „Nein, wollen wir nicht, dankeschön.“ Foto? Unmöglich.
Anonym ist es anders. Und so erzählt eine Frau aus Witten von „erheblichen Diskussionen in Freundes- und Bekanntenrunden“, und es klingt nicht, als erinnere sie sich launiger Plaudereien. „Dass man sich heute rechtfertigen muss, nur weil man in Urlaub fliegen will.“
Flughafen erwartet 185.000 Fluggäste in den Ferien - 2019 waren es 1,2 Millionen
Es ist der letzte Schultag, viele verreisen heute. Mallorca, Ibiza, Gran Canaria, Antalya. Der Flughafen ist nicht leer, natürlich nicht; aber wie der Beginn eines der normalerweise wichtigsten Reise-Wochenenden fühlt es sich auch nicht an. Mit 185.000 Fluggästen rechnet Düsseldorf für die gesamten Osterferien, 2019 waren es: 1,2 Millionen. Die 185.000 , steht in einer Pressemitteilung, seien aber „aufgrund der volatilen Gesamtsituation nur eine Prognose“.
Da steht ein junges Paar. In dieser Zeit in Urlaub zu fliegen, „fühlt sich schon ein bisschen komisch an“, sagt der junge Mann aus Nordhorn. Auf Mallorca beziehen die beiden „zum Glück ein Eigenheim, im Hotel wäre es uns jetzt auch zu gefährlich“. Die Mallorca-Diskussion an sich finden die beiden allerdings „völlig überflüssig. Auf die Malediven oder nach Dubai kann man auch, aber darüber spricht niemand.“
Alle Abflüge des Tages passen auf einen einzigen Bildschirm
Es ist ja auch nicht so, als ob Zehntausende gerade aus Nordrhein-Westfalen nach Mallorca fliegen würden. Am Freitag gehen sechs Flugzeuge zur Inselhauptstadt Palma, am Samstag zehn, am Sonntag neun. Alle Abflüge des Freitags, alle Ziele zusammen passen auf einen einzigen Bildschirm; und wo der Takt der Starts sonst nicht eng genug sein konnte, da gibt es nun bis zu einstündige Löcher im Flugplan.
Andere beschäftigt die Aussicht, bei einem positiven Test im Urlaubsland hängenzubleiben. Gehen zwei junge Männer vorbei, laut redend. „Überleg’ mal: Du fliegst da hin, du kennst da keinen, du wirst getestet, und dann hängst du da.“
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Die Osterferien beginnen, und am Flughafen sieht es so aus: Die Hochbahn pendelt nahezu leer. Einzelne Bildschirme sind abgeschaltet, Stehtische abgeklebt, die meisten Ladenlokale geschlossen, manche stehen leer. Corona-App-Reklame mischt sich auf dem Großbildschirm unter die McDonald’s-Werbung. Und die Durchsagen erinnern daran, Abstand zu halten. Statt vernünftigerweise zu ermahnen, sein Gepäck nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Ja, so war das nämlich früher.
„Ich fühle mich nicht verantwortungslos, weil ich in Urlaub fliege“
„Man läuft schon mit einer gewissen Vorsicht durch die Landschaft, auch hier schon“, sagt eine junge Frau aus Dortmund. Auch sie reist mit Mann und Tochter nach Mallorca, und während die Dreijährige sich über ihr Schoko-Brötchen hermacht, machen ihre Eltern sich Gedanken.
Diesmal sei es „irgendwie anders, weil es ja auch verurteilt wird, das Reisen“, sagt er. Man habe sich beraten und dann entschlossen. „Wir wollen zurück zu einer verantwortungsvollen Normalität. Und es tut dem Gemüt gut“, sagt sie: „Ich fühle mich nicht verantwortungslos, weil ich in Urlaub fliege.“ Auf der Insel sei „der wichtigste Weg Ferienwohnung, Strand, Ferienwohnung. Mehr brauche ich nicht.“ Gute Reise!