Essen. Kurz bevor Tausende über Ostern nach Mallorca fliegen wollen, streiten Experten über die Frage, wie sicher Flugreisen in Zeiten von Corona sind.
Über den Wolken ist die Freiheit längst nicht mehr grenzenlos. Auch im Ferienflieger gelten strenge Regeln in Corona-Zeiten. Aber wie gut ist man im Flugzeug tatsächlich vor dem Virus geschützt?
Kommt darauf an, wen man fragt. Unabhängige Studien gibt es so gut wie gar nicht. Und fast alle Untersuchungen und Bewertungen stammen aus dem Jahr 2020 – als die Maskenpflicht zwar weniger streng war, Virus-Mutationen aber noch keine Rollen spielten.
Erreichen die meisten Tröpfchen den Nebenmann gar nicht?
David Powell, Medizinspezialist der International Air Transport Association, also des Dachverbands der Fluggesellschaften, rechnete jüngst vor, dass es 2020 bisher nur 44 Infektionsfälle gab, die auf Flüge zurückführbar waren. Bei 1,2 Milliarden Flügen sei das ein Fall je 27 Millionen Reisende. Und Bruno Fargeon, Ingenieur bei Airbus sagt, nach seinen Simulationen erreichen einen Sitznachbarn im Flugzeug höchstens fünf von 10.000 Tröpfchen, die beim Husten entstehen – vorausgesetzt, dass Passagiere wie vorgeschrieben Masken tragen.
Ralf Teckentrup, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Condor Flugdienst, ist sich dann auch sicher, dass für die Passagiere an Bord und aber auch allgemein für Reisende ein maximaler Schutz gegeben ist. Alle Experten hätten in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder bestätigt, dass die Luft an Bord von Flugzeugen exzellent sei. Eine weitere Sicherheit geben laut Teckentrup sogenannte Hepa-Filter an Bord: „Sie sorgen dafür, dass die gereinigte Luft die Qualität eines Operationssaales hat“, sagt er gerne.
Professor zweifelt an „Luftqualität wie im OP-Saal“
Eine Aussage, die Dieter Scholz, Professor für Flugzeugsysteme an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg, zumindest für fragwürdig hält. Die Luft in der Flugzeugkabine, warnt er, werde nicht komplett verdrängt, sondern nur vermischt. Dadurch würden zwangsläufig Verwirbelungen entstehen, die Viren im Innenraum verteilen. Das Robert-Koch-Institut geht auch davon aus, dass es in Flugzeugen zu einer Ansteckung kommen könnte, spricht aber von einer „geringen Wahrscheinlichkeit“. Scholz hat sie nach seinen Untersuchungen mal ausgerechnet und ist auf etwa 1 zu 1000 gekommen. Vier Richtige im Lotto sind in etwa ebenso wahrscheinlich.