Dortmund. Das Geschäft lief, bis das Virus kam. Wie Corona einen Krankenfahrdienst in Dortmund stoppte.
Manchmal kommt es ihr vor wie eine Ewigkeit, dabei ist es noch kein Jahr her. Mit drei Autos sind sie noch im März 2020 unterwegs gewesen in Andrea Bruchmanns Firma „RP Krankenfahrten und mehr“. Haben Alte und Kranke zum Arzt oder in die Stadt gebracht. Dann kam Corona.
„Und jetzt“, sagt Bruchmann, „habe ich gar nichts mehr.“ Es war kein Job, der sie reich gemacht hat. „Aber wir sind gut über die Runden gekommen“, sagt die 48-Jährige. Und die Arbeit hat ihr gelegen. Noch heute, erzählt sie, telefoniere sie mit einigen der Patienten von früher. Es sind Gespräche, die ihr gut tun. „Mir fehlt der Kontakt zu anderen Menschen immer mehr.“
„Die Fahrten wurden weniger und weniger“
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Nie hätte Andrea Bruchmann gedacht, dass Corona sie so treffen könnte. „Aber ganz schnell wurde die Lage immer schlechter.“ Viele ihrer Kunden bleiben ab März 2020 aus Angst vor dem Virus zu Hause, bestellen Bruchmanns Fahrer nur noch für absolut unaufschiebbare Termine. „Die Fahrten wurden weniger und weniger.“
Nächtelang spricht sie mit ihrem Partner. Weitermachen? Aufhören? „Ich habe kaum noch geschlafen.“ Bruchmann hängt an ihrer Arbeit. „Es hat mir immer viel Spaß gemacht.“ Aber nach Spaß fragt niemand mehr im Frühjahr 2020.
„Am liebsten irgendwo im Büro“
Im Frühsommer gibt die Frau aus Dortmund auf. „Es sah ja nicht nach Besserung aus.“ Rückwirkend eine gute Entscheidung. „Die Schulden wären ja Monat für Monat größer geworden. Da wäre ich nie mehr von herunter gekommen.“ Seit der Schließung ihres Fahrdienstes lebt Bruchmann von Grundsicherung, hat nebenbei einen Mini-Job. Aber sie schaut nach vorne. Nach Corona hofft sie wieder auf eine feste Anstellung. „Am liebsten irgendwo im Büro.“
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Das letzte Jahr, es hat Spuren hinterlassen bei Andrea Bruchmann. Viel nachgedacht hat sie, hat sich immer wieder gefragt, was sie möglicherweise falsch gemacht hat. Gefunden hat sie nichts. „An Corona habe ich ja keine Schuld“, sagt sie sich immer wieder. Wirklich helfen tut ihr das kaum. „Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich versagt habe.“