Düsseldorf. Führerschein, Fahrerkarte, Ladepapiere? Darum kontrolliert die Polizei derzeit verstärkt nachts schwere LKW.
Temperaturen um den Gefrierpunkt und der Regen will nicht aufhören. Dunkel ist es gegen 21 Uhr am Montag auf dem Rastplatz Stindal an der A3, nur die Lichtmasten, die sie aufgestellt haben, da wo sonst die PKW parken, scheinen hell. Streifen- und Mannschaftswagen stehen in Reih- und Glied. Blaulichter blinken durch die Nacht. Polizeikontrolle, Schwerlastverkehr.
Immer noch zu viele schwere Unfälle
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Draußen auf der A3 sind sie unterwegs, die Kollegen und Kolleginnen der Autobahnpolizei, die sie „Schlepper“ nennen. Die mit ihren Streifenwagen fahren und die LKW auf der rechten Spur beobachten, bis sie glauben, ein verdächtiges Fahrzeug entdeckt zu haben, das sie dann - „Bitte folgen“ - zum Rastplatz leiten.Dort geht es dieses Mal nicht primär um Schmuggel oder illegale Waren. Es geht um überschrittene Lenkzeiten, Mängel am Lkw oder falsch gesicherte Ladungen – alles Dinge, die in der Vergangenheit nachts nur selten kontrolliert worden sind. Was sich unter den Fahrern längst herumgesprochen hat. „Sie fühlen sich in der Dunkelheit ziemlich sicher“, sagt ein Beamter.
So sicher zumindest, dass sie nach Erfahrungen der Polizei in anderen Bundesländern ihre Fahrerkarten austauschen oder gar nicht erst einstecken und illegal durch die Nacht rauschen, statt ihre Ruhezeiten einzuhalten. Zudem gibt es in einschlägigen Internet-Foren immer wieder Gerüchte, im Schutze der Dunkelheit würden Gespanne auf die Straße gebracht, die in so schlechtem Zustand seien, dass man sie tagsüber schnell wieder aus dem Verkehr ziehen würde. „Das wollen wir ebenfalls überprüfen.“
Innenminister Herbert Reul beobachtet die Kontrolle
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Das ist ganz im Sinne von Innenminister Herbert Reul, der die 50 Männer und Frauen des Kontrolleinsatzes besucht. „Ein Unfall, in den ein LKW verwickelt ist, ist meistens ein sehr schwerer “, sagt der Minister und lobt die Arbeit der Autobahnpolizei. „Sie retten Leben.“
Bei den gestoppten Lkw-Fahrern hält sich die Begeisterung dagegen erwartungsgemäß in Grenzen. Kontrollen sind nur unwesentlich beliebter als ein Kolbenfresser. „Nix Zeit“, sagt ein Trucker aus Rumänien und versichert: „Alles gut.“ Was den Beamten – ebenfalls erwartungsgemäß – nicht reicht, um ihn weiterfahren zu lassen.
Spezialisten dringend gesucht
Die Kontrolle dauert. Daten werden an Laptops ausgewertet, Planen geöffnet, um zu prüfen ob die Ladung richtig gesichert ist – und Reifen und Bremsen mit Taschenlampen und Infrarot gecheckt. „Eine Arbeit für Spezialisten“, sagt Reul und räumt ein, dass es davon zu wenig gibt bei der Polizei. Das will er ändern und denkt dabei auch Leute mit Branchenerfahrung.
Womöglich schweben ihm da Menschen wie Immanuel Noske vom Landesamt für Aus- und Fortbildung der Polizei vor. Er war früher mal Berufskraftfahrer, hat den Kontakt zu den ehemaligen Kollegen nie verloren und kennt nicht nur alle Tricks und Trucks, sondern auch die Zusammenhänge.
Fahrtenschreiber manipuliert - 15000 Euro Strafe
„Wer rund um die Uhr hinter dem Steuer sitzt, macht das ja nicht, weil er so gerne Mercedes oder Volvo fährt. Ausländische Fahrer haben da oft gar keine andere Wahl, wenn sie den Job nicht verlieren wollen“, sagt er. Mittlerweile allerdings könne man auch verstärkt gegen die Fahrzeughalter vorgehen. Noske weiß von einem Fall, in dem ein ausländischer Spediteur die Fahrtenschreiber von zwei seiner LKW manipuliert hat. Freigegeben werden die Fahrzeuge erst, wenn er pro Wagen 15.000 Euro Strafe gezahlt hat. „Das sind Summen, die man merkt“, ist der der Hauptkommissar sicher.
Grundsätzlich aber könne man die Branche nicht über einen Kamm scheren. „Die meisten leisten gute Arbeit.“ Das zeigt sich auch an diesem Abend. „87 Fahrzeuge wurden überprüft“, sagt eine Sprecherin des Innenministeriums. „Dabei wurden 13 Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten festgestellt.“ Außerdem gab es sieben Verstöße wegen technischer Mängel.
Die Aktion vom Montag soll kein Einzelfall bleiben, heißt es aus dem Ministerium. Kim Freigang, Sprecher der Polizei Düsseldorf, nickt. „Wir werden den Lkw-Fahrern zeigen, dass wir rund um die Uhr präsent sind.“