Essen. Ein 14-Jähriger war durch eine Messerattacke tödlich verletzt worden. Der Anlass des Streites in Essen-Horst war banal. Nun läuft der Prozess.
- Der Tod eines 14-Jährigen durch eine Messerattacke in Essen-Horst hat für große Anteilnahme und Trauer gesorgt. Der heute 18-jährige mutmaßliche Täter steht nun vor Gericht. Die Anklage lautet auf Totschlag.
- Der 18-Jährige soll nach einem banalen Streit einen 14-Jährigen mit einem Messerstich getötet haben. Eine "Mädchengeschichte" soll das Motiv für die brutale Messerattacke und den anschließenden Tod des 14-Jährigen sein. Er traf den 14-Jährigen direkt ins Herz.
- Der Prozess in Essen, der den Tod des 14-Jährigen durch eine Messerattacke klären soll, findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen.
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit muss sich seit Montag ein 18 Jahre alter Essener vor dem Landgericht Essen verantworten. Die Anklage vor der XXIV. Jugendstrafkammer lautet auf Totschlag. Er soll am 19. April im Essener Stadtteil Horst nach einem banalen Streit einen 14-Jährigen mit einem einzigen Messerstich getötet haben.
Zur Tatzeit war der Angeklagte aus Essen-Kray erst 17 Jahre alt, deshalb schreibt das Gesetz zwingend eine Hauptverhandlung ohne Zuschauer vor. In geschützter Atmosphäre soll die Schuldfrage des Jugendlichen erörtert werden. Geschützt auch deshalb, damit Angeklagte oder Zeugen die Wahrheit sagen und nicht vor Gleichaltrigen prahlen.
Tod eines 14-Jährigen durch Messerattacke: Banaler Streit eskalierte
Denn Prahlerei unter Jugendlichen, die Angst als Schwächerer zu gelten, ist nach dem Ermittlungsergebnis der Polizei der Hintergrund dieser Tat , die das Leben eines jungen Menschen ausgelöscht hat. Eigentlich, so deutet es sich an, tragen alle Beteiligten ein wenig Verantwortung dafür, dass ein banaler Streit so fürchterlich eskalierte.
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Und der Alkohol, Wodka, spielte eine Rolle. Da war auf der einen Seite der Angeklagte, der unbedingt mit einem Mädchen sprechen wollte, das in der Nacht zum 19. April mit Freunden zusammen gefeiert hatte, darunter auch dem späteren Opfer. Einige waren zuvor auf einer Geburtstagsfeier, wo es Wodka und Whisky gegeben haben soll.
Tod eines 14-Jährigen durch Messerattacke: Halbe Flasche Wodka geleert
Der Angeklagte soll sich von dem Mädchen offenbar hingehalten gefühlt haben und wollte eine Aussprache. Dazu soll er wohl Wodka, Orangensaft und Marihuana mitgebracht haben. Allein: Das Mädchen erhörte ihn nicht, kam nicht zu ihm herunter. Die Ermittler stellten reichlich WhatsApp-Nachrichten sicher, aus denen hervor gehen soll, dass der 17-Jährige die Flasche Wodka in der Wartezeit zur Hälfte alleine geleert hatte.
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Gegen 2.30 Uhr am Morgen schickt das Mädchen ihm eine Warnung. Er solle abhauen, denn die anderen wollten ihn verprügeln. Der 17-Jährige, der zu diesem Zeitpunkt rund zwei Promille Alkohol im Blut hat, lässt sich nicht beeindrucken, fängt an zu prahlen - das dokumentiert der WhatsApp-Verkehr. Die sollten ruhig kommen, schreibt er, er habe nämlich ein Messer dabei. Zur Sicherheit macht er noch ein Foto des Butterfly-Messers.
Tod eines 14-Jährigen durch Messerattacke: Jugendliche suchen den 17-Jährigen auf
Nach zehn Minuten Bedenkzeit kündigt die Gruppe, zu der das Mädchen gehört, dem Angeklagten an, sie seien jetzt auf dem Weg zu ihm. Tatsächlich gehen sechs Jugendliche nach draußen. Zwei Jungen sind es und vier Mädchen, nicht aber das, mit dem der Angeklagte hatte sprechen wollen. An der Haltestelle "Carl-Wolf-Straße" treffen sie auf den 17-Jährigen, der sich verbal aggressiv gegeben und sein Messer gezeigt haben soll.
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Die beiden Jungen hatten sich wohl zuvor mit Schirmen bewaffnet, stellten sich vor dem 17-Jährigen auf und schlugen damit auf ihn ein. Er soll über die Straße getorkelt sein, sich verletzt und sein Portemonnaie verloren haben. Auch die Wodkaflasche ging wohl zu Bruch.
Die Ermittler gehen davon aus, dass er direkt nach einem Sturz mit großer Wucht das Messer in die Brust des 14-Jährigen stach. Er traf direkt ins Herz, der Junge hatte keine Chance, starb eineinhalb Stunden später im Klinikum. In den nächsten Tagen trauerten im Hörster Feld Hunderte um ihn , legten Blumen am Tatort ab, stellten Kerzen auf.
Tod eines 14-Jährigen durch Messerattacke: Zu den Vorwürfen schweigt der Angeklagte
Der Angeklagte ist bislang strafrechtlich nicht aufgefallen. Nach dem Realschulabschluss hatte er im Sommer vergangenen Jahres eine Lehre begonnen. Fußball spielte er auch, zweimal in der Woche Training.
Am Montag kam es nur zur Anklageverlesung. Der Angeklagte selbst schwieg zu den Vorwürfen. Sieben weitere Tage hat die Jugendstrafkammer für diesen Fall angesetzt. Diskutieren werden die Juristen im Saal sicher auch über die Frage, ob der Angeklagte in Notwehr zustach, falls die beiden anderen Jugendlichen auf ihn eingeschlagen haben sollten.