Ruhrgebiet. Trotz steigender Coronazahlen: Partys bereiten den Ordnungsämtern im Ruhrgebiet jede Menge Arbeit. Ein Einblick, wie viel gerade gefeiert wird.

  • Die Ordnungsämter im Ruhrgebiet haben viel Arbeit mit Anfragen feierwütiger Bürger
  • Ab Montag, 13. Oktober, gelten in Essen verschärfte Regeln: Maximal 50 Gäste sind bei einer Party erlaubt.
  • Die meisten Anfragen erhalten die Städte zu Geburtstagspartys und Hochzeiten

Die Anfang Oktober in ganz NRW verschärften Feier-Regeln bereiten den Ordnungsämtern im Ruhrgebiet zurzeit jede Menge Arbeit: Zusätzlich zu den ohnehin schon personalintensiven Kontrollen der Coronaschutz-Maßnahmen wie Abstand, Mund-Nasen-Schutz und Hygiene kommen nun die Genehmigungen und stichprobenartigen Kontrollen von Privatfeiern hinzu.

Trotz steigender Infektionszahlen in den Ruhrgebiets-Großstädten ist die Feierlaune offenbar ungebrochen: So wurden in Essen allein für Samstag, 10. Oktober, 25 private Feiern bei der Stadt angezeigt. Dabei hielten sich manche vorbildlich an die Auflagen: „Manche schicken uns sogar ein Hygienekonzept, obwohl das gar nicht notwendig wäre“, so Sprecherin Jasmin Trilling. Andere wiederum glaubten, eine E-Mail mit dem Betreff „Wir feiern“ reiche. Die anschließende Recherche, wo, wann und mit wie vielen Leuten gefeiert werde, binde zusätzliches Personal.

In den meisten Fällen werden wegen eines herausragenden Anlasses gefeiert: Hochzeiten und runde Geburtstage machten einen Großteil der Feiern aus, so die Stadt Essen auf Anfrage. Ab Montag, 12. Oktober, gelten in Essen verschärfte Regeln: Dann sind maximal 50 Gäste bei einer Party erlaubt.

Hochzeitsfeiern: Auch unerlaubte Anfragen werden gestellt

In der „Heimlichen Liebe“ in Essen gibt es beim Blick auf den Baldeneysee Kuchen, Flammlachs oder Steak, das Etablissement ist aber auch als Eventlocation für Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder Betriebsfeiern beliebt. Geschäftsführer Stefan Romberg bekommt aktuell so viele Anfragen zu Buchungen, dass einiges durcheinandergeht, gesteht er. In die frisch gekaufte Grillhütte passen jedoch maximal zwölf Personen, in das unterteilbare Zelt maximal 40. Anfragen zu besonders großen Feiern gäbe es deshalb selten.

Trotzdem: „In den vergangenen Monaten gab es immer mal wieder Brautpaare die hinter vorgehaltener Hand nach mehr Hochzeitsgästen gefragt haben“ erklärt der Gastronom. Solche Angebote hätte er jedoch immer abgelehnt, auch, weil er und seine Frau schon zu Beginn der Pandemie selbst Erfahrungen mit Corona-Infektionen nach privaten Festen gesammelt hätten. Die meisten Leute wüssten mittlerweile allerdings, dass „das Ordnungsamt überlastet ist und nicht außerplanmäßig kontrolliert“, erklärt er die vorsichtigen Nachfragen.

Überschreitungen würden der Gastronomie schaden

Die für den Herbst in der „Heimlichen Liebe“ geplanten Hochzeiten wurden jetzt verschoben. „Durch die ab Montag geltenden Änderungen in Essen, wollen einige Paare jetzt nicht mehr feiern. Sie wissen nicht, welche Gäste sie ausladen sollen und lassen es dieses Jahr ganz.“

Wenn er Anfragen zu runden Geburtstagspartys bekommt, würde das meiste der „gesunde Menschenverstand“ regeln: „Ich lasse mir keinen Ausweis zeigen und kontrolliere ob es wirklich ein 30ter Geburtstag ist, aber wenn alle Beteiligten aussehen wie 18, reagiere ich natürlich.“ Auch privat, beim Ausgehen in Rüttenscheid, hätte er vor allem sorgsame Gastronomen erlebt. Natürlich gäbe es den Wunsch nach Umsatz und privaten Buchungen, aber die Grenzwerte zu überschreiten und Risiken einzugehen würde der Gastronomie langfristig nur schaden.

Junggesellenabschied mit mehr als 50 Leuten in Duisburg angefragt

In Duisburg gilt die Obergrenze von 50 Personen bereits – der Lust am Feiern tut das jedoch keinen Abbruch. Seit Anfang Oktober sind schon 180 private Veranstaltungen angezeigt worden. Auch dort sind es, wie in Essen, überwiegend Hochzeiten und runde Geburtstage, die genehmigt werden. Es gab aber auch „unzulässige Veranstaltungsanmeldungen, wie zum Beispiel Junggesellenabschiede mit mehr als 50 Teilnehmern“, so die Stadt Duisburg in ihrer Antwort.

Dabei können die Ordnungsämter natürlich nur stichprobenartig kontrollieren: Am vergangenen Wochenende seien die Außendienstmitarbeiter an insgesamt zehn Locations unterwegs gewesen, die mehrfach kontrolliert wurden.

Großteil der Feiern in Bochum sind Hochzeiten und runde Geburtstage

Auch in Bochum sind es vor allem Hochzeiten und runde Geburtstage, die dem Ordnungsamt angezeigt werden: Bis zum 7. Oktober waren 132 Anzeigen zu privaten Partys bei der Stadt eingegangen. Nur in etwa zehn Prozent der Anfragen habe die Stadt eine Absage erteilen müssen, weil der Anlass nicht herausragend war, „zum Beispiel eine Abschiedsfeier, weil jemand umzieht oder eine Feier zum Abschluss des Staatsexamens-Vorbereitungskurses“, heißt es auf Anfrage bei der Stadt Bochum.

Zuletzt hatte eine Party in einem Bochumer Club für Aufregung gesorgt: Mehr als 130 Gäste feierten dort auf einer als Geburtstag getarnten Veranstaltung eine Party – und vernachlässigten dabei die AHA-Regeln.

Dortmunder Ordnungsamt ist mit 50 Mitarbeitern im Schichtbetrieb unterwegs

Ähnliche Erfahrungen mit rücksichtslosen Feierwilligen machte auch die Stadt Dortmund: Dort war zuletzt eine Großhochzeit mit rund 300 Gästen aufgelöst worden. Im Großen und Ganzen, so resümiert die Stadt auf Anfrage, hielten sich die meisten Menschen aber auch bei den Feiern an die Regeln.

Am Wochenende vom 2. bis 4. Oktober waren dies allein in Dortmund 29 Hochzeiten, fünf Geburtstagsfeiern und drei sonstige Feiern. Rund 50 Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes seien im Schichtbetrieb unterwegs, um die Veranstaltungen stichprobenartig zu kontrollieren.