Gelsenkirchen. Virtueller Vivawest-Marathon 2020: Wie er funktioniert, warum der Startschuss problematisch war und wo Fitschen am Liebsten rumfitscht.

Um elf Uhr soll eigentlich der Startschuss zum achten Vivawest-Marathon fallen. Vor der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen formieren sich neun Läufer. Einige verschränken ihre Arme vor der Brust, andere hüpfen auf der Stelle, ihre blauen Trikots flattern im Wind. Das Wetter ist trüb, 13 Grad und Wolken.

Jan Fitschen , ehemaliger Europameister im 10.000-Meter-Lauf, hält die Pistole in die Luft, um den Startschuss abzufeuern. Aber sie ist kaputt, es löst sich kein Schuss. „Ist komisch“, sagt Fitschen, während er den Arm senkt. Also müssen sie ohne Knall laufen. Ein Symbol für diesen Marathon , der wegen Corona kein richtiger Marathon ist.

„Wir wollen aus der Situation das Beste machen“, sagt Vivawest -Chef Ralf Brauksiepe kurz vor dem missglückten Start. Das Beste machen, das heißt: ein virtueller Marathon. Aber was soll das sein? „Es ist natürlich kein vollwertiger Ersatz“, sagt Brauksiepe. „Der Spaß steht dieses Mal im Vordergrund.“ Es gehe darum, die Region in Bewegung zu halten, fit zu bleiben und die Krise gemeinsam durchzustehen. Eine Bestenliste gebe es aber trotzdem.

Gelsenkirchen: Der Vivawest-Marathon startet trotz Corona-Krise, allerdings virtuell

Im Zeitraum vom 25. September bis Sonntag, 4. Oktober, joggen alle Teilnehmer wo und wann sie wollen. Die Läufer treten nicht gleichzeitig gegeneinander an, sie laufen für sich. Alle Teilnehmer laden sich dazu die kostenfreie App „Vivawest-Marathon“ auf ihr Smartphone herunter, die ihren Lauf aufzeichnet. Sie ermittelt die Bestenliste.

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In der App können folgende Distanzen gewählt werden: Marathon, Halb-Marathon, 15 km, 10 km und 6 km. Einen Preis gibt es nicht zu gewinnen. Die neun Läufer vor der Zeche, die heute alle einen 10-Km-Lauf rennen, läuten gewissermaßen den Marathon ein, es ist der offizielle Start. Doch gibt es keine Zuschauer, die anfeuern, keine Musik, die motiviert und Feiern danach.

Die neun Läuferinnen und Läufer sind dennoch glücklich. Zwei von ihnen sind Botschafter, werben für den Laufsport. Zwei Gewinner aus dem Vorjahr gehören zur Startgruppe. Und drei dürfen mitlaufen, die bei einem Gewinnspiel gewonnen haben: Einmal zusammen mit Jan Fitschen laufen.

Siegerin aus dem Vorjahr will wieder Bestzeit laufen

Eine der „Meet and Greet“-Gewinner ist Vanessa Sossnowski, 24 Jahre alt und Medizin-Studentin an der Ruhr-Uni Bochum. „Es ist so cool, Fitschen live zu sehen“, sagt sie und strahlt. „Er ist ein Vorbild für mich.“ Sie schaut seine Online-Videos und folgt seinem Profil in einer Lauf-App.

Die Gewinnerin des Vivawest-Marathons von 2019, Annika Vössing , will wieder Bestzeit laufen. „Dass die App unseren Zeiten misst, motiviert mich“, sagt sie.

Jan Fitschen wirbt für den virtuellen Marathon
Jan Fitschen wirbt für den virtuellen Marathon © Funke Foto Services | Ralf Rottmann

Fitschen dagegen, der an der Ruhr-Uni Bochum Physik studiert hat, nimmt den Lauf locker. „Ich orientiere mich heute am Langsamsten“ sagt er, bevor es losgeht. „Dann laufen wir alle zusammen, können bisschen quatschen.“ So virtuell sei der Marathon doch auch schön. Dann habe man endlich mal viel Platz.

Wo Fitschen am Liebsten fitscht

„Das ist hier schon ein super Trostpflaster, es spornt an, Sport zu machen. Das ist gerade in dieser Zeit wichtig.“

Er liebt am Joggen, dass man dafür quasi nichts brauche. „Laufen ist einfach. Nur die Schuhe an und los gehts.“ Man benötige kein Talent, nur wenig Zeit und kaum Material. Es halte gesund und man steigere sich schnell. „Beim Sport schalte ich komplett ab, denke an nichts, es ist wie Meditation.“ Die schönste Laufstrecke im Revier sei entlang des Kemnader Sees. „Das war immer meine Haus- und Hofstrecke.“