Ruhrgebiet. Im westlichen Ruhrgebiet sind die A40 und die Haupt-Bahnstrecke auf unabsehbare Zeit gesperrt. Straßen NRW rechnet mit Staus bis nach Bochum.
- Am Donnerstag hat der mutmaßlich angetrunkene Fahrer eines Gefahrguttransports mit seinem brennenden Tanklaster den zentralen Punkt im Ruhrgebiet erwischt, wo die bedeutendste Zugstrecke des Ruhrgebiets die bedeutendste Autobahn überquert.
- Die Bahn rät Pendlern, eine halbe Stunde mehr einzuplanen. Straßen NRW empfiehlt als Umleitung die Autobahnen 59, 42 und 43, erwartet aber auch dort überall „Verkehrsstörungen“ bis hin zu den Kreuzen Herne und Bochum.
- Durch die Sperrung der A40 bei Mülheim rechnet Straßen NRW mit vielen Staus und Verkehrsbeeinträchtigungen. Mehr als 200.000 Menschen kommen hier eigentlich täglich vorbei.
- Nach dem Brand eines Tanklasters unter einer Eisenbahnbrücke auf der A40 bei Mülheim ist die Autobahn noch für mehrere Wochen gesperrt. Auch eine Haupt-Bahnstrecke ist gesperrt. Die Brücke muss abgerissen werden.
Man steht an der A40 und kann sein eigenes Wort verstehen, so leise ist es, ohne die Autos. Und was die Bauarbeiter da hinten sagen, hört man auch: „Clemens, hass Mist gebaut!“ klingt gerade herüber.
Männer in orangefarbenen Warnwesten gehen auf der Autobahn umher, sie rücken von einem Gerüst aus von unten „Brücke 3“ zu Leibe, der Eisenbahnbrücke, die abgerissen werden muss, sie hämmern, klopfen, gucken. Und schauen auch auf die vier anderen, die beschädigt sind, wie schwer, das weiß man noch nicht. Das sollen sie ja herausfinden. Je nachdem: Gute Nacht, Ruhrgebiet.
Gesperrte A40: Verkehr des Ruhrgebiets wurde an einem zentralen Punkt erwischt
Am Donnerstag hat der mutmaßlich angetrunkene Fahrer eines Gefahrguttransports mit seinem brennenden Tanklaster den zentralen Punkt im Ruhrgebiet erwischt, wo die bedeutendste Zugstrecke des Ruhrgebiets die bedeutendste Autobahn überquert. Jetzt sind sie nicht mehr bedeutend. Nicht hier in Mülheim, nicht zwischen Duisburg und Essen.
Claudia Schiemanowski von der Umweltorganisation „Bund“ in Oberhausen bringt das auf diesen schönen Satz: „In diesem Ereignis drängt sich die verfehlte Verkehrspolitik zusammen: Die Vernachlässigung des Schienenverkehrs zugunsten des Lkw-Verkehrs führt zur Zerstörung des Schienenweges.“
Gesperrte A40: Allein Statik- und Materialuntersuchungen dauern Wochen
Denn „von dem Bauwerk können Betonteile auf die Fahrbahn fallen“, sagt Joachim van Bebber vom Landesbetrieb „Straßen NRW“. Und so fährt hier, wo sonst täglich mehr als 200.000 Menschen so oder so vorbeikommen, bis auf Weiteres gar nichts mehr. Stattdessen ist ein Zeitplan des Grauens entstanden mit vielen Unwägbarkeiten, und jede konkrete Vorgabe steht unter dem Vorbehalt des mindestens: „Mindestens . . . mindestens . . . mindestens.“
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Der Abriss der Brücke dauert mindestens zwei Wochen. Solange sind beide Strecken dicht. Die vier anderen Brückenbauwerke sind so eng miteinander, dass sie für den Laien wie eine einzige Brücke wirken; dort werden „die Statik- und Materialuntersuchungen noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen“, so die Bahn. Mindestens? „Voraussichtlich.“
Sperrung der A40 „ist viel schlimmer als das Stellwerk“
Und wenn auch sie abgerissen und neu gebaut werden müssen? Dann reden wir über Jahre mit Sperrungen und Einschränkungen. „Das ist viel schlimmer als das Stellwerk“, sagt ein Bahner: Nach dem Stellwerksbrand 2015 dauerte es ein halbes Jahr, bis der Verkehr wieder normal lief.
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An den Hauptbahnhöfen von Duisburg, Mülheim und Essen erwartet tausende Bahnpendler am Montagmorgen und -nachmittag ein ungewisses Schicksal: Der Verkehr der Ersatzbusse wegen einer anderen, geplanten Baustelle hatte sich zwar eingependelt, doch sie konnten da ja noch über die A40 fahren.
Sperrung der A40: Bahn rät den Ersatzbus-Pendlern, eine halbe Stunde mehr einzuplanen
Jetzt müssen sie sich an den Sperrungen in Styrum und im Kreuz Kaiserberg entschlossen in die Staus stellen oder einen weiten und ungewissen Bogen schlagen. Und das montags morgens! „Pendler müssen sich auf Verspätungen einstellen“, heißt es. Die Bahn rät, für die Fahrt eine halbe Stunde mehr einzuplanen.
Das bekannte Ersatzkonzept der Bahn für ihre Züge und die Busse gilt zunächst für eine weitere Woche, vielleicht, sagt Bahn- Sprecherin Kisten Verbeek, könne man dann schon „nachjustieren“ – Kleinigkeiten verbessern. Und auch „Straßen NRW“ hält die Sperrungen, wo sie jetzt sind, nicht unbedingt für das letzte Wort: „Wir müssen Montag schauen, wie es fließt“, sagt Sprecherin Susanne Schlenga.
Gesperrte A40: Verkehrsstörungen erwartet bis in die Autobahnkreuze Herne und Bochum
Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn die Behörde geplante Baustellen absagt. Jetzt tut sie es für die Strecken, wo der Autoverkehr sich einen Weg suchen könnte. Man kennt das aus der Vergangenheit: „Die Leute kennen sich aus und verstopfen die Straßen“, sagt ein Mitarbeiter. Straßen NRW empfiehlt als Umleitung die Autobahnen 59, 42 und 43, erwartet aber auch dort überall „Verkehrsstörungen“ bis hin zu den Kreuzen Herne und Bochum. Auch auf innerstädtischen Straßen wie der B223 in Oberhausen oder der B224 in Essen, die gleich zur 42 hinaufführen. Und die eh schon voll sind, ohne jede Streckensperrung.
Greifen wir zu einem alten Trost: Für irgendetwas muss das gut sein. Zumindest für dies: Der Landesbetrieb „Straßen NRW“ regt an, jede nötige neue Brücke bei Styrum so auszulegen, dass sie auch eine sechsspurige A40 überspannen kann: Das wird sie nämlich hier irgendwann, sechsspurig. Und was den Abriss von „Brücke 3“ angeht, stehen am Sonntag schon die Bagger eines Spezialunternehmens aus Hückelhoven auf der A40-Fahrbahn. Sie wollen heute beginnen. Wahrscheinlich kann man dann sein eigenes Wort nicht mehr verstehen.