Köln. Weiterer Prozesstag im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach: Der Angeklagte könnte die Taten schon einen Tag nach der Geburt geplant haben.

Bereits einen Tag nach der Geburt seiner Tochter könnte der im Fall Bergisch Gladbach angeklagte 43-Jährige den Missbrauch des Mädchens geplant haben. Diese Einschätzung äußerte die Ermittlungsleiterin in dem Fall, die am Donnerstag vor dem Kölner Landgericht als Zeugin auftrat. „Es scheint wahrscheinlich, dass er da schon den Missbrauch der Tochter ins Auge gefasst hat“, sagte sie. So habe er bereits einen Tag nach der Geburt des Kindes im April 2017 Familientreffen mit pädosexuellen Chatpartnern angeregt. Ziel sei wohl gewesen, das Mädchen schnell an diese zu gewöhnen.

Regter Angeklagter „Familientreffen“ mit Chat-Partnern an?

Der Angeklagte gilt als zentrale Figur im sogenannten Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach. Er soll immer wieder seine Tochter missbraucht haben. Bei Hausdurchsuchungen im Herbst 2019 wurden in seinem Einfamilienhaus in Bergisch Gladbach große Mengen kinderpornografischen Materials sowie Chatprotokolle mit Gleichgesinnten sichergestellt. Diese brachten Ermittlungen gegen ein Geflecht von vielen weiteren Verdächtigen ins Rollen. Er hat sich zu den Vorwürfen geäußert, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

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Die Ermittlungsleiterin widersprach vor Gericht allerdings der Darstellung, nach der der Angeklagte frühzeitig im Ermittlungsverfahren bei der Identifikation seiner Chatpartner mitgeholfen habe. „Wir haben keinerlei Namen bekommen und keine Adressen“, sagte sie. Eine weitere Ermittlerin, die ebenfalls aussagte, zeichnete das Bild eines notorischen Konsumenten von Kinderpornografie.

Laut diversen ausgewerteten Chats habe er sich seit rund 20 Jahren mit entsprechendem Material beschäftigt. Mit den Jahren habe sich die Intensität gesteigert. In der Zeit vor der Festnahme im Oktober 2019 habe der 43-Jährige sehr viel Zeit in pädosexuellen Chatgruppen verbracht: „Er hatte großes Interesse, mit Leuten zu schreiben, die selbst Kinder missbrauchten.“ (dpa)