Ruhrgebiet. Schülerinnen und Schüler berichten über die ersten Schultage mit Corona-Regeln: von Kopfschmerzen, Umkippen und Verständigungsproblemen.
Wie es war die ersten Tage mit Maske? „Sehr anstrengend“, sagt Katharina. „Nervig“, findet Eva und Klaas stellt fest: „Zu warm.“ Auch gut eine Woche nach dem Schulstart macht der wegen der Coronakrise vorgeschriebene Mund-Nasen-Schutz vielen Schülern und Schülerinnen im Land Probleme.
„Man kriegt unter der Maske kaum Luft“, hat Sascha aus Essen festgestellt. Stattdessen kriegt man Kopfschmerzen. „Jeden Tag“, erzählt Eva, die ein Berufskolleg in Düsseldorf besucht. Ganz viele in der Klasse würden spätestens gegen Mittag darüber klagen. Bei ihr selbst kommt erschwerend hinzu, dass sie mit dem Zug von Oberhausen in die Landeshauptstadt pendelt. „Fahrt und Schulzeit – da kommen über neun Stunden zusammen. Abends ist man völlig fertig.“
Maskenpflicht: Schüler müssen Extra-Pausen einlegen
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Immerhin: „Zum Glück ist bei uns im Berufskolleg bisher noch niemand ohnmächtig geworden.“ Auch Sascha weiß von keiner Ohnmacht. „Aber wir haben schon mehrfach Extra-Pausen eingelegt, weil einige nicht mehr konnten. Die Lehrer sind da sehr verständnisvoll.“
In anderen Schulen hat das nicht gereicht. „Bei uns sind gleich mehrere Jugendliche umgekippt, als es so heiß war“, sagt Katharina aus Wattenscheid. „Unsere Klasse sitzt allerdings auch in einem Container.“ Und in dem steigt das Thermometer noch einmal ein paar Grad höher als im eigentlichen Schulgebäude. Dort zeigt das vorgeschriebene Lüften unterschiedliche Wirkung. Von „tut gut“ bis „bringt gar nichts“ – je nach Klassenstärke, Fenstergröße und Lage des Klassenzimmers fallen die Ergebnisse aus..
Verständigung ist durch Mundschutz schwieriger geworden
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Allen Schwierigkeiten zum Trotz gibt es aber offenbar keine Verstöße gegen die Maskenpflicht im Klassenzimmer. „Alle halten sich daran“, sagt Katharina. „Ganz konsequent sogar“, bestätigt Klaas aus Kamp-Linfort. Selbst die meisten Lehrer, berichten die Schüler übereinstimmend, seien solidarisch und würden die Masken nicht abnehmen – grundsätzlich tragen müssen sie keine.
Was die Verständigung nicht unbedingt einfacher macht. „Manche Lehrer sind sehr schwierig zu verstehen“, präzisiert es Sascha. Andersherum haben die Pädagogen oft Schwierigkeiten zu erkennen, welcher Schüler gerade etwas hinter seiner Maske gesagt hat. „Das wird nur langsam besser.“
Draußen auf dem Schulhof lässt die Disziplin nach
Draußen allerdings lässt die Disziplin nach. Essen und Trinken auf dem Schulhof, für das man die Maske absetzen darf, „werden schon mal länger ausgedehnt als nötig ist“, hat Eva festgestellt. Und die volljährigen Schüler, die in den Pausen das Gelände verlassen dürfen, stehen direkt am Zaun ohne Abstand zusammen und rauchen oder gehen Schulter an Schulter in größeren Gruppen zusammen nach Hause oder zum Bus. Weil sie sich kennen, weil sie sich abends beim Sport ohne Mundschutz wieder treffen oder am Wochenende zusammen feiern. „Manchmal fragt man sich da schon, was das hier an der Schule dann noch bringt“, sagt Klaas. Und auch Eva findet: „Das ist nicht richtig durchdacht.“
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Aber vieles ist vielleicht nicht richtig durchdacht in diesen Zeiten. Sascha etwa kann die „Einbahnstraßenregelung“ in den Gängen seiner Schule nicht nachvollziehen. Sie macht den Gang zur Toilette oder ins Sekretariat zu längeren Ausflügen, bei denen sich manche angeblich schon kurzfristig mal verlaufen haben. „Dabei sind die Gänge so breit, dass man mit Abstand aneinander vorbeigehen könnte“, findet der 20-jährige. So wie in der Schule von Klaas. „Rechts gehen“, lautet da die Regel. „Und das klappt gut.“ Genau wie die zeitversetzten Pausen oder Mensabesuche und die abgetrennte Zonen für jede einzelne Jahrgangs-Stufe.
Trotzdem bleibt bei vielen Jugendlichen ein „ungutes Gefühl“, bei ihren Eltern oft sogar „etwas Angst“. Ganz unbegründet ist beides nicht. In den Schulen von Sven und Katharina hat es nach Informationen der beiden schon Corona-Fälle gegeben, wurden Schüler oder auch Klassen in die Quarantäne geschickt. „Erfahren haben wir das allerdings aus der Zeitung“, sagt Sven. „Das hat viele sehr aufgeregt.“
In Evas Schule ist noch nichts passiert. Ihr macht dann auch mehr die An- und Abreise zum Unterricht Sorge. „Bus und Bahn sind viel zu voll.“ Große Hoffnung auf ein Ende der Maskenpflicht Ende Augst hat sie derzeit auch nicht. „Wäre schön, sieht aber im Augenblick nicht danach aus.“ Vor allem, weil es bislang keine Alternative zum Mundschutz gibt. „Ich habe keine Idee, wie man es besser machen könnte.“
Den entscheidenden Geistesblitz hat offenbar niemand. Auch für Klaas ist deshalb klar, dass die Maske in nächster Zeit sein Begleiter im Unterricht sein wird. Nicht schön, aber auch kein Drama. „Da müssen wir“, sagt der 17-Jährige, „jetzt einfach mal durch.“