Dortmund./Selm. Die Trennung nach langer Ehe soll Achim K. nicht verwunden haben. Jetzt steht er wegen Mordes an seiner Frau vor dem Dortmunder Landgericht.

Heimtückisches Ende einer Ehe. Mit einem Spaten soll der 57 Jahre alte Achim K. aus Selm seine drei Jahre jüngere Ehefrau von ihrem Fahrrad geschlagen und anschließend mit fünf Messerstichen ermordet haben. Davon geht zumindest Staatsanwältin Sandra Lücke aus. Seit Donnerstag muss er sich wegen Mordes vor dem Dortmunder Schwurgericht verantworten. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.

Unscheinbar, normal wirkt der ehemalige Vertriebsmitarbeiter aus der Reifenbranche, der vor zwei Jahren seinen Arbeitsplatz verloren hatte. Wortkarg ist er, guckt bei jeder Frage von Richter Thomas Kelm zunächst unsicher zu seinem Verteidiger Marco Ostmeyer - antwortet dann spärlich oder gar nicht. Vor den Kameras schützt er sich beim Betreten des Saales mit einem Aktendeckel.

Übergang zwischen Ruhrgebiet und Münsterland

Dabei wird sein Gesicht in Selm sicher fast jeder kennen. 25.000 Einwohner zählt die aus Bauernschaften gebildete Kleinstadt im Kreis Unna am Übergang zwischen Ruhrgebiet und Münsterland. So schreckliche Gewalttaten gibt es dort eigentlich nicht, meint man.

Doch genau davon spricht Staatsanwältin Sandra Lücke. Am frühen Morgen des 7. Februar soll Achim K. seiner Frau an der Garage des früher gemeinsamen Wohnhauses an der Eichenstraße aufgelauert haben. Seit Dezember vergangenen Jahres ist das Paar geschieden, die Trennung hatte der Mann offenbar nicht verwunden.

Mit Spaten und Messer bewaffnet

Bewaffnet sei er gewesen an diesem Morgen, sagt die Anklägerin, und nennt die Waffen: einen Spaten und ein Messer mit einer 13 Zentimeter langen Klinge.

Völlig arglos sei die 54-Jährige gewesen, als sie morgens um 4.50 Uhr ihr Rad bestieg, um zu ihrer Arbeitsstelle als Verkäuferin in einem Supermarkt zu radeln. Völlig unvermittelt habe sie der "mit großer Kraft" geschlagene Spaten im Gesicht getroffen. Sie stürzte zu Boden, hatte schon da einen Kieferbruch und Verletzungen an den Halswirbeln erlitten.

Fünf Messerstiche in den Brustkorb

Achim K. soll ihren Tod geplant und sie über einen Feldweg in die Garage gezogen haben. Laut Anklage stieß er ihr dort das Messer fünf Mal in den Brustkorb, traf Lunge und Herz. "Verbluten nach innen und außen" nennen die Rechtsmediziner als Todesursache der Frau.

Das Paar hat zwei erwachsene Söhne, einer lebt noch im Elternhaus. Auch die Schwiegermutter des Angeklagten wohnt dort. Sie war morgens misstrauisch geworden, hatte im Supermarkt angerufen und erfahren, dass ihre Tochter nicht angekommen war.

Der Sohn fand die tote Mutter

Sie bat ihren Enkel, doch nach seiner Mutter zu schauen. Er brauchte nicht lange, bis er in der Garage völlig unvorbereitet auf ihre Leiche stieß. Daneben lag sein Vater, ebenfalls mit Messerstichen am Oberkörper. Sie sollen aber eher oberflächlich gewesen sein.

Achim K. hat bislang zu den Vorwürfen geschwiegen. Am Donnerstag lässt er seinen Verteidiger reden. Allerdings soll der Angeklagte die Erklärung selbst verfasst haben.

Angeklagter nennt Aussprache als Grund des Treffens

Marco Ostmeyer liest vor, dass Achim K. auf seine Frau gewartet habe, um noch einmal über ihre Ehe zu reden. Um sie zu überreden und zu bitten, die Trennung rückgängig zu machen. Doch sie habe das abgelehnt und ihr Rad weitergeschoben. Da habe er den Spaten ergriffen. Auf sie habe das aber keinen Eindruck gemacht, im Gegenteil. "Du hast sowieso keinen Arsch in der Hose, um so etwas zu machen", habe sie gesagt. Da habe er zugeschlagen.

Zunächst habe er seine Frau in die Garage gezogen, danach das Rad geholt. So zufällig, wie der Spaten an der Garagenwand lehnte, habe auch das Messer drinnen gelegen. Er habe es ergriffen und mehrfach zugestochen. Danach habe er es sich selbst drei Mal in die Brust gestoßen.

Verteidiger sieht "Kurzschlusshandlung"

Verteidiger Ostmeyer spricht anschließend gegenüber der Presse von einer "Kurzschlusshandlung" seines Mandanten. Es sei ein "Mitnahmesuizid" gewesen, der Angeklagte habe die Ehefrau also mit in den Tod nehmen wollen.

Fünf Sitzungstage bis zum 27. August hat das Schwurgericht angesetzt, um den Mordvorwurf zu klären. Beide Söhne des Paares sind als Nebenkläger im Prozess und durch Anwältinnen vertreten. Am ersten Verhandlungstag haben sie darauf verzichtet, ihren Vater zu sehen.