Essen. Im Rollstuhl sitzend soll ein 52-Jähriger mitten in Bottrop Drogen verkauft haben. Vor dem Landgericht Essen bestreitet er die Vorwürfe.
Ein Bottroper Rollstuhlfahrer soll mitten in der Stadt Drogen verkauft haben Das wirft die Staatsanwaltschaft dem 52 Jahre alten Marcus L. am Dienstag vor der XVII. Essener Strafkammer vor. Er bestreitet, spricht von Rauschgift zum Eigenkonsum und einem Süchtigen, der ihm den Stoff in den Rollstuhl geworfen habe.
Als die Strafkammer morgens den Sitzungssaal betreten hat, steht Marcus G. wie selbstverständlich mit den Prozessbeteiligten auf. Er sitzt auch nicht im Rollstuhl, sondern auf einem ganz gewöhnlichen Stuhl. Bemerkenswert, weil Staatsanwalt Volker Widhammer in der Anklage doch von einem Rollstuhlfahrer sprach.
Verteidiger spricht von kleineren Drogenmengen
"Ich habe offene Beine", erklärt er den Rollstuhl. Deshalb verspüre er oft heftige Schmerzen. Er spricht kurz an, dass er auch deshalb Drogen konsumiere. Rechtsanwalt Matthias Rahmlow, stellt klar, dass es zwar Gesetzesverstöße gegeben habe, "nicht aber in diesem Umfang". Der Verteidiger weiter: "Es waren keinesfalls diese Mengen, es war deutlich weniger."
Das verlangt nach Aufklärung, denn die Anklage hatte recht exakte Mengen angegeben. Mit Grammzahlen hinter dem Komma listet sie auf, welche Mengen Rauschgift bei Marcus L. gefunden wurden. Es sind die klassischen Kleinmengen für den Straßenverkauf. Haschisch, Heroin, Kokain und Amphetamine werden genannt. Dazu noch kleine Tütchen, eine Feinwaage und Bargeld in Höhe von knapp 800 Euro. Letzteres "in drogentypischer Stückelung", erwähnt Staatsanwalt Widhammer.
Passantin alarmiert Ordnungsamt
An zwei Tagen ist Marcus L. kontrolliert worden. Am 8. Januar will eine Passantin gesehen haben, wie der Angeklagte Rauschgift verkaufte. Sie spielt als Zeugin keine Rolle, weil ihre Personalien nicht aufgenommen wurden.
Mitarbeiter des Bottroper Ordnungsamtes, von ihr alarmiert, hätten aber beobachtet, dass er an vier Personen Döschen überreicht habe. Als sie ihn kontrollieren wollten, seien die vier weggelaufen. Er selbst sei aus dem Rollstuhl aufgestanden und auf sie zugesprungen. Sie sollen ihn dann fixiert haben. Gefunden wurden laut Anklage 567 Euro Dealgeld und kleinere Drogenmengen. Auch bei einer Hausdurchsuchung wurde später die Polizei fündig.
Erneut Bargeld und Rauschgift gefunden
Schließlich wenige Tage später, am 16. Januar, soll er am Zentralen Omnibusbahnhof wieder erwischt worden sein. Erneut fanden die Ermittler Bargeld und Rauschgift, zum Teil im Sitz des Rollstuhls verborgen.
Für den Angeklagten lässt sich das leicht erklären. Das mutmaßliche Dealgeld seien Münzen gewesen, die er zur Postbank hatte bringen wollen. Leider sei die schon geschlossen gewesen. Und das Rauschgift habe ihm ein Dealer in den Rollstuhl geworfen. Mehr nicht. Zwei weitere Tage hat die Kammer angesetzt.