Düsseldorf. Geschäftsleute aus NRW setzen sich dafür ein, dass wieder mehr Dienstreisen stattfinden. Mit Kleinflugzeugen. Es gehe um das Zwischenmenschliche.

Auf dem Rollfeld des Flughafens Düsseldorf rollt nur noch der Kehrwagen. Rund 90 große Passagiermaschinen parken hier seit Monaten, die Vorderseiten ihrer Düsen sind durch Hartschalen verschlossen, oft aber auch nur mit Frischhaltefolien – das passt erstens gut zu einem schockgefrorenen Flughafen, und zweitens hat ja auch kein Mensch so viele Hartschalen. Eurowings steht hier und Lauda, Sun Express, und nur an zwei Maschinen sind überhaupt Fluggastbrücken angeschlossen, scheint sich irgendwas zu tun. Dann, um 10.52 Uhr am Dienstag, geschieht Sensationelles: Ein Flugzeug fliegt an, ja, es landet sogar!

Der kleinen „Cessna Citation Mustang“ entsteigt der Immobilien-Manager Christian Moshammer-Mischkof aus Linz, der bisher nicht als Revolutionär aufgefallen wäre. Doch sie nennen ihn „Corona-Brecher“, dabei hat er gar nichts Verbotenes getan. Das Begrüßungskomitee fällt aber auch weit aus dem Rahmen: ein paar Journalisten, dann Udo Stern als Sprecher der „Initiative gegen Geschäfts-Virtualisierung“ und Andreas Becker, Inhaber der „German Aviation Service“, die rund um Geschäftsflüge Dienstleistungen anbietet. Die beiden Männer teilen ein Interesse: mehr Dienstreisen, weniger Videokonferenzen.

An jeden Ort der Welt – falls die Einreisebestimmungen es zulassen

Der Passagier Christian Moshammer-Mischkof ist aus Linz gekommen.
Der Passagier Christian Moshammer-Mischkof ist aus Linz gekommen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

„Mein Vater hat seine Geschäfte noch mit Handschlag gemacht“, sagt Udo Stern (62), dem eine Spedition in Düsseldorf gehört: „Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht.“ Und Becker, der vom Flugverkehr lebt, sieht das überraschenderweise genauso: „Wenn man mit jemandem an einem Tisch sitzt, entsteht eine persönliche Beziehung, das erreichen Sie mit zehn E-Mails und Whatsapps nicht.“

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Die Botschaft, die sie heute an den Mann bringen wollen, ist die: Anders als die großen Linien, fliegen kleine Maschinen schon wieder und bringen Geschäftsleute oder Urlauber an jeden Ort der Welt – sofern die Einreisebestimmungen des jeweiligen Landes es zulassen.

„Absprachen und Abschlüsse sind im persönlichen Gespräch häufig erfolgreicher“

Der „Initiative gegen Geschäfts-Virtualisierung“ gehören nach Sterns Angaben etwa zwölf überwiegend ältere Mittelständler aus Düsseldorf und dem Ruhrgebiet an, die sich eh schon kannten. Videokonferenzen und Homeoffice, heißt es bei ihnen, seien eine „Bequem-und-spar-Geschäftsentwicklung“ und würden nicht nur „das wichtige sozial Zwischenmenschliche kosten, sondern auch Millionen Arbeitsplätze“ in den Bereichen Reisen, Gastronomie, Immobilien und Messen/Kongresse.

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Damit liegt die Initiative ziemlich gut am Wind, denn erst zum Wochenanfang wurde eine Untersuchung des „Deutschen Reiseverbandes (DRV)“ bekannt, in dem die Reisewirtschaft organisiert ist. Danach erlauben 74 Prozent aller deutschen Unternehmen wieder Dienstreisen, 21 Prozent verbieten sie noch (März: 42 Prozent). Der Wunsch wachse wieder, auf Dienstreise zu gehen und Geschäftspartner persönlich zu treffen. Denn „wichtige Absprachen und Abschlüsse sind im persönlichen Gespräch häufig erfolgreicher“, sagt DRV-Vorstandsmitglied Florian Storp.

Beispiel Linz-Düsseldorf-Linz: 6800 Euro, ob man allein fliegt oder zu viert

Fast nichts fliegt mehr bei den großen Gesellschaften: ein kleiner Teil der Flugzeuge, die in Düsseldorf parken.
Fast nichts fliegt mehr bei den großen Gesellschaften: ein kleiner Teil der Flugzeuge, die in Düsseldorf parken. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Gut eine Stunde war das Kleinflugzeug aus Linz in der Luft. Es gehört dem Flug-Unternehmen „Globe Air“, das mit 20 Maschinen und 102 Piloten bis März diesen Jahres noch gut im Geschäft war: „Da hatten wir noch viele Heimholungen“, sagt Inhaber Bernhard Fragner, selbst auch Pilot. Im April lag der Umsatz um 78 Prozent unter dem April 2019, im Mai bis Dienstag noch um 48 Prozent. Globe Air fliegt nach eigenen Angaben „984 Flughäfen in ganz Europa“ an; naja, der eine oder andere Landeplatz dürfte auch darunter sein.

„Die könnten selbst in Marl-Loemühle landen“, sagt Stern. Der Preis ist freilich so, dass man vielleicht nach anderen Dienstreisenden mit demselben Ziel suchen sollte, um sich das Geld zu teilen: Linz-Düsseldorf-Linz kostet beispielsweise 6800 Euro, ob da ein Passagier fliegt oder bis zu vier. „Da sind aber alle Gebühren enthalten“, sagt Fragner. Bleiben Flugzeug und Pilot über Nacht oder noch länger am Zielort, wird es teurer. Eine preistreibende Stewardess ist hingegen nicht vorgesehen, sie hätte bei vier Passagieren auch gar keinen Platz.