Ruhrgebiet. Nach der Zwangspause durch das Coronavirus haben viele Friseure am Montag wieder zu arbeiten begonnen. Und auch andere hautnahe Dienstleister.
Zuletzt haben die langen Haare solch einen Druck gemacht, dass selbst der freie Montag entfallen ist, zunächst. „Montag geschlossen“ steht typischerweise am Friseursalon von Klaus Pytel, aber ohne jeden Zweifel schneidet der Mann drinnen gerade Haare und knickt vorsichtig Ohren um – man muss ja auch da schneiden, wo sich die Maske festhält. „Wir sind zwei Wochen komplett ausgebucht, vielleicht kann man ab und zu noch jemanden einschieben“, sagt Pytel durch Plastikvisier und Mundschutz. 19 Jahre schneidet er schon in Bochum, so lange zu hatte er nie.
An diesem Montag sind 16.000 Friseure in Nordrhein-Westfalen mit über 50.000 Beschäftigten glücklich: Sie dürfen wieder ran. Wenn nicht Montag, dann Dienstag. Und nicht nur sie, die Türen gehen auch wieder auf bei anderen hautnahen Dienstleistern.
„Man freut sich ja auch wieder auf die persönlichen Gespräche“
„Alles bestens, Gott sei Dank“, sagt die kosmetische Fußpflegerin Regina Färber und schmeißt mit Terminen um sich. Und die Schneiderin Natalja Schulz freut sich, dass sie den Menschen wieder nahetreten, dass sie wieder abstecken darf. Diese Woche noch bei einer ersten Braut nach der langen Zeit. „Man freut sich ja auch wieder auf die persönlichen Gespräche.“
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Freilich heißt in diesen Tagen beim Friseur Ihres Vertrauens ,komplett ausgebucht’ nicht ,voll’. Die Abstandsregeln erzwingen, dass „wir nicht soviel machen dürfen, wie wir wollten und könnten“, sagt die Friseurin Sykran Aka. Daher sei gerade „alles ein bisschen komisch“.
Salon in Bochum begann nach Mitternacht mit den Haarschnitten
Und so komm es wegen der verpflichtenden Terminvergabe nur in Ausnahmefällen zu Warteschlangen, denn nicht alle Kunden sind im Bilde. „Da komme ich mittags wieder“, sagt angesichts wartender Menschen ein älterer Herr. Doch dürfte das nichts nutzen.
Barbershops leiden unter Einschränkungen
Gesichtsnahe Dienstleistungen wie Augenbrauen- und Wimpernfärben, Augenbrauenzupfen, kosmetische Behandlungen, Rasieren und Bartpflege bleiben bis auf Weiteres verboten.
Das Rasierverbot trifft Barbershops und Barbiere besonders hart. Hauptgeschäft der Herrenfriseure ist unter anderem die Bartpflege. Sie dürfen aber ebenfalls nur das Kopfhaar frisieren.
„Selbst mein Vorratsschnitt von Februar war langsam aufgebraucht“, sagt ein Frisierter, und ein anderer, André Wolodkiewiz: „Das war in den letzten Wochen, als hätte ich ein Handtuch um den Kopf. Jetzt fühlt es sich viel besser an.“ Wolodkiewiz hatte den ersten Termin erwischt, der im Ruhrgebiet zu haben war: Um 0.01 Uhr in einem Salon in Bochum. Denn drinnen hatten die Friseure nicht erwarten können, loszulegen. Die Wiedereröffnung sei „ein Gefühl, als würde man morgen in Urlaub fahren“, sagt Steven Gallinat. Und Urlaubsgefühle bei der Arbeit sind vielleicht der beste Urlaub, der 2020 zu haben ist.
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