Essen. Prepaid-Bier, Gutscheine, Spenden: Zwei Essener haben die Initiative „Save your Pub“ gegründet, um Gastronomen in der Corona-Krise zu helfen.

Auf der Rüttenscheider Straße in Essen ist es in diesen Tagen so ruhig wie nie zuvor: Wo sonst viele Menschen die ersten Frühlingsstrahlen vor den Cafés und Kneipen genießen, quatschen, lachen, diskutieren, da herrscht nun gespenstische Stille. Die Corona-Krise trifft die Gastronomiebranche mit voller Wucht, überall in den beliebten Kneipenmeilen im Ruhrgebiet: entlang der „Rü“ ebenso wie im Bochumer Bermuda-Dreieck und dem Dortmunder Kreuzviertel.

Michael Dabrowski und Marius Gasse haben sich schnell Sorgen um die Läden in ihrem Viertel gemacht. Die beiden sitzen mit ihrer Werbeagentur mitten im Essener Südviertel. In der Zeit vor Corona haben sie die Nähe zu dutzenden Kneipen und Restaurants geschätzt – nun wollen sie den Wirten etwas zurückgeben. „Als vergangene Woche alle Läden wegen Corona schließen mussten, haben wir uns gefragt, wie wir helfen können“, erklärt Michael Dabrowski. Wenig später war die Idee zu „Save your Pub“ geboren: Eine Internetplattform, mit der die beiden Kreativen gebeutelten Gastronomen in ganz Deutschland helfen möchten, kostenlos und unkompliziert.

Wirte haben ein Liquiditätsproblem, weil sämtliche Einnahmen weggebrochen sind

Michael Dabrowski (rechts) und Marius Gasse haben die Initiative
Michael Dabrowski (rechts) und Marius Gasse haben die Initiative "Save your Pub" gegründet. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Zu Hause bleiben ist sehr wichtig. Wir unterstützen es. Aber die wirtschaftlichen Auswirkungen sind jetzt noch gar nicht absehbar. Gemeinsam können wir helfen, es zumindest abzumildern“, erklären die beiden Gründer eingangs auf der Homepage.

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„Wir stellen verschiedene Spenden-Ideen vor und bringen die Gastronomen virtuell mit den Gästen zusammen, die ihnen helfen wollen“, erklärt Dabrowski das Konzept. Dabei reichen die Möglichkeiten vom „Prepaid-Bier“ über Wert-Gutscheine bis hin zur klassischen Spende via Paypal. Welchen Weg er geht, entscheidet jeder Gastronom selbst – und sollte das auch vorher mit seinem Steuerberater besprechen, empfiehlt Dabrowski: „Wir stellen nur die Infrastruktur zur Verfügung. Die Gastronomen sollten zuvor klären, welches Modell für sie geeignet ist.“

Viele Wirte hätten jetzt ein Liquiditätsproblem, da ihnen die Einnahmen komplett weggebrochen seien, sagt Dabrowski. Mit „Save your Pub“ sollen Stammgäste ermutigt werden, ihre Lieblingskneipe zu unterstützen.

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„Viele Stammgäste haben bereits gespendet, ich kenne fast alle Namen auf der Liste“

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Eine dieser Lieblingskneipen ist das „Früher oder Später“ in Rüttenscheid. Da die beiden Werbeagentur-Chefs dort selbst gern am Tresen sitzen, ermunterten sie Gastwirt Christian Krause zum Mitmachen. Der ist von der Solidarität überwältigt, die er binnen weniger Tage erfahren hat: „Viele Stammgäste haben bereits gespendet, ich kenne fast alle Namen auf der Liste.“

In den vergangenen zwei Wochen habe er insgesamt viel Unterstützung bekommen: „Ich habe einen tollen Vermieter, der mir die Pacht für diesen Monat erlassen hat. Und auch mit dem Sender Sky war es unkompliziert: Für März haben sie nur die Hälfte der Kosten berechnet, den April-Beitrag bislang ganz erlassen“, zählt Krause auf.

„Ich glaube, dass einige Läden das nicht überleben werden“

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Dennoch sorge ihn die Krise, „es kommen ja gerade überhaupt keine Einnahmen rein“. Das treffe besonders seine Aushilfen, größtenteils Studenten, die keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld oder andere Kompensation hätten. Zwar stehe er in Kontakt zu seinem Steuerberater, inwieweit er Anspruch auf finanzielle Unterstützung aus dem Rettungspaket habe.

Viele Stammgästen haben über „Save your Pub“ bereits für das „Früher oder Später“ gespendet, berichtet Gastwirt Christian Krause.
Viele Stammgästen haben über „Save your Pub“ bereits für das „Früher oder Später“ gespendet, berichtet Gastwirt Christian Krause. © Privat | Privat

Wann und ob etwas gezahlt werde, sei aktuell aber noch gar nicht absehbar. „Ich glaube, dass einige Läden das nicht überleben werden“, prognostiziert Christian Krause. Manche Wirte lebten ohnehin „von der Hand in den Mund“. Wie schnell die ausbleibenden Einnahmen zum Aus führen könnten, hätten die jüngsten Insolvenzen von Maredo und Vapiano bewiesen. Den aktuellen Zustand über mehrere Wochen oder gar Monate aufrecht zu erhalten, würde die gesamte Branche in akute Gefahr bringen.

„Wir möchten die Lokale, die uns allen eine schöne Zeit bescheren, unterstützen“

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Daher wirbt Krause für die Charity-Aktion seiner Gäste aus dem Südviertel: „Je mehr Menschen und Gastronomen mitmachen, umso bekannter wird die Initiative und umso mehr Wirten kann geholfen werden.“

Michael Dabrowski und Marius Gasse bringen es auf ihrer Seite so auf den Punkt: „Wir möchten die Lokale, die uns allen eine schöne Zeit bescheren, unterstützen und es ihnen ermöglichen, diese Ausnahmesituation zu überstehen. Ganz nach dem Motto: Eine Hand wäscht die andere.“

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