Ruhrgebiet. Wenn mehr Menschen erkranken, müssen ihre Tiere eventuell in ein Tierheim. Ihr Platz ist begrenzt und sie raten Tierhaltern, sich vorzubereiten.
Draußen vor dem Tierheim stehen jetzt weiße Zelte und ein Herz, gemalt: für den „Herzlichen Dank“ auf dem Aufsteller daneben. Denn Spenden brauchen Tierheime zwar weiter, aber nicht persönlichen Kontakt. Käme das Virus zu den Mitarbeitern, wären sie in Quarantäne und die Tiere – wo?
„Wir können die Leute gar nicht nach Hause schicken, die Kommune ist ja verpflichtet, die Tiere aufzunehmen“, sagt Peter Hobrecht, der Leiter des Dortmunder Tierschutzzentrums. Auch bewahren die Heime „Tiere auf, die gefährlich sind und sichergestellt wurden, die können auch nirgendwo hin.“
„Häusliche Quarantäne im Tierheim, wenn das möglich ist“
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Und so hat er seine zehn Tierpfleger in zwei Kolonnen aufgeteilt, die sich nicht begegnen: Im Fall einer Infektion kann die halbe Belegschaft weitermachen. So hat sich auch Duisburg organisiert. In Bochum haben sie noch eine andere Idee, um die Versorgung der etwa 100 Hunde, Katzen und Kleintiere hier zu sichern: „Häusliche Quarantäne im Tierheim, wenn das möglich ist“, sagt die Chefin Carmen Decherdt.
„Viele Tierheime bereiten sich auf die Aufnahme von Tieren von Coronapatienten vor“, schreibt der Deutsche Tierschutzbund in einer Mitteilung. Noch aber sind die Zahlen wie gehabt, das Problem kommt eher von der anderen Seite: Da die Tierheime Menschen nicht mehr empfangen, werden auf mittlere Sicht weniger Tiere vermittelt, und dann wird es voller.
Besucher werden kaum noch empfangen, Schaulustige gar nicht
„Wir beraten telefonisch“, sagt Decherdt, „und nur, wenn wir zu 95 Prozent sicher sind, das sind die Richtigen, vergeben wir Einzeltermine zu einem Besuch hier.“ So machen es im Prinzip alle im Ruhrgebiet, die die WAZ gefragt hat. Mit der Schließung unterbunden ist auch das Phänomen, dass manchmal Leute und Familien kamen, die das Tierheim besuchten als Ersatz-Zoo. „Das haben sie normalerweise sogar ziemlich oft“, sagt Hobrecht in Dortmund. „Nur zum Gucken derzeit nicht möglich“, steht auch auf vielen Tierheim-Seiten im Netz.
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Dorthin haben sie auch Tipps für Tierhalter gestellt, was Tierhalter vorsorglich tun können. Die Texte sind ähnlich: Im Notfall könne man einen Pensionsplatz anbieten, „falls Sie in häusliche Quarantäne müssen, keinen Garten haben und nicht mehr mit dem Hund Gassi gehen können“. Sinnvoller sei es aber, mit Familienangehörigen oder Bekannten abzusprechen, wer dann das Tier nehmen könnte, wenn es soweit kommt.
Tipp: Unterlagen des Tiers griffbereit zusammenstellen, Medizin auch
Sehr konkret wird das bei dem Tierheim Düsseldorf: „Mitglieder von Risikogruppen“ sollten „alle wichtigen Unterlagen griffbereit zusammenstellen (Impfausweis, Futter- und Medikamentenplan und die notwendige Medizin selbst), damit die Versorgung ihres Tieres gewährleistet ist. Das Tierheim ist keine Tierpension!“ Mit Ausrufezeichen.
Jedenfalls findet ein beschriebener „Ansturm“ von Menschen, die ihr Haustier abgeben wollen aus Angst vor einer Ansteckung, nur im Internet statt und nicht in der Wirklichkeit. Berlin, Köln, Mönchengladbach, Bochum, Dortmund, Duisburg, Recklinghausen: null Fälle. „Das sind für mich Spinnereien von Einzelnen oder Fake News“, sagt Hobrecht. Und Carmen Decherdt meint zur Lage: „Es muss weitergehen, und fertig!“ Mit einem Ausrufezeichen, das man hört.