Dortmund. Imme neue Stornierungen aber keine Buchungen mehr. Corona stürzt die Branche der Reisebusunternehmer in eine schwere Krise

Jose Correia hat nur ein Wort für die derzeitige Situation. „Katastrophe.“ Gerade erst hat der Touristikleiter des Dortmunder Busunternehmens T.R.D. wieder Anrufe von Kunden bekommen, die ihre Reise abgesagt haben. Und längst geht es nicht mehr nur um Urlaub in Italien. „Alle Ziele sind betroffen.“ Busurlauber, sagt der Touristiker, seien ja meist ältere Menschen. „Diese Gruppe ist derzeit natürlich besonders gefährdet und deshalb auch besonders vorsichtig.“

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Verband: „Die Situation der Branche ist verheerend“

corona-virus- feuerwehr essen verbraucht 1000 masken pro tagZwei für die nächsten Tage geplanten Fahrten an die Adria und zum Gardasee hat T.R.D. bereits abgesagt, den Kunden das Geld erstattet. Für im April geplante Reisen will man „sehen, was bis dahin passiert“. T.R.D. ist kein Einzelfall. „Verheerend“ nennt Christian Wahl, Referent Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) die Lage der Branche. Ohne dass die Unternehmen eine Schuld treffe und von jetzt auf gleich. „Bei uns geht es ja nicht darum, dass irgendwann einmal in den nächsten Wochen Lieferketten zusammenbrechen könnten. Wir merken das Virus sofort.“ Und zwar richtig. Eine ausgefallene Gruppenreise, so ist zu hören, schmälert den Umsatz – je nach Ziel – um 60000 bis 80000 Euro.

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Wunderschön, zur Zeit aber Sperrgebiet. Der Gardasee in Italien.
Wunderschön, zur Zeit aber Sperrgebiet. Der Gardasee in Italien. © www.blossey.eu | Hans Blossey

So stark wie die Zahl der Stornierungen steigt, fällt die Zahl der Buchungen. „Viele Kunden wollen erst einmal abwarten, wie sich die Lage entwickelt“, hat Correia festgestellt. „Die Nachfrage geht gegen Null.“ Und das zu einer Zeit, in der in normalen Jahren die Saison gerade Fahrt aufnimmt. „Bei den vielen mittelständischen Unternehmen haut Corona echt rein“, sagt Wahl. Umsatzrückgänge zwischen 70 und 80 Prozent, berichten NRW-Busunternehmer, seien eher die Regel, als die Ausnahme.

Viele Restaurants und Hotels sind bereits angezahlt

Die Kosten aber bleiben. „Die Fahrer müssen ja weiter bezahlt werden“, sagt Correia. Manchmal nicht nur die. Viele Leistungen, die die Unternehmen bei Restaurants und Hotels vor Ort gebucht haben, sind bereits angezahlt oder voll beglichen. „Ob man von dem Geld etwas wiedersieht, ist völlig ungewiss“, erklärt der BDO-Sprecher. Erschwerend hinzukommt, dass vielen Unternehmen derzeit auch die zweiten oder dritten Standbeine wegbrechen. Klassenreisen werden gecancelt, Zubringerverkehre zu Flughäfen oder Kreuzfahrtschiffen kaum genutzt. „Und wenn eine Messe nicht stattfindet, braucht man auch keine Busse, um die Besucher von einer Halle zur nächsten zu bringen.“

Über 14 Milliarden Euro Umsatz im Jahr

Laut Statistischem Bundesamt wird jährlich durch den gesamten Bustourismus ein Umsatz von über 14 Milliarden Euro in Deutschland erwirtschaftet. Direkt oder indirekt werden dadurch zudem 238.000 Vollzeitarbeitsplätze geschaffen.

Rund 100 Millionen Reisende nutzen pro Jahr den Reisebus als Transportmittel für ihre Urlaubsreise oder unternehmen einen Tagesausflug, einen Kurzurlaub oder eine längere Reise mit dem Bus.

Der BDO hat deshalb bereits Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) angeschrieben. „Wir brauchen Unterstützung“, sagt Wahl. Correia sieht das ähnlich. Große Firmen wie T.R.D. könnten Ausfälle längere Zeit durchstehen, glaubt er. Kleinere Firmen nicht. „Ich sehe viele Konkurse auf die Branche zukommen.“