Ruhrgebiet. 8,5 Millionen Übernachtungen im Ruhrgebiet – Rekord! Aber der Chef-Tourismusmanager sorgt sich: Etwas muss sich in den Städten dringend bessern.

8,5 Millionen Übernachtungen von Touristen und Geschäftsleuten im Jahr 2019: Über diesen Rekord darf sich das Ruhrgebiet freuen – im starken Kulturhauptstadtjahr 2010 waren es 6,5 Millionen, danach jährlich mehr. Aber Ruhr Tourismus Geschäftsführer Axel Biermann weiß, dass man sich darauf

Wir sind als Tourismusdestination angekommen: Axel Biermann, Geschäftsführer Ruhrtourismus
Wir sind als Tourismusdestination angekommen: Axel Biermann, Geschäftsführer Ruhrtourismus © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

nicht ausruhen darf. Seine Forderung: „Die Städte müssen sauberer werden, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.“ Oft gehe es um Kleinigkeiten wie einen überquellenden Mülleimer, „aber die lösen große Effekte aus“. Eine Studie aus Österreich habe schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass man am Wohlfühlfaktor im Revier noch arbeiten müsse.

Die Straßenreinigung fährt einmal weniger

Biermann zeigt aber auch Verständnis für die Probleme der Städte und sehe deren Bemühungen: „Ich weiß, dass viele über Jahre Nothaushalte ausgestellt haben, und dann fährt die Straßenreinigung eben einmal weniger.“ Er hoffe, dass sich mit verbesserter Lage solche Probleme lösen ließen. Wenn die Bürger auf etwas stolz seien, fühlten sie sich auch mitverantwortlich, es sauber zu halten.

Mit den steigenden Besucherzahlen seien die Ansprüche gestiegen. „Wir sind als Tourismusdestination angekommen und keine Außenseiter mehr“, sagt Biermann. Da der Tourismus als Wirtschaftsfaktor unbestreitbar ist, stehen Biermann fast fünf Millionen Euro aus einer Sonderausschüttung des Wirtschaftsministeriums zur Verfügung, für Projekte, mit denen man sich bei der Ruhrkonferenz beworben hatte.

Google und Amazon sollen die Attraktionen besser auffinden

So soll das Ruhrgebiet zur „digitalen Modelldestination für NRW“ werden. Was so sperrig klingt, hat laut Biermann unter anderem folgenden Inhalt: Die 300 wichtigsten Touristenattraktionen sollen lesbar für Sprachassistenten, für künstliche Intelligenz sein, um bei Netzgiganten wie Google und Amazon optimal erkannt zu werden. Daten, Texte, Bilder sollten einheitlich gepflegt werden. „Die Qualität der bisherigen Daten ist einfach noch zu unzuverlässig“, moniert Biermann.

Ein digitaler Radtourenplaner soll alle individuellen Wünsche verarbeiten und daraus Angebote ableiten. Eine Plattform für Kulturreisende ist ebenfalls in Planung. „Wir wollen bei der Kommunikation wirklich Maßstab sein“, sagt Biermann.

Zu den identitätsstiftenden Dingen im Ruhrgebiet gehöre zweifellos der Fußball, so Biermann, daher wolle

Fußball wie hier in Dortmund gehört zu den Top-Attraktionen im Ruhrgebiet.
Fußball wie hier in Dortmund gehört zu den Top-Attraktionen im Ruhrgebiet. © imago images/Team 2 | imago sport

man auch in diesem Bereich aktiver werden, Motto „Im Pott schlägt das Herz des Fußballs“. Man habe mit fast allen allen Vereinen der Region in den den oberen vier Ligen eine Zusammenarbeit über einen Absichtsbrief vereinbart.

Fußball soll besser vermarktet werden

„Wir müssen Fußball als Erlebniswelt besser vermarkten“, sagt Biermann. Immerhin reisten Tausende an jedem Wochenende von außerhalb an. „Die reinen Fans sind für uns schwierig, weil die in der Regel nach dem Spiel nach Hause fahren“, weiß er.

Aber es gebe die Event-Touristen, denen man übers Spiel hinaus Dinge anbieten müsse und die sogenannten Groundhopper, deren Hobby es ist, Stadien in aller Welt zu besuchen. Biermann: „Das Mindeste ist ja, dass man vor oder nach dem Spiel beim BVB mal ins Fußballmuseum geht.“