Düsseldorf. Schnuppertauchen, probesegeln, trockensurfen: Die „boot“ bietet verstärkt Gelegenheit, aktiv und nass zu werden. Das hat seinen tieferen Sinn.

Eine Meerjungfrau auf dem Trockenen ist eine Meerjungfrau in allermisslichster Lage. Räkelt sich für Fotografen auf dem Boden, aber ihr Profi-Nixenschwanz ist doch ziemlich schwer und sperrig an Land. Endlich, zwei Helfer erbarmen sich, schnappen sich „Mermaid Kat“ und schleppen sie eine Treppe hoch bis zur Wasseroberfläche des Tauchturms. Wo sie dann ins Wasser gleitet. Oha jetzt! Als wäre sie in ihrem Element.

„Schwimmen mit der Meerjungfrau“, und dann ebenfalls mit dem Unterleib eines Fisches, gehört vom heutigen Samstag an zu den täglichen Attraktionen auf der „boot“. Das ist die nach eigenen Angaben größte Wassersportmesse der Welt in den Messehallen Düsseldorf. 1900 Aussteller aus 71 Ländern teilen sich neun Tage lang 230.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und bieten jeglichen denkbaren Bedarf an, ja sogar den undenkbaren. Faltbare Trimarane. Hausboote mit Elektroantrieb. Festrumpfschlauchboote. Und doch ist etwas anders als sonst immer.

Am Freitag wurden die Boote noch vorbereitet, am Samstag beginnt die Messe.
Am Freitag wurden die Boote noch vorbereitet, am Samstag beginnt die Messe. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Denn dass Besucher mit der Meerjungfrau schwimmen, ist nur eines von auffällig vielen Angeboten an die Leute, aktiv zu werden und nass dazu. Wer sozusagen seine ersten Schritte auf dem Wasser machen will, der kann hier „schnuppertauchen“ – steht da so, nimmt man aber besser nicht wörtlich –, trockensurfen, probesegeln, testpaddeln, anfängerangeln. Und so weiter, und so fort. Kurz und gut: Dass sie hier nicht gleich auch noch Schwimmkurse anbieten, ist alles.

Absatz kleiner Boote schwächelt

Für viele dieser Pröbchen wird empfohlen, vorab auf der Seite boot.de nachzuschauen, ob sich eine Online-Anmeldung empfiehlt. Und falls Sie Kinder mit wassersportlichem Bewegungsdrang auf die Messe mitbringen, ist es nicht verkehrt, dass die einen Nachweis über ihr Schwimmabzeichen dabei haben. Mancherorts genügt aber auch das entschlossene Wort der Eltern. Die vorgeschriebenen Schwimmwesten gibt’s dagegen vor Ort.

Das Kalkül hinter den vielen „Test-“, „Einsteiger-“ und Beginner-“Bereichen liegt auf der Hand: Wenn man Wassersportler heranzieht, zieht man potenzielle Käufer von Booten oder Yachten heran. Spätestens, wenn ihnen etwas zu zwicken beginnt. Und hier vorzusorgen, ist wichtig, da der Absatz kleiner Boote gerade etwas schwächelt. Es heißt ja auch: Der Mensch lebt nicht vom Boot allein.

Der von anderen anscheinend nicht, wie dieser Dialog nahelegt. Journalistin: „Das Boot kostet 500.000 Euro. Kaufen das reiche Promis?“ Bootsbauer Jörg: „Das ist für normale Familien, die viele Jahre gesegelt sind und neue Erlebnisse suchen.“ Zwei bis fünf verkauft er jedes Jahr auf der „boot“.

„Wir Lehrer müssen auf dem Wasser immer hinterhersurfen, und plötzlich ist der weg“

So kommt es jedenfalls, dass ein junges Mädchen gerade auf einem Surf-Simulator übt, einem fest montierten, aber beweglichen Brett am Beckenrand. Da geht’s um Bein- und Körperhaltung. Und ihr Surflehrer erklärt, warum das sinnvoll ist für Anfänger. „Auf dem Wasser kommen uns jede Menge Faktoren in die Quere“, sagt dieser Christian: „Wir Lehrer müssen auf dem Wasser beispielsweise immer hinterhersurfen, und plötzlich ist der weg.“

In den kleinen Segelbooten können Kinder ausprobieren, ob ihnen das Spaß macht. Zehn Windmaschinen laufen.
In den kleinen Segelbooten können Kinder ausprobieren, ob ihnen das Spaß macht. Zehn Windmaschinen laufen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Vorführungen von Surfern und Stehpaddlern gehört hier ebenso zum täglichen Programm wie „Wing Foiling“. Unter uns: Das ist der letzte Schrei, sagen die, die das Gerät verkaufen. Es bewirkt, dass der Surfer auf dem Brett plötzlich wirkt, als schwebe er über dem Wasser. Wer es ruhiger mag, kann sich aber auch Yoga-Übungen auf dem Surfbrett vorführen lassen.

In Halle 6: die millionenschweren Dickschiffe

Aber am Ende landet man dann doch immer bei den millionenschweren Dickschiffen. Darunter solche, die mit Kettenantrieb an Land fahren können, oder solche, die unsinkbar seien. Titanisch! Halle 6 ist das, wo auf dem schnöden Hallenboden plötzlich ein dicker weißer Teppich liegt. Wer begehrt, an Bord zu gehen, wird diskret gebeten, seine Schuhe auszuziehen.

Hier steht unter ihresgleichen etwa die „Princess Y85“, gebaut von Werftarbeitern im englischen Plymouth, sie hat einen eigenen Empfang und ein klitzekleines Hinweisschild, dass nur Eigner und geladene Gäste sich nähern dürfen. Die Princess kostet über fünf Millionen Euro, 5.052.000 Euro. Vermutlich ohne Mehrwertsteuer. Es wird nicht ganz klar, warum hier keine Rede ist von Schnupperfahrt und Testtörn.

Preise und Öffnungszeiten

Die „boot“ in den Messehallen Düsseldorf ist geöffnet vom heutigen Samstag an, dem 18. Januar, bis zum Sonntag nächster Woche, dem 26. Januar. Und zwar täglich von 10 bis 18 Uhr.

Der Eintritt kostet Erwachsene an der Tageskasse 25 Euro, online vorab 19 Euro. Ermäßigt 12/11 Euro. Mit der Eintrittskarte kann man am Tag des Messebesuchs kostenfrei mit den Verkehrsmitteln des VRR an- und abreisen (bis Preisstufe D, Zweite Klasse, nur zuschlagfreie Züge).

Die Angebote sind nach Hallen geordnet: In Halle 1 etwa finden sich Familienboote und Großserienhersteller, in Halle 6 die millionenteuren Yachten, in Halle 7 maritime Kunst. Tauchen ist das Thema in den Hallen 11 und 12; 13 und 14 zeigen Urlaubsziele mit Meerblick und 15 bis 17: Segeln.