Röbel. Ein Hausboot zu steuern, dafür gab es lange hohe Hürden. Seit 20 Jahren geht das an der Seenplatte sogar führerscheinfrei, was Gäste oft erstaunt. Damit werden die touristischen Bundeswasserstraßen immer wichtiger, meinen Experten.
Der sogenannte Charterschein, mit dem Hobby-Skipper seit 20 Jahren ohne Führerschein Hausboote steuern können, hat den Tourismus an der Mecklenburgischen Seenplatte und in Brandenburg stark angekurbelt.
"Durch die Regelung hat sich der Wassertourismus als Markt überhaupt erst entwickeln können", sagte Tourismusverbandsgeschäftsführer Bert Balke in Röbel. Die Regelung galt ab dem Jahr 2000 erst als Modellversuch auf rund 300 Kilometern zwischen Schwerin und südlich von Berlin, dann wurde die Region abschnittsweise immer wieder erweitert. Dabei dürfen bis zu 15 Meter lange Hausboote mit Motoren mit mehr als 15 PS Leistung gefahren werden, sofern nicht mehr als zwölf Personen an Bord sind und die Schiffe nicht schneller als zwölf Stundenkilometer unterwegs sind.
Nebenwasserstraßen und Schleusen
"Der Erfolg der Regelung zeigt, wie wichtig die Nebenwasserstraßen des Bundes sind und auch die Schleusen", erläutert Dagmar Kuhnle, Sprecherin der Kuhnle-Gruppe. Das Charter- und Bootsbauunternehmen hat 160 Boote an neun Standorten. Viele Charterschein-Hausboote haben Motoren um die 55 PS. Einzige Voraussetzung für Hobby-Skipper ist eine dreistündige theoretische und praktische Einweisung durch den Vermieter. Das sollte man auch ernst nehmen, denn die Behörden lassen sich die Protokolle auch manchmal vorlegen. "Durch den Charterschein kann jeder Mann und jede Frau zum Bootstouristen werden", erläuterte Balke.
So hat der Verband ausgerechnet, dass man im Umfeld von Berlin und an der Mecklenburgischen Seenplatte über unzählige Seen und Flüsse rund vier Wochen unterwegs sein müsste, um das gesamte Revier zu erkunden, zu dem auch die Peene gehört. "Das sind rund 1000 Kilometer Wasserstraßen", sagte Kuhnle. Besonders toll sei, dass man mit dem Charterschein sogar durch Berlin schippern könne. Das sei weder in London noch in Paris möglich.
Starke Behinderung
Ein paar Wünsche habe die Branche, die sich nun wieder bei der Messe "boot" in Düsseldorf trifft, aber trotzdem noch. 2019 war die Branche durch die lange gesperrte Schleuse Zaaren bei Templin stark behindert worden. Nun hoffe man zudem, dass die Schleuse Quitzöbel an der Havel endlich saniert werde und es müsse einen direkten Zugang von der Oberen Havel-Wasserstraße zu den Ruppiner Gewässern geben. (dpa)