Bielefeld. Im vergangenen Jahr gab es in NRW 67 Prozent mehr Verfahren wegen Kinderpornografie. Für diesen massiven Anstieg nennen Experten zwei Gründe.
Die Zahl der bekanntgewordenen Fälle von Kindesmissbrauch ist im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen um 15,8 Prozent gestiegen. „Unsere Kreispolizeibehörden haben 2805 neue Verfahren registriert. 2018 waren es noch 2422“, sagte Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) dem Westfalen-Blatt.
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Noch stärker war die Zunahme bei Erwerb, Besitz und Verbreitung sogenannter Kinderpornografie. Hier gab es eine Steigerung von 67,1 Prozent – von 1411 Fällen im Jahr 2018 auf 2359 Ermittlungsverfahren im vergangenen Jahr.
Experten nennen zwei Gründe für die Zunahme
Experten nennen für diese massive Zunahme zwei Gründe: Zum einen müssen seit 2012 in den USA Internetprovider, E-Mail-Anbieter und Datenhoster alle grafischen Inhalte, die im Netz verschickt werden, automatisiert nach Kinderpornografie filtern. Deshalb erhalten die deutschen Behörden aus den USA immer mehr Hinweise auf Täter in Deutschland.
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Zum zweiten steigt die Kripo in Nordrhein-Westfalen seit 2019 laut Innenministerium tiefer in die Ermittlungen ein und sucht bei Verdächtigen zunehmend nach Querverbindungen zu anderen Pädokriminellen. Auch das erhöht die Fallzahlen in Sachen Kinderpornografie.
Missbrauchsfall Lügde hat viele sensibilisiert
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„Dass es 2019 deutlich mehr Anzeigen beim Kindesmissbrauch gab, mag auch daran liegen, dass der Fall Lügde viele Menschen sensibilisiert hat, die heute eher mit einem Verdacht zur Polizei gehen“, sagte ein Sprecher des Innenmimisteriums. Zudem schlagen sich in der Kriminalstatistik 2019 auch die Missbrauchsfälle aus dem Lügde-Verfahren nieder - auch wenn die Anzeige, die den Fall ins Rollen brachte, bereits 2018 erstattet worden war.