Köln. Ein Kölner CDU-Politiker soll auf einen Mann (20) geschossen haben. Auf Twitter tobt nun ein Shitstorm, bei dem Paul Ziemiak und Rezo mitmischen.

Nachdem er am 30. Dezember vor seinem Haus auf einen 20-Jährigen geschossen haben soll, lässt ein CDU-Bezirkspolitiker aus Köln-Porz sein Mandat ruhen.

Das habe er gegenüber seiner Partei erklärt, heißt es in einer Stellungnahme der CDU Köln. Deren Vorsitzender Bernd Petelkau „begrüßt dieses Vorgehen und hofft auf einen schnellen Abschluss der Ermittlungen“. Bis dahin gelte die Unschuldsvermutung, stellt Petelkau klar.

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak spricht Verdächtigem demokratische Werte ab

Nicht so für Nutzer des Kurznachrichtendienstes Twitter: Dort tobt angesichts des Vorfalls in Köln ein Shitstorm, in dem zwischenzeitlich auch CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak mitmischte. Gewalt dürfe keinen Platz in unserer Gesellschaft haben, twitterte Ziemiak. „Auf dem Boden unserer christlich-demokratischen Werte steht so ein Verhalten nicht“, heißt es weiter. Wenig später wiederholte Ziemiak den Tweet – diesmal ohne den Hashtag, mit dem er den beschuldigten Bezirksrvertreter auch namentlich erwähnt hatte.

Da der beschuldigte CDU-Politiker auf Facebook unter anderem AfD-Politikerin Alice Weidel folgt und einige kritische Beiträge zur deutschen Flüchtlingspolitik teilte, ist aus der mutmaßlichen gefährlichen Körperverletzung auf Twitter längst eine Gesinnungsdebatte geworden.

Bei der CDU in Köln mag man weder den Tweet des Generalsekretärs kommentieren, noch sich näher zu dem beschuldigten Politiker einlassen. Stattdessen verweist die CDU auf die am Mittwochabend veröffentlichte Erklärung.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung

Nachdem zunächst eine Mordkommission ermittelt hatte, geht die Staatsanwaltschaft mittlerweile von gefährlicher Körperverletzung aus. Am Nachmittag des 30. Dezember hatten Polizei und Staatsanwaltschaft den Vorfall öffentlich gemacht. Demnach soll sich sich der 20-Jährige kurz nach Mitternacht am 30. Dezember gemeinsam mit drei weiteren jungen Männern (21, 22, 23) vor dem Haus des Bezirksvertreters am Porzer Rheinufer aufgehalten haben.

Ersten Ermittlungen zufolge kam der 72-Jährige daraufhin aus seinem Haus und sprach die vier jungen Männer an. Nach einem Streit soll er mit einem Revolver auf die Männer gezielt und auf den 20-Jährigen geschossen haben. Wie Kölner Medien berichten, soll Lärm die Ursache des Streits gewesen sein.

Medienanwalt kritisiert Vorverurteilung in den sozialen Medien

Kurz nach dem Schuss wurde die Polizei alarmiert, die den 72-Jährigen widerstandslos festnahm. Der Mann sei alkoholisiert gewesen, heißt es im Polizeibericht. Die Polizei stellte außerdem fünf scharfe Schusswaffen sowie ein Wechselsystem bei dem Mann sicher. Der Tatverdächtige soll Mitglied in einem Schützenverein gewesen sein.

Er hat bislang keine Angaben zum Geschehen gemacht und lässt sich durch einen Anwalt vertreten. Der Kölner Medienanwalt Ralf Höcker, der den beschuldigten Politiker berät und vertritt, hatte sowohl Paul Ziemiak als auch den für seine Politikabrechnung bekannten Youtuber Rezo auf Twitter angemahnt, den Namen seines Mandanten nicht weiter zu verbreiten: „Die Vorverurteilung in den sozialen Medien ist unsäglich, vor allem vor dem Hintergrund, dass mein Mandant unschuldig ist“, sagte Höcker, gleichzeitig Bundespressesprecher der Werte-Union, auf Anfrage. Zu den Vorwürfen und dem Tathergang selbst wolle man sich öffentlich nicht äußern. Das überlasse man der Staatsanwaltschaft.