Köln. Ein Mitarbeiter der Stadt Köln ist am Freitag mit einem Messer tödlich verletzt worden. Der Verdächtige ist wahrscheinlich schuldunfähig.
Ein Mann soll in Köln am Freitag auf zwei Mitarbeiter der Stadt eingestochen haben. Ein 47-Jähriger starb, seine Kollegin kam in ein Krankenhaus. Am Freitagabend teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit, dass der Tatverdächtige wahrscheinlich schuldunfähig sei. Es gebe deutliche Anhaltspunkte dafür, dass der 60-Jährige psychisch krank sei.
Die Staatsanwaltschaft werde die Unterbringung des Mannes in einem psychiatrischen Krankenhaus beantragen. Der 60-Jährige soll laut Polizei im März schon einmal eine städtische Mitarbeiterin angegriffen und mit einem Schraubendreher leicht verletzt haben.
Mitarbeiter der Stadt Köln tödlich verwundet
Die beiden Stadt-Bediensteten arbeiteten in der Vollstreckungsabteilung der Kämmerei. Deren Mitarbeiter suchen Schuldner auf, die offene Rechnungen auch nach mehreren Mahnungen noch nicht beglichen haben. Sie versuchen, das Geld einzutreiben und können auch Pfändungen vornehmen.
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei waren die städtischen Bediensteten zu einem Hausbesuch im Stadtteil Dünnwald und klingelten an der Haustür. Nachdem der Bewohner öffnete, habe dieser unvermittelt zugestochen. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Die Polizei hat eine Mordkommission eingerichtet.
Oberbürgermeisterin Reker: „Verrohung kennt keine Grenzen“
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte sich am Mittag in einer Mitteilung geäußert: „Dass einer unserer Kollegen im Einsatz für unsere Stadt durch einen Angriff sein Leben verloren hat, macht mich zutiefst betroffen und erfüllt mich mit großer Trauer.“
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„Die Verrohung unserer Gesellschaft scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Es macht sich Entsetzen breit angesichts einer solchen Tat“, so Reker weiter. „Als Stadt werden wir alles dafür tun, dass sich unsere Mitarbeitenden noch sicherer fühlen können. Daher werden wir uns gründlich anschauen, was wir noch mehr tun können, auch wenn wir wissen, dass es eine absolute Sicherheit nie geben wird.“
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Reker sicherte den Mitarbeitern der Kämmerei psychologische Unterstützung zu. Sie seien alle bestürzt und niedergeschmettert - genau wie sie selbst. „Es ist schon so, dass in solchen Situationen auch eigene Erlebnisse zurückkommen“, sagt Reker, die einen Tag vor der OB-Wahl 2015 von einem Attentäter mit einem Messer schwer verletzt worden war. „Wahrscheinlich wird man das auch nie ganz verdrängen können.“
Gewerkschaft fordert Melderegister für Angriffe im Öffentlichen Dienst
„Es ist kaum noch in Worte zu fassen, was in Köln passiert ist. Unser großes Mitgefühl gilt den Angehörigen des Opfers,“ so Andreas Hemsing. Er ist Vorsitzender der Gewerkschaft Komba, die sich für die Belange der Beschäftigten in den Kommunen einsetzt. „Eine verachtenswerte Tat, die leider erneut zeigt, wie stark ausgeprägt die Verrohung unserer Gesellschaft bereits ist“, so Hemsing weiter.
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Immer öfter würden Kolleginnen und Kollegen Opfer von Angriffen. „Es ist unglaublich, wie tief der Respekt gegenüber den Beschäftigten im öffentlichen Dienst gesunken und dabei die Gewaltbereitschaft gestiegen ist.“ Im Gespräch mit dieser Redaktion erneuerte der Gewerkschafter die Forderung nach einem Melderegister, in dem Angriffe auf Beschäftigte im Öffentlichen Dienst aufgeführt werden sollen. Damit, erhofft sich Hemsing, ließen sich Gefährdungsanalysen erstellen, etwa, um die technische Ausstattung von kommunalen Mitarbeitern zu verbessern. Beispiel: Wann es angezeigt ist, sie mit stichfesten Westen auszustatten.
Die Forderung hat die Gewerkschaft bereits vor Jahren aufgestellt. „Beim Kommunalministerium und den kommunalen Spitzenverbänden ist die Bereitschaft dazu da, aber wir müssen endlich in die Umsetzung kommen“, fordert Andreas Hemsing. (red/mit dpa)
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