Ruhrgebiet. Händler stöhnen, Umweltschützer klatschen. Viele Städte in NRW haben die Preise fürs Parken in der City erhöht. Doch das ist erst der Anfang.

Parkgebühren sind ein heikles Thema. In Oberhausen hat man das jetzt einmal mehr gemerkt. Von 50 Cent auf gerade einmal einen Euro die Stunde wollte die Stadt das Entgelt anheben, die gebührenpflichtigen Zonen ausweiten. Eine – am Ende fast wirkungslose – Protestliste mit 23.000 Unterschriften war die Folge. Axel Schmiemann, Vorsitzender des Vereins CityO.-Management kann den Unmut verstehen. Das sei sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter der Geschäfte in der Innenstadt ärgerlich. Und für viele Händler ohnehin. „Das macht unsere Situation nicht einfacher, zumal in den Einkaufszentren rundherum kostenlos geparkt werden kann.“

Auch in Essen werden die Parkscheinautomaten derzeit umgestellt, die Stundenpreise für einen City-Parkplatz von 1,70 Euro auf 2,30 Euro angehoben. Und die beiden Revierstädte sind keine Ausnahme. Laut einer Studie der Beratungsfirma Ernst & Young planen 27 Prozent der NRW-Kommunen die Parkgebühren noch in diesem, spätestens aber im nächsten Haushaltsjahr anzuheben. Teilweise wird dabei ganz anders hingelangt als im Revier. In Köln etwa kostet das Parken am Straßenrand vier Euro die Stunde. Düsseldorf will nachziehen.

Einzelhändler sind in Sorge - Gebühren schlecht fürs Geschäft?

Immer noch fahren die meisten Menschen mit dem Auto in die Innenstädte
Immer noch fahren die meisten Menschen mit dem Auto in die Innenstädte © dpa | Oliver Berg

Dass allein in der Domstadt dadurch jährlich rund 1,8 Millionen Euro mehr in der Stadtkasse landen, ist angeblich nicht der Hauptgrund für die Erhöhung. In erster Linie, so die Stadt, gehe es angesichts immer noch drohender Dieselfahrverbote darum, Autos aus der Innenstadt fernzuhalten und die Luftqualität zu verbessern. Ähnlich argumentiert auch die Stadt Essen und kann sich dabei unter anderem auf eine Empfehlung berufen, die das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie im Nachklang der Grünen Hauptstadt Europas 2017 aussprach.

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„Je mehr Parkplätze angeboten werden, desto mehr Menschen werden auch das Auto für ihre täglichen Wege künftig nutzen“, mahnen die Wissenschaftler darin und raten: Parkgebühren erhöhen und weniger Parkplätze anbieten. Und besorgte Einzelhändler werden beruhigt: Erfahrungen anderer Städte zeigten, dass ein „restriktives Parkraummanagement“ keinesfalls zu einer Senkung der Kaufkraft führe.

Grüne fordern Anhebung der Parkpreise auch in Dortmund

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Auch deshalb fordern etwa die Grünen in Dortmund, die dort seit Jahren nicht gestiegenen Parkpreise um 20 Prozent zu erhöhen. „Man muss die Fahrt mit dem Auto in die Innenstadt unpraktisch machen“ sagt Grünen-Sprecherin Ingrid Reuter und nennt das Beispiel Kopenhagen. Dort ist – auch dank knapper Parkplätze und hoher Preise – die Innenstadt nahezu autofrei. Dort gibt es aber auch zahlreiche Alternativen, um in die City zu gelangen – allen voran spezielle Schnellwege und Ampelschaltungen für Radfahrer.

E-Autos parken in vielen Städten kostenlos

Besitzer von E-Autos trifft die Erhöhung der Parkgebühren meistens nicht. Sie können in vielen Städten bis zum Erreichen der Höchstparkdauer kostenlos parken.

Und meistens finden die Fahrer auch einen freien Platz. Laut Kraftfahrtbundesamt waren bis zum Ende 2018 weniger als 100.000 reine Elektrofahrzeuge zugelassen. Das waren weniger als 1% der Pkw-Gesamtzulassungen

Da könne man in Dortmund vor allem abends und am Wochenende sicher noch einiges verbessern, glaubt Reuter, findet aber, „grundsätzlich ist die Innenstadt schon jetzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad gut zu erreichen“.

Parkplätze in der City müssen neuem Radweg weichen

Letzteres finden sie auch in Duisburg, Herne oder Bochum und verweisen gerne auf die vielen Stationen, an denen man Fahrräder ausleihen oder erweiterte Bus und Bahnangebote für den Weg in die Stadt oder wieder heraus nutzen kann.

Kostenlose Parkplätze gibt es in vielen Innenstädten so gut wie gar nicht mehr.
Kostenlose Parkplätze gibt es in vielen Innenstädten so gut wie gar nicht mehr. © picture alliance / Axel Heimken/ | dpa Picture-Alliance / Axel Heimken

Fast überall sollen diese Angebote weiter ausgebaut werden, mancherorts wird im Gegenzug sogar Parkraum abgebaut. So fallen am Dortmunder Wall rund 180 Parkplätze für einen neuen Radweg weg. Weitere Projekte sind derzeit nicht geplant, „aber grundsätzlich kann das immer wieder passieren“, sagt Christian Schön, Sprecher der Stadt.

Kostenlose Parkmöglichkeiten gibt es in der Innenstadt kaum noch

Parkpreiserhöhungen sind dort allerdings ebenso wenig angedacht, wie in Duisburg, Bochum, Herne oder Gelsenkirchen. Dafür werden fast überall bisher freie Parkplätze für Anwohner reserviert oder kostenpflichtig gemacht. „Umsonst parken“, weiß der Dortmunder Stadtsprecher, „können sie in der City so gut wie gar nicht mehr.“

Lesen Sie hier, wie die Ruhrgebietsstädte im Einzelnen die Parkgebühren anheben: