Cox’s Bazar. Im größten Flüchtlingslager der Welt baut die Kindernothilfe die Wasserversorgung auf. Denn ist das Wasser dreckig, werden die Kinder krank.

Wasser und Kinder, ein Spaß. Wie sie jetzt an dem öffentlichen Hahn hängen und begierig daraus trinken, wie sie für ihre Mütter, die drum herum stehen, Kessel volllaufen lassen, wie sie einander dann irgendwann auch nass spritzen, natürlich. Kutupalong Expansion, im größten Flüchtlingslager der Welt; in Camp 17, 17 von 34, die eigentlich unterschiedslos aneinandergrenzen; an einer von fünf Versorgungsstationen für Wasser. Es kommt dreimal täglich und wird, jetzt in etwa 30 Minuten, wieder abgestellt.

Auch interessant

Als Khadjuly Nesa mit Mann und fünf Kindern hier ankam vor zwei Jahren, da gab es gar keine Wasserversorgung. „Wir haben Regen aufgefangen“ erinnert sich die 37-jährige Mutter, „wir haben nach Wasser gegraben, es durch die Kleidung gefiltert und gekocht, wenn es ging.“ Heute lebt die Familie in einer Hütte ganz in der Nähe einer der ersten Wasserstationen, 40.000 Liter kommen hier täglich. Man darf das nicht umrechnen auf Wasser pro Kopf. Es ist einfach Fortschritt, ein großer Fortschritt.

„Wenn es riecht und warm ist, bitte nicht trinken“

Das Wasser fließt für einige Stunden täglich.
Das Wasser fließt für einige Stunden täglich. © Jakob Studnar / KNH

Khadjuly Nesa ist die Vorsitzende der Wassernutzergruppe. Das sind alles Frauen, die zu den Nachbarn gehen und mit ihnen darüber reden, wie man gutes Wasser erkennt: „Wenn es riecht und warm ist, bitte nicht trinken.“ Heute noch werden Kinder krank, wenn sie etwa das Wasser trinken, das in böse schillernden Pfützen auf dem Erdboden steht. Lieber Himmel, Mädchen und Jungen spielen in vermüllten Wasserläufen, waschen sich die Füße darin – spritzen einander nass!

Das größte Flüchtlingslager der Welt, es liegt in Bangladesch, etwa 30 Kilometer südlich der Küstenstadt Cox’s Bazar. Hier lebt rund eine Million Menschen, darunter etwa 400.000 Kinder. Sie gehören dem Volk der Rohingya an und sind aus dem Nachbarland Myanmar vertrieben worden. Von einem „humanitären Alptraum“ spricht die Uno und hat inzwischen 230 Hilfsorganisationen aus aller Welt hier registriert. „Bei dem Ausmaß können nur alle zusammen etwas bewegen“, sagt Angelika Böhling, die Sprecherin der deutschen Kindernothilfe.

Im Kinderschutzzentrum gibt es auch eine Hygiene-Erziehung

Die Hilfsorganisation mit Sitz in Duisburg beschreibt die Situation speziell der Wasserversorgung noch immer so: „Viel zu wenige Möglichkeiten, sich die Hände zu waschen. Verschmutzte Toiletten stellen eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheit der Menschen dar. Viele Wasserstellen neben defekten Latrinen sind kontaminiert.“ Sieht man.

Auch interessant

Zusammen mit der lokalen Hilfsorganisation DSK baut die Kindernothilfe hier Kinderschutzzentren mit sicherer Wasserversorgung, in denen Mädchen und Jungen ein paar Stunden am Tag dem Lagerleben entkommen, spielen und lernen können und eine Hygieneerziehung erfahren. Wascht euch die Hände vor dem Essen und nach der Toilette! Nehmt Seife, falls sie da ist! Nehmt genug Wasser! Und die Organisationen kümmern sich auch im Lager darum, dass die Menschen Wasser bekommen. Wofür wir Sie um Spenden bitten: Denn sauberes Wasser ist alles. Der Rest ist Pest und Cholera. Und Durchfall.

20 Familien teilen sich eine Latrine

Fortschritt ist dann auch ein ausgebautes Erdloch, zwei Trittstellen links und rechts, ein einfacher, kleiner, sogar verschließbarer grüner Container drumherum, und an der Tür steht für alle Nutzer ein einziges Paar Sandalen. Die man aber wirklich besser anzieht, bevor man auf die Tritte steigt.

Ein Techniker kontrolliert die Wasserqualität in der Aufbereitungsanlage. Sie wird mit Solarenergie betrieben. Wenn die Sonne einmal nicht scheinen sollte, können die Batterien einspringen
Ein Techniker kontrolliert die Wasserqualität in der Aufbereitungsanlage. Sie wird mit Solarenergie betrieben. Wenn die Sonne einmal nicht scheinen sollte, können die Batterien einspringen © KNH, Jakob Studnar, | Jakob Studnar

Hier in Camp 17 teilen sich 20 Familien eine solche Latrine, und dazu kommen noch Menschen aus den anderen Camps her, die noch keine solchen Toiletten haben. Davon erzählen die Frauen, die sich organisiert haben in der Toilettennutzer-Gruppe. Auch hier geht es darum, die Anlagen sauber zu halten und den Menschen Hygieneregeln zu erklären. „Sind die Toiletten dreckig, werden die Kinder krank“, sagt Setara Begum (31), Mutter eines Jungen.

Eine Station mit Solarpaneelen erzeugt die nötige Energie

Auf einem der vielen Hügel, auf denen das Flüchtlingslager steht, erhebt sich eine Station mit Solarpaneelen und Batterien; sie erzeugt und speichert die Energie für die Wasserversorgung. Hier auch wird es auf einfache Weise geklärt und gechlort, bevor es zu den Stationen fließt.

Weiter unten steht gerade Katrin Weidemann, die Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe, sechs, acht Meter entfernt von einer solchen Wasserstelle. „Ich rieche das Chlor bis hier!“, sagt sie. Nie roch Chlor so gut wie in Kutupalong Expansion, Camp 17. 17 von 34.

Das Spendenkonto

In den Lagern und der Umgebung sollen Kinderschutzzentren gebaut und die Versorgung mit sauberem Wasser, Trink- und Waschgelegenheiten verbessert werden. Kinder sollen eine Mahlzeit pro Tag erhalten. Und so können Sie helfen: Empfänger ist die Kindernothilfe, IBAN DE4335 0601 9000 0031 0310, BIC GENODED1DKD („Bank für Kirche und Diakonie“), Stichwort: Bangladesch.