Oberhausen. Zehn Stiftungen aus dem Ruhrgebiet wollen Stadtteilinitiativen unterstützen. Im neuen „Förderpott Ruhr“ sind jährlich 100.000 Euro - zunächst.

Zehn Stiftungen aus dem Ruhrgebiet haben sich zusammengetan für eine elfte gute Sache. Sie haben am Mittwoch in Oberhausen den „Förderpott Ruhr“ ins Leben gerufen, aus dem jährlich Stadtteilinitiativen aus dem Ruhrgebiet unterstützt werden sollen. „Das ist ein Anfang“, sagt Nikolai Fuchs aus dem Lenkungskreis des „Stiftungsnetzwerks Ruhr“. Motto: 100.000 Euro für die Engagierten des Ruhrgebiets.

Die Details des Verfahrens entnehmen Sie bitte dem Ende des Textes, aber im Prinzip geht es darum, kleinen Initiativen zu helfen, die ihrem (Vor)Ort Gutes tun. In welcher Form auch immer. Sie werden unterstützt mit Summen zwischen 500 und 5000 Euro; das sei viel, weil „viele Initiativen nur einen Anschub brauchen“, so Janina Krüger von der „Stiftung Ehrenamt Essen“.

Ruhrgebiet gilt als Stiftungshochburg wegen seiner Montanvergangenheit

Vertreter von zehn Stiftungen präsentieren im Technologiezentrum Oberhausen ihr neues Projekt „Förderpott Ruhr.“
Vertreter von zehn Stiftungen präsentieren im Technologiezentrum Oberhausen ihr neues Projekt „Förderpott Ruhr.“ © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Das Ruhrgebiet, es gilt wegen seiner Montanvergangenheit als Stiftungshochburg. Die Zahlen geben das nicht ganz her: Rund 22000 Stiftungen gibt es in Deutschland, 4200 in NRW, gut 800 hier bei uns. Darunter sind allerdings wahre Riesen wie die RAG-Stiftung, die die Ewigkeitskosten des Bergbaus auffängt und Wissenschaft und Kultur in Bergbauregionen fördert, die „Stiftung Mercator“, die im Bereich Klimaschutz und Integration tätig ist, oder die Krupp-Stiftung, die sich kümmert um Kultur, Sport und Völkerverständigung, vor allem mit dem Osten.

Sie alle haben ihren Sitz in Essen, wie auch gleich der ganze Stifterverband aus rund 3000 Firmen und Einzelpersonen, engagiert in Bildung und Wissenschaft. Zieht man den Kreis etwas weiter, finden sich in NRW noch die Branchengrößen Fritz Thyssen-Stiftung (Forschung), Gerda Henkel-Stiftung (Geisteswissenschaften) oder die „Stiftung Deutscher Denkmalschutz“, deren Name für sich spricht.

Allein seit der Jahrhundertwende sind 13000 Stiftungen dazu gekommen

Doch die Regel ist das nicht im Stiftungswesen, dass sie auf großen Unternehmen beruhen. Viele einzelne, ganz normale Menschen gründen oder hinterlassen Stiftungen: Sie geben ihr Vermögen weg für eine gute Sache, die sie selbst ausgewählt haben; idealerweise fließen die Zinsen in diesen Zweck, und das Vermögen bleibt unangetastet.

Allein seit der Jahrhundertwende haben so 13.000 Menschen in Deutschland dem stumpfen Lauf der Zeit eigensinnig ins Handwerk gepfuscht, denn stiften kann man für alles: für die Erhaltung von Kirchen oder Industriedenkmalen, für Schulen, Spielplätze und Hospize, für Menschen und Tiere und öffentliche Bücherschränke. Letzteres eine von vielen Aktionen der „Bürgerstiftung Duisburg“, die dem „Stiftungsnetzwerk Ruhrgebiet“ angehört.

„Wir wollen den Topf erhöhen, dass er nochmal attraktiver wird“

Die Jekids-Stiftung fördert Musikprojekte, wie hier an der Lamberti-Grundschule in Gladbeck.
Die Jekids-Stiftung fördert Musikprojekte, wie hier an der Lamberti-Grundschule in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Zurück also nochmal nach Oberhausen. Auf den Anfang mit den 100.000 Euro. In dem Netzwerk sind 83 Stiftungen aus dem Ruhrgebiet vertreten, und zehn von ihnen stellen zunächst die Mittel für den neuen „Förderpott Ruhr“. Das weitere sich hinzu gesellen, das hoffen sie.

„Wir wollen den Topf erhöhen, dass er nochmal attraktiver wird“, sagt Nikolai Fuchs aus dem Lenkungskreis. In zwei Monaten, wenn die ersten Bewerbungen möglich sind, wird sich zeigen, ob die Idee einen Nerv trifft. So sagt es Fuchs: „Man muss gucken, ob das Leben es annimmt.“

Bewerbungen sind möglich vom 1. Januar an

Der „Förderpott Ruhr“ ist ausgestattet mit jährlich 100.000 Euro zunächst bis zum Jahr 2022. Das Geld wird vergeben in Summen zwischen 500 Euro und 5000 Euro. Bewerben können sich Initiativen aus dem Ruhrgebiet, die Stadtteil- und Quartiersarbeit leisten, etwa in den Bereichen Bewegung, Bildung, Ernährung, Gesundheit, Integration, Kultur, Mobilität, Natur, Umwelt oder Soziales.

Es dürfen sich keine einzelnen Menschen, sondern nur Gruppen bewerben. Sie brauchen aber keine Rechtsform zu führen. Es gibt jährlich zwei Bewerbungsfristen, zum 31. März und zum 30. September. Die ersten Bewerbungen sind möglich vom 1. Januar 2020 an. Weitere Informationen unter www.stiftungsnetzwerk.ruhr, dort wird auch rechtzeitig das Bewerbungsformular zu finden sein. Es geht vor allem um eine kurze Projektbeschreibung.