Essen. Jedes zehnte Paar hegt einen unerfüllten Kinderwunsch, doch kaum jemand spricht darüber. Eine Betroffene erzählt ihre Geschichte – und macht Mut.

Die Hormone spielen verrückt, das Glücksgefühl ist groß, und auch die Übelkeit ist da – alle Zeichen stehen auf Schwangerschaft. Doch dann passiert etwas, das in der Medizin gar nicht so selten ist: eine Fehlgeburt. Etwa jede fünfte Schwangerschaft in Deutschland endet vorzeitig auf diese Weise, etwa jedes zehnte Paar bleibt gar für immer ungewollt kinderlos. Für die Betroffenen eine schmerzvolle Erfahrung, über die in der Gesellschaft noch immer nur wenig gesprochen wird.

v.li.: Katharina Appia, Kinderwunsch-Coachin und Paarberaterin aus Dortmund, Funke-Redakteurin Jennifer Schumacher und Moderator Jan Reckweg bei der Aufzeichnung unseres Podcasts.
v.li.: Katharina Appia, Kinderwunsch-Coachin und Paarberaterin aus Dortmund, Funke-Redakteurin Jennifer Schumacher und Moderator Jan Reckweg bei der Aufzeichnung unseres Podcasts. © Philipp Nesbach

Katharina Appia aus Dortmund will das ändern. Nach vier Fehlgeburten und dem unfreiwilligen Verzicht auf Kinder hat die 41-Jährige sich als Kinderwunsch-Coachin mit einer eigenen Praxis selbstständig gemacht, weil sie, wie sie sagt, „den Schmerz nachvollziehen kann“. Während ihrer eigenen Trauerphase nämlich habe ihr jemand, der genau das kann, gefehlt.

In der neuen Folge von nah&direkt spricht sie mit Podcast-Moderator Jan Reckweg darüber, wie sie mit ihrem Schicksal umgegangen ist, warum sie ihren alten Job an den Nagel gehängt und wodurch sich für sie eine neue Perspektive aufgetan hat. Außerdem zu Gast ist Funke-Redakteurin Jennifer Schumacher. Sie hat ein junges Paar getroffen, das über Jahre vergeblich versucht hat, ein Kind zu bekommen – und sich letztlich für den Weg der künstlichen Befruchtung entschied.

Der Umgang damit fällt allen Seiten schwer

„Ich habe mich unzulänglich gefühlt. So nach dem Motto: Das kriegt jeder hin. Wieso wir nicht?“, beschreibt Katharina Appia das Gefühl des Scheiterns. Sie habe die Erfahrung gemacht: Weder das Thema Fehlgeburten noch das große Thema Trauer hat in unserer Gesellschaft einen Platz. Nicht nur tun sich viele betroffene Paare sehr schwer damit, über ihre Situation zu reden, auch falle es Freunden und Verwandten oft nicht leicht, damit umzugehen und angemessen zu reagieren.

Sogar in den Kliniken und Praxen mangele es nach einer Fehlgeburt zum Teil an Aufklärung. Dass beispielsweise eine Beerdigung möglich gewesen wäre, erfuhren Katharina Appia und ihr Partner erst im Nachhinein. Sie selbst hätten mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zwar Glück im Unglück gehabt und viel Empathie entgegengebracht bekommen – doch das geht eben längst nicht allen so, weiß Appia von anderen Eltern.

Behandlungsmöglichkeiten bei unerfülltem Kinderwunsch

Eine Schwangerschaft auf medizinischem Wege herbeizuführen, ist indes alles andere als einfach: Die Hormone beeinflussen den Körper und die Gefühlswelt, bei manchen Frauen können sie Depressionen oder Übergewicht auslösen. Zudem sind künstliche Befruchtungen sehr teuer: rund 3000 Euro kostet eine Behandlung, oft werden mehrere davon benötigt.

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Seit Sommer 2019 fördert das Land NRW jedoch die Kinderwunschbehandlung von Paaren: bis zu 50 Prozent, wenn sie verheiratet sind, bis zu 25 Prozent, wenn sie unverheiratet sind. Den anderen Teil übernimmt in der Regel die Krankenkasse. Das ist eine erhebliche Erleichterung für Paare, die sich die teure Behandlung sonst nicht leisten könnten.

Vom nah&direkt-Podcast gibt es jeden Freitag eine neue Folge. Bei Apple, Spotify, Deezer und Audio Now kann man ihn kostenlos abonnieren oder ihn online auf nah-und-direkt.de im Stream anhören. Lesen Sie darüber hinaus hier, wie andere Mütter mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch umgehen. Den Podcast von Katharina Appia, „Alles da, nur Ella nicht“, finden Sie hier.