. Spätsommer ist Wespenzeit. Die Tiere stehen sowohl auf Pflaumenkuchen als auch auf Grillfleisch. Jetzt bloß keine Hektik. Tipps vom Experten.
Sie sind nicht eingeladen, aber das stört sie nicht. Sie kommen zum Kaffee, gern auch, wenn gegrillt wird. Und manchmal ziehen sie sogar in die unmittelbare Nachbarschaft. Mit der ganzen Familie. Und diese Familie ist groß. Wespen gelten im Spätsommer als wahre Plagegeister. Dabei sind die kleinen Tierchen besser als ihr Ruf. Meistens zumindest.
Für was sind Wespen gut? „Wespenvölker jagen andere Insekten und Schädlinge im Garten“, weiß Wespenexperte Harry Abraham. „Denn die Wespenbrut, die kopfüber im Nest hängt, braucht tierisches Eiweiß.“ Deshalb fangen die Wespen zum Beispiel Mücken und Fliegen, zerkauen sie und verfüttern den Brei dann an den Nachwuchs. Aber auch andere Käfer sind vor den Wespen nicht sicher. Gartenbesitzer haben in den letzten Jahren immer öfter die Beobachtung gemacht, dass der Buchsbaumzünsler auf dem Speiseplan der Wespen steht.
Zunächst einmal: Keine Panik!
Ist Wespe gleich Wespe?
Aber nein. Rund 100 Wespenarten gibt es in Mitteleuropa. Für ihren schlechten Ruf sorgen aber eigentlich nur zwei Arten: die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe.
Ich habe ein Wespennest in meinem Garten entdeckt. Was nun? Zunächst einmal: Keine Panik. Erst recht nicht im Spätsommer. „Dann ist das Nest bald Geschichte“, weiß Abraham. Viele wissen gar nicht, dass Wespenvölker nur einen Sommer überleben“, erklärt James Brückner, Artenschutzexperte beim Deutschen Tierschutzbund. „Dann sterben die Insekten – bis auf die Königin, die im Frühjahr darauf wieder Eier legt.“ Es sei deshalb oft gar nicht nötig, einen Schädlingsbekämpfer anrücken zu lassen, bestätigt Abraham. „Es sei denn, man reagiert allergisch auf Insektenstiche oder das Nest befindet sich an einer sehr ungünstigen Stelle.“
Und wenn das Nest irgendwo im Garten hängt?
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Dann ist das Problem noch kleiner. Bleibt man auf einer Distanz von zwei bis drei Metern zum Nest und versperrt die Flugbahn der Wespen nicht, fühlen sie sich nicht bedroht. Kommt man dem Nest allerdings zu nahe, dann können Alarmpheromone andere Artgenossen alarmieren und eine massive Attacke forcieren.
Darf ich eine Wespe töten?
Darf ich überhaupt so einfach einen Schädlingsbekämpfer engagieren?
Um es kurz zu machen: Wildbienen, Wespen, Hummeln und Hornissen stehen größtenteils unter Artenschutz, die Wespenarten Gemeine- und Deutsche Wespe nicht. Ihre Nester dürfen bekämpft werden.
Muss das Volk dann getötet werden?
Nicht immer. Je nach Größe und Erreichbarkeit lassen sich Nester auch umsiedeln. Das ist in der Regel allerdings aufwändiger, als das Nest auszuräuchern. Wobei „ausräuchern“ harmloser klingt, als es tatsächlich ist. Denn mit Rauch lassen sich die Insekten nicht töten oder gar vertreiben. „Zum Einsatz kommt Nervengift“, sagt Abraham und warnt, vor möglichen Schädigungen der im oder am Haus lebenden Menschen. Vor allem, wenn Laien zur Giftspritze greifen.
Wie viele Wesen leben in einem Nest?
„Mitunter mehrere Tausend“, sagt Abraham. Und jede hat ihre Aufgabe. „Ein Drittel des Volkes kümmert sich um die Brut, ein Drittel bewacht das Nest und das letzte Drittel sorgt für die Nahrung.“
Worauf muss ich denn achten, wenn ich einen Schädlingsbekämpfer beauftrage?
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Darauf, dass sie nicht über den Tisch gezogen werden. Seriöse Firmen verlangen für die Beseitigung eines Nestes zwischen 150 und 200 Euro. Gerade in letzter Zeit aber warnen Polizei und Verbraucherschützer vor Trickbetrügern. Verbraucher sollten darauf achten, dass die Schädlingsbekämpfer in einem Verband gelistet sind und vorher nach dem Preis fragen. Sonst geht es ihnen, wie einer Frau aus Düsseldorf. Die bezahlte über 4000 Euro für eine Nestbeseitigung.
Ich habe aber Angst vor Wespen...
Kommen die Wespen im nächsten Jahr wieder, wenn ich das Nest im Herbst nicht vernichte?
Nein, das tun sie nicht. Im Herbst sterben alle Wespen. Nur die Jungköniginnen versuchen hinter Baumrinde, Holzstapeln oder auf einem Speicher den Winter in einer Ruhestarre zu überleben um im nächsten Jahr irgendwo ein neues Volk zu gründen. Das alte Nest wird nie wieder benutzt. „Es kann aber sein“, weiß Abraham aus Erfahrung, „dass sie nur ein paar Meter weiter eine neues bauen.“
Ich habe zwar kein Nest im Garten, aber trotzdem Angst vor Wespen. Zu Recht?
Nein, sagen die meisten Biologen. Wespen sind nicht so gefährlich wie viele glauben „Sie sind keine Angreifer, sondern verteidigen sich nur“, sagt auch Abraham. Auf hektische Bewegungen allerdings reagieren Wespen besonders aggressiv. Entweder man beweist „Nervenstärke“ und wartet ab, oder man schiebt mit einer langsamen Handbewegung oder Zeitung die Wespe aus seiner Umgebung. Aber Achtung: Angstschweiß kann Angriffe auslösen. Überhaupt können Wespen von Gerüchen wie Parfüm, Cremes, Holzmöbelpolitur oder ähnlichen Düften angezogen werden. Außerdem fliegen Sie gerne auf bunte Kleidung. In der Dunkelheit allerdings fliegen sie – anders als etwa Hornissen – gar nicht.
Warum fliegen Wespen eigentlich nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Kuchen?
Harry Abraham kann das ganz einfach erklären. „Während das Fleisch für die Brut zur Nahrung verarbeitet wird, nutzen sie den Zucker für sich selbst – quasi als Flugbenzin.
Was muss ich noch beachten, um mich zu schützen?
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Um Stiche zu vermeiden sollte man nicht barfuß über eine Wiese laufen wo Fallobst liegt. Kindern, die etwas Süßes gegessen haben unbedingt den Mund abwischen und nie aus einem Behälter trinken den man nicht einsehen kann. Getränke sollte man immer abdecken. Ein Wespenstich im Hals kann sehr gefährlich sein. Abraham hat noch einen Tipp für die nächste Gartenparty. „Einfach etwas abseits eine Schüssel mit reifem Obst hinstellen. Die lenkt die Wespen ab.“
Ich bin gestochen worden. Was soll ich tun?
Viele Mediziner empfehlen, die Stelle mit Eis zu kühlen. Ansonsten gibt es zahllose Tipps, die anscheinend bei jedem Wespenopfer anders wirken. Dazu gehören „eine halbe Zwiebel auf die Einstichstelle legen“, oder „einen Umschlag mit kaltem Essig“. Auch Speichel – am besten mit Zucker vermischt – soll gegen Schmerzen und Schwellungen helfen. Immer beliebter werden auch spezielle Stichheiler, die das Gift kurz nach dem Stich durch Hitze bekämpfen. Allergiker allerdings sollten ihr Notfallset benutzen oder einen Arzt aufsuchen.
Bienen sterben, Wespen stechen weiter
Stirbt die Wespe, wenn sie zugestochen hat?
Nein, anders als die Biene tut sie das nicht. Die Wespe besitzt einen glatten Stachel ohne Widerhaken und kann diesen aus der Wunde wieder herausziehen – damit sticht sie zur Not auch mehrmals zu. Insgesamt wird pro Stich etwas weniger Gift injiziert, als dies bei Bienen der Fall ist. Ein langes Leben ist ihr dennoch nicht beschert. Im Schnitt stirbt sie nach vier Wochen.
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