Recklinghausen. Generationen von Bergmännern haben im Trainingsbergwerk Recklinghausen gelernt. Künftig sollen dort Besucher erleben, wie es im Bergbau zuging.
Die Männer vom Förderverein, sie schwärmen: Es herrsche „der typische Geruch der Grube“, sagen sie, und: „Das Gefühl, 1000 Meter unter der Oberfläche zu sein, befällt selbst alt gediente Hauer.“ Sie reden vom früheren Trainingsbergwerk der RAG in Recklinghausen, das nun ein öffentliches „Erlebnisbergwerk“ werden soll.
Es handelt sich um eine 1400 Meter lange Strecke, an der die verschiedensten Bergbaumaschinen stehen, drei Streckenvortriebe sowie Streben mit einem Walzenschrämmlader und einem Hobel. Die Maschinen wird man arbeiten sehen und ausprobieren können. Und die RAG wird hier noch bis 2021 die Grubenwehr schulen.
Nachfrage nach Grubenfahrten war in den letzten Jahren enorm
Selbst wenn man die Imponiervokabel vom „Erlebnisbergwerk“ nicht allzu ernst nimmt, darf man vorhersagen: Für das Ruhrgebiet ist das ein Gewinn. Denn die Nachfrage aus ganz Deutschland, einmal unter Tage zu kommen, war in den letzten Jahren des Bergbaus enorm, wurde aber nur noch selten erfüllt. Und die Vorstellung, man könne eine komplette ausgediente Zeche für Besucher nutzen, war wirklichkeitsfremd: viel zu teuer, viel zu gefährlich.
Da ist der Clou in Recklinghausen: Man ist in gewissem Sinn tatsächlich unter der Erde. Denn die Strecke liegt in einer Halde von verdichtetem tauben Gestein aus der Förderung der Zeche Recklinghausen. Im zweiten Weltkrieg entstanden hier Luftschutzbunker, die in den 1970er-Jahren umgebaut und zum Trainingsbergwerk wurden.
Stadt spricht von einer „einzigartigen Chance“
Wenn die politischen Gremien zustimmen, wird der Regionalverband Ruhr das Gelände von der RAG übernehmen und an einen Trägerverein verpachten. Bis zum Jahr 2021 soll das Besucherbergwerk versuchsweise betrieben werden, um zu sehen, ob es sich rechnet oder zumindest keine Kosten verursacht. Frühere Schätzungen sprachen von jährlichen Betriebskosten von rund 150.000 Euro. Ein eventuelles Defizit bis zu 40.000 Euro im Jahr trägt zunächst Recklinghausen. Denn die Stadtverwaltung spricht von einer „einzigartigen Chance, … aktiv zu erleben, wie der 2018 zu Ende gegangene Steinkohlebergbau funktionierte“. Glückauf!