Duisburg. . Mitte Juni gehen in Duisburg die Ruhr Games mit 5000 Sportlern über die Bühne. Allerdings kollidieren sie mit zwei anderen Riesenveranstaltungen.

Das sind mal Luftsprünge: 3,50 Meter und mehr. Man muss dazusagen, dass Paul Thölen dazu auf einem BMX-Rad sitzt und eine zwei Meter hohe, nach oben gerichtete Abflugrampe nutzt für seinen Schleudertraum auf Rädern.

Manchmal landet er auch oben, punktgenau an der Kante der Rampe, aber die ist ja auch mehrere Zentimeter breit. Kunststück: Thölen wirbelt durch die Luft, seit er sechs war, und ist anfangs „viel auf die Nase gefallen“. War es wert!

In Australien war der 20-jährige Viersener zuletzt mit seiner Kunstfertigkeit, in Japan; an diesem Mittwoch dient er im Landschaftspark Duisburg-Nord als Blickfang. Denn drinnen im Hüttenmagazin wollen die Veranstalter und ihre Gäste gleich Neues erzählen über die bevorstehenden „Ruhr Games“.

„Die Drehscheibe für jugendlichen Leistungssport“

Die Ruhr-Games werden vom 20. bis 23. Juni hier in Duisburg ausgetragen, überwiegend im Landschaftspark an der Emscherstraße 71, von Donnerstag bis Sonntag. Sie verbinden Breiten- und Spitzensport vor allem in Trendsportarten mit internationaler Jugendbegegnung, Kulturveranstaltungen und Party.

Es gibt 214 Disziplinen aus 16 Sportarten, darunter Parkour, Straßenfußball, Judo, BMX, Skateboard, Fechten, Tischtennis ... Die Reklameabteilung hat aufgeschrieben, die Spiele seien „die europäische Drehscheibe für jugendlichen Leistungssport“.

Aktive kommen aus 32 Ländern

Drumherum gibt es ein Auftaktkonzert (Cro) und einen Abschluss (Bosse), über 300 organisierte Begegnungen und politische Veranstaltungen zu Themen wie Klima, Bildung, Geschlechteridentität und Europa.

Die Veranstalter erwarten rund 5000 junge Menschen zu den Wettkämpfen, davon bisher 1960 aus dem Ausland, sowie „mehrere zehntausend“ Zuschauer. Die Aktiven kommen aus 31 europäischen Ländern plus Israel.

Dialog wichtig zwischen jungen Menschen aus Europa

Und der Sinn abseits des Sports? „Das beste Mittel gegen Vorurteile ist Begegnung“, sagt der stellvertretende NRW-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP): Es sei eine „ganz wichtige Sache, dass junge Menschen aus ganz Europa zusammenkommen und in den Dialog kommen“.

Die Beigeordnete des Veranstalters „Regionalverband Ruhr (RVR)“, Nina Frense, erwartet Aufmerksamkeit für das Revier und, dass das Image sich aufhellt: „Wir möchten eine moderne Geschichte vom Ruhrgebiet erzählen.“

Land und Regionalverband zahlen 2,6 Millionen Euro

Die Zuschauer kostet das nichts, sämtliche Sportveranstaltungen und Konzerte sind gratis. Das Land fördert die Spiele mit 1,5 Millionen Euro, der RVR mit 1,1 Millionen, die Stadt Duisburg trägt Sach- und Personalkosten und stellt die Veranstaltungsorte.

Die Kosten sind im Prinzip immer so. Dies sind jetzt die dritten Ruhr Games nach der Premiere in Essen 2015 und nach Dortmund 2017. Die größte Neuerung ist: Die Spiele zuvor waren immer dezentral, auf drei bis fünf Städte verteilt.

Nun holt man sie - im Großen und Ganzen – an einen Ort nach dem Prinzip Olympisches Dorf: Keiner sitzt weit draußen, die Stimmung wird besser. „Ganz kurze Wege zwischen Wettkampfstätten, Party und Drumherum“, kündigt Nina Frense an, die Beigeordnete aus dem RVR. Und: Die nächsten Ruhr Games sollen im Jahr 2021 nach Bochum kommen.

Zugleich ist im Revier Kirchentag und Landesturnfest

Allerdings kollidieren die Spiele an dem langen Wochenende (der Donnerstag ist Fronleichnam) mit zwei weiteren parallelen Riesenveranstaltungen im Ruhrgebiet: In Dortmund ist zugleich der Evangelische Kirchentag, das dürfte sich kaum beißen.

Vor allem aber findet in Hamm zugleich das NRW-Landesturnfest statt. 10.000 Sportler erwarten sie dort. Deren Reklameabteilung hat aufgeschrieben, es handele sich um „die größte inklusive Sportveranstaltung Deutschlands“. Der Sänger Bosse, der auf den Ruhr Games auftritt, hat also offenbar schon vor längerer Zeit in Veranstaltungskalender geguckt und sein aktuelles Album dann „Alles ist jetzt“ getauft. Aus gegebenem Anlass.