Witten. Bei der Sprengung eines Geldautomaten in Witten haben Räuber großen Schaden angerichtet. Durch die Explosion wurde eine Nebelgranate ausgelöst.

Zum vierten Mal haben Täter in Witten zugeschlagen und einen Bankautomaten gesprengt. Diesmal traf es die SB-Filiale der Deutschen Bank an der Annenstraße 156.

Mitten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, um 3.23 Uhr, wurden Anwohner durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen. Polizei und Feuerwehr waren schnell vor Ort, doch die Täter – vermutlich zwei Männer – schon über alle Berge. Erbeutet hatten sie eine hohe Geldsumme. Am Morgen danach erinnert von außen nur noch die von etlichen Sprüngen durchzogene, aber sonst intakte Fensterscheibe an das nächtliche Geschehen. „Vorübergehend geschlossen“, steht auf einem Schild an der Tür.

Ein Bild der Verwüstung

Wer durch den schmalen Spalt hineinschaut, dem bietet sich ein Bild der Verwüstung: Die Front des Geldautomaten ist herausgerissen, der Boden liegt voller Schutt. Und Thorsten Kummer, dem das Haus mit sechs Wohnungen und zwei Ladenlokalen gehört, hat ordentlich zu tun. Er vermietet die kleine Filiale, in der Kunden nur ein Automat zur Selbstbedienung zur Verfügung steht, an die Deutsche Bank.

Der 48-Jährige wohnt mit seiner Familie selbst ganz oben im Haus. Nun muss er erst mal die aufregende Nacht verarbeiten und mit der Versicherung telefonieren. „Es gab einen Wahnsinnsknall. Der ganze Dachstuhl hat gewackelt“, erinnern sich Kummer und seine Frau Diana (46). Tochter Fenja (16) hat erst an ein Gewitter gedacht. „Doch mir war schnell klar, dass das was mit der Bank zu tun haben muss“, sagt ihr Vater. Durch das Fenster im Hausflur hat die Familie auf die Straße geschaut. „Da kam eine Nebelwolke unten aus dem Gebäude raus.“

Thorsten Kummer lief nach unten, ebenso wie andere Mieter. Eine Frau aus der zweiten Etage erzählt, dass ihr Hund, ein Riesenschnauzer, an ihrem Bett gesessen und gejault habe. „Mein Mann und ich sind hochgeschreckt und haben irgendwas rumoren gehört, wie Möbelrücken. Eine halbe Minute später dann der Riesenknall.“

Feuerwehr und Polizei rückten an

Bald kamen Polizei und Feuerwehr, der Sicherheitsdienst der Bank, die Spurensicherung. „Wir haben bisher nur Zeugen, die den Knall gehört haben, aber keine Augenzeugen der Tat“, sagt Volker Schütte. Jemand habe gehört, wie Männer auf Deutsch miteinander gesprochen haben. „Aber keiner hat gesehen, dass ein Fahrzeug vorgefahren ist“, sagt der Sprecher der Bochumer Polizei, der jedoch vermutet, dass irgendwo in der Nähe ein Fluchtfahrzeug gewartet hatte.

Der Rauch war offenbar durch eine Nebelgranate entstanden. Sie war vermutlich gezündet worden, als durch die Sprengung eine Sicherheitsvorkehrung in der Bank ausgelöst wurde. Zur erbeuteten Geldsumme macht die Polizei keine Angaben, um keine weiteren Anreize für Täter zu schaffen. Die Nacht werden die Anwohner jedenfalls nicht so schnell vergessen. „Ich bin jetzt seit halb vier wach“, sagt die 16-jährige Fenja am Vormittag danach. „An Schlaf war nicht mehr zu denken“, sagen auch ihre Elter. Den Gründonnerstag vor Ostern hatten sie sich irgendwie anders vorgestellt.

>>> INFO:

  • Viermal wurden seit Sommer 2016 Geldautomaten in Witten gesprengt. Am 1. Juni 2016 traf es eine Filiale der Sparkasse Witten an der Karl-Legien-Straße in Vormholz. Dort blieb es beim Versuch.
  • Am 29. November 2016 sprengten Täter einen Automaten an der Aral-Tankstelle an der Wittener Straße in Herbede und am 5. Dezember 2017 versuchten sie es im Foyer der Uni Witten-Herdecke an der Alfred-Herrhausen-Straße. Alle Taten ereigneten sich, wie auch der letzte Fall in Annen, zwischen 2.40 und 3.20 Uhr.
  • Seit Mitte 2012 kam es in der Automatenfiliale der Deutschen Bank an der Annenstraße außerdem zu zwölf versuchten oder erfolgreichen Trickdiebstählen, teils mit erheblicher Gewalt.